Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Kindermädchen.«
    Dr. Stephenson nahm, vielleicht, um seine Mißachtung auszudrücken, einen großen Schluck aus seiner Flasche und wankte zur Tür. Bevor er hinausging, drehte er sich um und sagte: »Ich vergesse Sie nicht, Constable.«
    »Schön. Und ich werde Sie gleich völlig vergessen haben. So schnell, wie Sie hoffentlich jetzt aus dieser Tür gehen.«
    Dr. Stephenson zögerte, dann sagte er: »Gut, dann gehe ich. Mal sehen, was Sie von dem Jungen da lernen können. Ich kann nicht kapieren, dass sich ein Farbiger Doktor nennen darf. Für mich bist du kein Doktor, du Nigger, verstanden?«
    »Ich bitte Sie«, sagte Dr. Taylor.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Dr. Stephenson.
    Und weg war er. Ich sah Richard an, dann Abraham. Beide hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Dann sahen wir wieder durch das Loch im Dach.
    »Tut mir leid«, sagte Dr. Taylor. »Seine Frau ist ihm weggelaufen. Er ist immer noch nicht drüber weg.«
    »Er ist nicht der Typ, um jemals drüber wegzukommen«, sagte Daddy.
    »Ich habe ihn überredet herzukommen«, sagte Dr. Taylor. »Ich dachte, er könnte vielleicht helfen. Und ehrlich gesagt, war ich neugierig.«
    »Sie wissen, ich schätze Sie«, sagte Daddy. »Aber es wird das Beste sein, wenn Sie sich jetzt um ihn kümmern.«
    Das war höflich, aber machte auch klar, dass Daddy Dr. Taylor ebenfalls aus dem Kühlhaus haben wollte.
    »Sicher«, sagte Dr. Taylor und ging.
    »Doktor«, sagte Daddy, »würden Sie die Leiche untersuchen und mir Ihre Meinung sagen?«
    »Natürlich«, sagte Dr. Tinn.
    Er stellte seine Tasche auf den Tischrand und öffnete sie. »Billy Ray«, sagte er, »bring mir eine Laterne, ja?«
    Billy Ray, einer der farbigen Männer, die die Leiche hereingebracht hatten, zündete eine Laterne an und brachte sie herüber zum Tisch, weil es ziemlich dunkel im Kühlhaus war. Die einzigen Lichtquellen waren die Risse im Dach und die Ritzen in der Wand.
    Die Laterne tauchte den Raum in ein oranges Licht. Dr. Tinn hängte sie an einen Haken, der an einem Sparren über dem Tisch hing. Als er das tat, zogen wir unsere Köpfe zurück, warteten und beugten uns dann wieder über das Loch. Ich befürchtete, wir würden einen Schatten werfen, der sie aufschauen lassen würde, aber zwischen dem der Äste und der Wolken vor der Sonne fielen unsere Schatten nicht weiter auf. Außerdem hatte die Neugier längst über die Vorsicht gesiegt.
    Dr. Tinn zog sich ein paar große Gummihandschuhe an und betastete die Leiche mit seinen großen Händen. Dann zog der die Handschuhe aus, zündete ein Streichholz an, hielt es nahe an ihren Mund und guckte hinein. Er wedelte das Streichholz aus, streifte sich wieder die Handschuhe über, steckte ihr einen Finger in die Kehle und bewegte ihn darin. Als er den Finger wieder herauszog, klebte irgendetwas daran, das er an einem Lappen aus seiner Tasche abwischte. Er steckte einen Finger in ihre Nasenlöcher, befühlte sie, wischte, was er gefunden hatte, wieder an dem Lappen ab und faltete den Lappen zusammen.
    Er sagte: »Ich werde sie aufschneiden müssen, um mir den Mageninhalt anzusehen.«
    »Den Mageninhalt?«, fragte Daddy.
    Dr. Tinn nickte. »Ich habe vielleicht nicht Dr. Stephensons Ausbildung, aber ich habe meine Methoden.«
    »Also«, sagte Daddy, »Tatsache ist, dass Dr. Stephensons Ausbildung aus einem einzigen Buch bestand und er zuerst nur an Pferden und Kühen herumgedoktert hat.«
    Dr. Tinn grinste. »Genau wie ich«, sagte er.
    Daddy grinste zurück. »Machen Sie nur«, sagte er, »tun Sie, was Sie tun müssen.«
    »Es wird kein schöner Anblick sein.«
    Daddy war auch wieder ernst geworden. »Ich weiß«, sagte er.
    Dr. Tinn nahm ein Werkzeug aus seiner Tasche, ein Skalpell, und machte einen Schnitt von der Brust der Frau hinunter bis zu ihrem Nabel. Zuerst dachte ich, mein Frühstück käme mir wieder hoch, aber ich war viel zu gebannt, um mich abzuwenden. Dr. Stephenson hatte nicht ganz falsch gelegen. Jungs waren fasziniert von nackten Körpern, aber nicht aus den Gründen, die er vermutete.
    Es war seltsam, dass kein Blut floss. Sie war schon relativ lange tot und gefroren, aber der Hauch eines Gases stieg aus dem offenen Körper hinauf und durch das Loch im Dach, von dem mir übel wurde; dann verflog er wieder.
    Ich blinzelte, als Dr. Tinn anfing, mit ihren Eingeweiden zu hantieren. Schließlich schnitt er etwas in ihr auf, fasste mit der Hand hinein und holte irgendwelche dunklen Dinge heraus, die er auf den Tisch

Weitere Kostenlose Bücher