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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Cecil.
    »Wusst ich’s doch«, sagte Nation. »Ein verdammter Nigger.«
    »Ich werde einen Mann vernehmen, das ist alles.«
    »Wo ist er?«, fragte Nation.
    »Wisst ihr was?«, sagte Daddy, »ich glaube, ich werde mir ein Stück Kuchen holen.«
    Die Verandatür quietschte, und wir hörten Stiefelschritte ins Haus gehen.
    »Niggerfreund«, sagte Nation.
    »Halt die Klappe«, sagte Cecil.
    »Redste mit mir, Freundchen?«, fragte Mr. Nation.
    »Das tue ich, und ich sagte: halt die Klappe.«
    Plötzlich gab es ein schepperndes Geräusch an der Tür, dann hörte man einen Schlag, und Mr. Nation fiel direkt vor uns auf den Boden. Wir konnten ihn durch die Treppe sehen. Er drehte seinen Kopf in unsere Richtung, aber ich glaube nicht, dass er uns sah. Es war dunkel unter dem Haus, und er hatte andere Dinge im Kopf. Er stand schnell wieder auf, ließ seinen Hut auf dem Boden liegen, dann hörten wir wieder die Tür und Daddys Stimme. »Ethan, geh nach Hause.«
    »Was glaubst du, wer du bist, dass du mir was vorschreiben kannst?«, sagte Mr. Nation.
    »Im Moment bin ich Constable, und wenn du zurück auf diese Veranda kommst, wenn du irgendetwas tust, das mir nicht schmeckt, werde ich dich verhaften.«
    »Du und wer sonst noch?«
    »Nur ich.«
    »Was ist mit dem da? Er hat mich geschlagen. Du bist auf seiner Seite, weil er dich verteidigt hat.«
    »Ich bin auf seiner Seite, weil du ein Großmaul bist, das jedem die Laune verdirbt. Du hast zuviel getrunken. Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus, Ethan. Lass das hier nicht aus dem Ruder laufen.«
    Mr. Nations Hand sank, und er hob seinen Hut auf. Er sagte: »Du bist wahnsinnig erhaben und mächtig, oder?«
    »Es hat keinen Zweck, sich wegen Blödsinn in die Haare zu kriegen«, sagte Daddy.
    »Sieh dich besser vor, Niggerfreund«, sagte Mr. Nation.
    »Komm nicht mehr in den Friseurladen«, sagte Daddy.
    »Würd mir auch nicht einfallen, Niggerfreund.«
    Dann drehte Mr. Nation sich um, und wir sahen ihn weggehen.
    Daddy sagte: »Cecil. Du redest zu viel.«
    »Ja. Weiß ich ja auch«, sagte Cecil.
    »Also, ich wollte mir eigentlich ein Stück Kuchen holen«, sagte Daddy. »Ich gehe wieder rein und versuche es noch mal. Wenn ich wieder rauskomme, wie wär’s, wenn wir uns dann über was komplett anderes unterhalten?«
    »Ist mir recht«, sagte Cecil, und ich hörte, wie sich die Verandatür wieder öffnete. Einen Moment lang dachte ich, jetzt wären alle drinnen, aber dann merkte ich, dass Daddy und Cecil immer noch auf der Veranda standen und Daddy mit Cecil sprach.
    »Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen«, sagte Daddy.
    »Ist schon gut«, sagte Cecil. »Du hast ja recht. Ich rede zu viel.«
    »Und ich auch. Ich hätte dir nicht sagen sollen, dass es einen Verdächtigen gibt. Und ich habe dir ja nicht gesagt, dass du es nicht weitersagen sollst. Das hätte ich aber. Ich bin nicht gerade das, was man einen guten Constable nennt. Ich glaube, ich hab das erzählt, um ein bisschen anzugeben. Womit, weiß ich nicht. Vielleicht gab es mir das Gefühl, voranzukommen.«
    »Trotzdem. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    »Vergessen wir’s einfach. Und vielen Dank, dass du Nation eine reingehauen hast. Das warst du mir nicht schuldig.«
    »Ich hab das getan, weil ich es ihm schuldig war. Dieser Verdächtige, Jakob … glaubst du, er hat’s getan?«
    »Nein. Das glaub ich nicht.«
    »Ist er in Sicherheit?«
    »Im Moment schon. Vielleicht lass ich ihn einfach laufen und erzähle keiner Menschenseele, wer es ist.«
    »Noch mal: es tut mir wirklich leid, Jakob.«
    »Kein Problem. Lass uns Kuchen essen.«

10.
    Auf dem Weg nach Hause hatten wir die Autofenster heruntergekurbelt, und der Oktoberwind war frisch und voll vom Geruch der Wälder. Mein Bauch war voll mit Kuchen und Limonade, und ich war schläfrig und zufrieden. Ich dachte an Louise Canerton und erwischte mich bei dem Gedanken, wie sie wohl ohne ihr Kleid aussah. Der Gedanke störte mich, und ich versuchte, ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Aber ich konnte nicht aufhören, an ihren Busen zu denken, ihre langen Beine, und wie sich all das unter meinen Händen anfühlen würde.
    Schließlich begann ich, leise zu Gott zu beten, aber auch währenddessen stellte ich sie mir nackt vor. Ich fragte mich, ob Gott sie wohl nackt sah – das tat er wahrscheinlich. Was dachte er darüber? Mochte er, was er sah? Oder dachte er gar nicht darüber nach, was er da sah? Aber hatte er sie nicht gemacht? Und wenn ja, warum

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