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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Stille entstand. Daddy spannte das Gewehr. Man konnte fast hören, wie sich ihre Hintern auf den Sätteln verkrampften. Groon sagte mit schriller Stimme: »Lasst es uns runterreißen und verschwinden. Er sagt, er hat keinen Nigger.«
    Die weißen Kapuzenköpfe schauten sich um und sahen einander an. Schließlich nahm einer ein Seil, warf es über das brennende Kreuz, zog es damit aus der Erde und ritt mit dem Funken sprühenden Kreuz davon.
    Die anderen verschwanden auch, bis auf den Mann, der Groons Pferd hielt, und Groon selbst. Der Mann gab Groon die Zügel und machte sich ebenfalls schnell davon.
    »Das sind wahre Freunde, was?«, sagte Daddy. »Groon, komm hierher auf die Veranda.«
    »Wir haben das Kreuz runtergenommen, Jakob.«
    »Ich weiß. Komm her.«
    Groon kam näher, sein Pferd hinter sich.
    »Mach dein Pferd fest«, sagt Daddy.
    Groon band die Zügel an einen Pfahl.
    »Nimm die Kapuze ab.«
    Groon nahm sie ab, sein nahezu kahler Kopf kam zum Vorschein. Er sah halb so groß aus wie vorhin bei dem Kreuz mit der spitzen Kapuze auf dem Kopf. Ich stellte fest, dass er nicht größer war als ich, höchstens ein wenig breiter. Er war nicht mehr als ein lächerlicher Erwachsener in einem Gespensterkostüm.
    »Also, jetzt komm ins Haus.«
    »Jakob …«
    »Tu’s einfach.«
    Mama brachte Toby nach draußen, als Mr. Groon hereinkam, für den Fall, dass Toby ihm in die Fersen beißen wollte.
    Daddy führte Mr. Groon durch das große Zimmer, wo die Küche und der Esstisch waren. Er führte ihn auch durchs Schlafzimmer, durch unser Zimmer, dann raus auf die Schlaf-Veranda, und wir anderen liefen hinter den beiden her, um herauszufinden, was um alles in der Welt hier vor sich ging.
    Schließlich standen wir wieder im großen Zimmer. Daddy fragte Groon: »Irgendeinen Farbigen gesehen?«
    Groon schüttelte den Kopf.
    »Erzähl das deinen Freunden, Groon. Und jetzt setz dich hin.«
    Groon zitterte, und ich war auch ziemlich nervös.
    Daddy sagte: »May Lynn, würde es dir was ausmachen, den Kuchen aus der Speisekammer zu holen?«
    Mama sah Daddy an, als habe er gerade ihre Küche mit dem Plumpsklo verwechselt – aber sie holte den Kuchen und stellte ihn auf den Tisch.
    »Und wenn ich dich dann noch um Teller und Gabeln bitten dürfte?«
    Mama holte Teller und Kuchengabeln. Sie sah aus, als überlege sie, ob Daddy reif für die Irrenanstalt sei.
    »Also«, sagte Daddy, der immer noch mit dem Gewehr auf Groon zielte, »dann setzt euch jetzt bitte alle an den Tisch.«
    Ich setzte mich. Mama setzte sich auch. Daddy ließ das Gewehr sinken und öffnete es. Keine Patronen fielen heraus. Es war leer. Er zeigte es Groon, der einen Seufzer der Erleichterung von sich gab.
    »Also, Groon – bitte bedien dich. May Lynn ist die beste Bäckerin in der ganzen verdammten Gegend. Und ich möchte dich darauf hinweisen, dass alle Zutaten dieser Köstlichkeit aus deinem Laden stammen.«
    Groon sah Mama an. Mama versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht gut.
    Wir aßen Kuchen.
    Als Groon fertig war, fragte Mama: »Möchten Sie noch ein Stück, Mr. Groon?«
    »Ja, Ma’am, gerne.«
    Ich weiß nicht, wie lange Daddy und Mr. Groon miteinander geredet haben, aber es wurde jedenfalls sehr spät. Ich wurde müde und ging irgendwann mit Mama auf die Schlaf-Veranda. Wir setzten uns zusammen auf die Schaukel – als ich aufwachte, war sie verschwunden, und ich lag auf der Schaukel, mit einem Kissen unter meinem Kopf und einer Decke über mir. Die Sonne ging auf, und unser Hahn krähte. Ich ging in die Küche. Daddy und Groon waren immer noch da, sie saßen vor fettglänzenden Tellern, von denen sie sorgfältig mit Brotstücken das Eigelb und das Fett vom Speck gewischt hatten. Mama goss Kaffee nach.
    »Möchtest du Eier und Biskuits, Harry?«, fragte sie.
    Ich sagte ja und setzte mich an den Tisch. Tom kam verschlafen in die Küche und rieb sich die Augen. Sie schlief manchmal so fest, dass man eine Marschkapelle durch unser Zimmer schicken könnte, ohne dass sie auch nur blinzeln würde. Sie sah Mr. Groon an, der immer noch seine Robe mit der abgestreiften Kapuze trug. Im Morgenlicht schien sein Haar noch dünner und weißer, und der kahle Fleck auf seinem Schädel war cremefarben. Ich sah Leberflecken auf seinen Handrücken.
    »Sie haben ja ein Gespensterkostüm an, Sir«, sagte Tom.
    Er lächelte sie an. »Ja, das habe ich, kleines Fräulein.« Er stand auf und hielt Daddy die Hand hin. »Ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten mehr

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