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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Dr. Taylor – und Stephenson hörte auf, mich anzusehen. Er sah zu, wie Mrs. Canerton neue Gäste begrüßte. Ich konnte nicht erkennen, ob in der Art, wie er sie ansah, Interesse lag oder Verärgerung.
    Plötzlich wurde mir klar, dass ausnahmslos jeder Mann im Raum sie ansah wie ein Vogel, der sein Nest bewacht.
    Ich ging nach draußen, um zu spielen.
    Es war eine weitere schöne, kalte Nacht ohne Moskitos, mit vielen leuchtenden Glühwürmchen und zirpenden Grillen. Tom und ich spielten Verstecken mit den anderen Kindern. Während einer der Jungs zählte, suchten wir uns Verstecke. Ich krabbelte unter Mrs. Canertons Haus, kroch unter der Veranda entlang und hoffte, Mama würde später nicht allzu sehr schimpfen, wenn sie meine Kleider sah.
    Ich hatte gerade ein gutes Plätzchen dort gefunden, als Tom neben mir auftauchte. Ich hatte kein Kostüm an, aber sie trug ihr Gespenstergewand, einen alten weißen Kopfkissenbezug mit zwei Löchern für die Augen darin.
    »Hey«, flüsterte ich. »Such dir ein eigenes Versteck.«
    »Ich hab nicht gewusst, dass du hier drunter bist. Jetzt ist es zu spät, um noch was anderes zu suchen.«
    »Dann sei wenigstens still«, sagte ich.
    Während wir da kauerten, sahen wir Schuhe und Hosenbeine auf die Verandatreppe zugehen. Es waren Männer, die zum Rauchen in den Hof gegangen waren. Sie kamen auf der Veranda zusammen, um sich zu unterhalten. Ich erkannte Daddys Stiefel, die eine Weile auf der Veranda entlanggingen, wir hörten die Verandatür quietschen und dass ein paar Stühle auf der Veranda zusammengeschoben wurden, und dann hörte ich Cecils Stimme.
    »Wie lange war sie schon tot?«
    »Zwei Wochen vielleicht«, sagte Daddy. »Schwer zu sagen. Das Wasser und der Tornado haben der Leiche nicht gut getan.«
    »Kennen wir sie?«
    »Eine Prostituierte«, sagte Daddy. »Janice Jane Willman. Sie wohnte bei diesen ganzen Spelunken da außerhalb von Pearl Creek. Vielleicht hat sie sich den falschen Freier ausgesucht. Und endete im Fluss.«
    »Wie hast du rausgefunden, wer sie ist?«
    »Ich habe Dr. Tinn und Reverend Bail aus Pearl Creek geholt, damit sie sie sich ansehen.«
    »Und woher wusstest du, dass sie von da kam?«
    »Wusste ich nicht. Aber es scheint, als kennen die jeden. Fast alle Farbigen erledigen dort alles, was es so zu erledigen gibt – aus Gründen, die auf der Hand liegen. Beide haben sie gekannt. Dr. Tinn hatte sie wegen einer Frauenkrankheit behandelt, und der Reverend hatte natürlich versucht, ihre Seele zu retten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Nigger Seelen haben.«
    Die Stimme kannte ich. Der alte Nation. Er war immer da, wo es etwas zu essen und die Aussicht auf Alkohol gab, ohne selbst etwas beizusteuern. »Und ein Nigger weniger tut keinem weh.«
    »Sie war nicht ganz farbig«, sagte Daddy. »Sie war auch weiß. Eine Mulattin. Nicht, dass das einen Unterschied machen würde.«
    »So was wie ›auch weiß‹ gibt’s nicht«, sagte Nation. »Ein Tropfen Niggerblut macht ’nen Nigger aus dir. Wenn du in’n Schnee scheißt, ist der Schnee verhunzt. Völlig egal, wie weiß der mal war. Du wirst ihn nicht schmelzen und trinken.«
    »Weiß man denn schon, wer es war?«, fragte Cecil. »Irgendwelche Hinweise?«
    »Nein.«
    »Verdammt, ein Nigger war’s.« Nation wieder. »Hätt ihm mehr Spaß gemacht, wenn’s eine weiße Frau gewesen wär. Und, denk an meine Worte: Diesen Hurensohn werdet ihr nicht kriegen. Ein Nigger zieht weiße Frauen vor, wenn er die Gelegenheit bekommt. Würdest du das nicht auch, wenn du ein Nigger wärst? ’ne weiße Frau ist doch wie Weihnachten für die.«
    »Das reicht jetzt«, sagte Daddy.
    »Das kommt noch, Constable. Noch ist es nichts, nur Nigger, aber bald wird eine weiße Frau dran glauben.«
    »Und du glaubst, wenn ein Farbiger eine Farbige tötet, ist das in Ordnung …«
    »Ja, das ist es.«
    »… und es ist dir völlig egal, ob etwas in der Sache unternommen wird – aber jetzt erzählst du mir, dass man den Killer finden muss, weil er sich womöglich an einer Weißen vergreift. Was denn nun?«
    »Ich hab nur gesagt, Nigger sind kein Verlust.«
    »Und was, wenn der Mörder weiß ist?«
    »Dann sind sie immer noch kein Verlust«, sagte Mr. Nation. »Aber am Ende wird’s ein Nigger gewesen sein. Denk an meine Worte. Und bis dahin wird’s nicht nur Nigger treffen.«
    »Ich hab gehört, du hast einen Verdächtigen«, sagte Cecil.
    »Eigentlich nicht«, sagte Daddy.
    »Einen Farbigen, hab ich gehört«, sagte

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