Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
schneeweiß war, genau wie die Haare von Mr. Chandler. Ich kann mich nicht dafür verbürgen. Ich kann mich nicht mal erinnern, den Hund jemals wieder gesehen zu haben.
Kurze Zeit nachdem Mr. Chandler dem Friseurladen den Rücken gekehrt hatte, um sein Haus wieder aufzubauen und sein Haar nachwachsen zu lassen, wurde die Leiche der farbigen Frau gefunden. Sie wurde in einem Hickorybaum entdeckt. Ein Kind hatte Krähen gehört, und als es hochblickte, sah es eine Ansammlung schwarzer Vögel, die auf einem schwarzen Körper hockten.
Die Leiche musste bereits seit mehreren Tagen dort gewesen sein, und man fand es fast komisch, dass die Familie die ganze Zeit an und unter diesem Baum vorbeigegangen war, ohne auch nur einmal hinaufzublicken. Vielleicht hätten sie es bis jetzt nicht getan, wäre da nicht das Krächzen der Krähen gewesen.
Cecil hob hervor, dass sie ohne die Krähen nie bemerkt hätten, dass eine Leiche im Baum hing, bis sie derartig verfault gewesen wäre, dass es im Hof Fleischstücke geregnet hätte. Die Vorstellung regnenden Fleisches schien ihn zu belustigen, er erwähnte es mehrere Male.
Die Beine der Frau, die dort im Baum hing, waren auf ihrem Rücken verschnürt, ihre Arme über der Brust verschränkt, ihre Hände waren hinter ihren Schultern an ihre Fußknöchel gebunden, und ihr Name war Janice Jane Willman.
Sie war im Bezirk meines Daddys aufgetaucht. Zu dieser Zeit wusste ich es noch nicht, aber später fand man heraus, dass ihr ein eingerolltes Stück Papier tief ins Ohr geschoben worden war.
Zweiter Teil
9.
Es wurde kalt und klar, und die farbigen Blätter begannen zu fallen. Ich erinnere mich, dass Tom und ich im Herbst immer herunter zum Sabine River gingen und nach großen Blättern suchten, die wie Boote geformt waren, sie aufs Wasser setzten und zusahen, wie der Fluss sie davontrug.
Jetzt, während ich in meinem Bett im Seniorenheim liege, erinnere ich mich an diese Boote, die sanft und wunderschön dahinsegelten, an die stattlichen, ausladenden Bäume, die den Fluss säumten und ihre Schatten auf das Wasser warfen; und ich wünschte, ich wäre dort, ich wünschte, ich wäre klein genug, um in einem der Blätterboote zu liegen und davongetragen zu werden.
Aber die schönen Wälder sind jetzt alle weg, gerodet und begraben unter dem Beton der Parkplätze und Tankstellen, Häuser und Satellitenschüsseln.
Der Fluss ist noch da, aber die üppig bewachsene Uferlandschaft wurde ausgetrocknet. Die Alligatoren sind abgewandert oder wurden getötet. Die Vögel sind nicht mehr so zahlreich, und es ist traurig zu sehen, wie sie ihre kleinen Schatten über den zementierten Boden werfen.
Die Tiere des Waldes sind in einer verzweifelten Lage. Opossums und Waschbären sitzen in Abfalleimern. Eichhörnchen können sich nicht mehr selbständig ernähren und müssen gefüttert werden. Verstörte Rehe stehen am Rande der Highways und fressen Mais, der von Jägern ausgestreut wurde.
Was einmal die Wälder am Fluss waren, ist jetzt heißes Sonnenlicht auf Zement, bar jeden Geheimnisses. Die Jahreszeiten gleichen einander. Abgesehen von der Temperatur oder dem Wetter, unterscheidet sich ein Monat nicht allzu sehr vom nächsten.
Damals war es anders. Und diese Zeit des Jahres, der Herbst, war mir die liebste. Warme Tage, kalte Nächte; dunkle Wälder und ein schäumender Fluss; Blätter in vielen Farben; der Mond hell und golden.
*
Jedes Jahr zu Halloween gab es in der Stadt eine kleine Party für die Kinder und alle, die sonst noch kommen wollten. Sie wurde von Mrs. Canerton ausgerichtet, der Witwe, die die inoffizielle Bibliothek unterhielt. Die Party fand in ihrem Haus statt.
Die Frauen brachten Deckelschüsseln voll gebratener Hühnchen mit, Bohnen und Würstchen. Es gab Maisbrot und Semmeln, Eichhörnchen und Kartoffelbrei, Kürbisse, Hackfleisch und süße Kartoffelkuchen.
Die Männer brachten Schnaps mit, um ihn in ihre Drinks zu mischen. Viele Kinder hatten Gespensterkostüme aus Laken und Kopfkissenbezügen gebastelt. Ein paar von den älteren Kindern hatten sich in Richtung West Street aufgemacht, um dort die Fenster mit Seife zu beschmieren.
Daddy fuhr uns zu der Party. Als wir hereinkamen und den Hauptraum des Hauses betraten, wo die hergerichteten Tische standen, war Mrs. Canerton umgeben von einer Traube verheirateter und lediger Männer, und als sie mich sah, lief sie auf mich zu.
Ihre zusammengebundenen Haare hatten sich gelöst. Eine kastanienbraune Strähne war über
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