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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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mag ich lieber als das, was jetzt ist. Verstehst du?«
    »Ich weiß nicht, Mama … was hast du gemeint, als du mit Mr. Woodrow über Miss Maggie und seinen Daddy gesprochen hast?«
    »Miss Maggie war die Geliebte von Reds Daddy.«
    »Die Geliebte?«
    »Das ist eine Art von … also, das ist ein bisschen peinlich. Das bedeutet, wenn ein Mann verheiratet ist und eigentlich nur mit seiner Frau zusammen sein sollte, aber noch mit einer anderen Frau zusammen ist. Wenn er noch eine heimliche Frau hat.«
    »Miss Maggie war seine heimliche Frau?«
    »Das ist viele Jahre her. Damals war sie noch eine junge Frau.«
    Es fiel mir nicht leicht, mir Miss Maggie jung vorzustellen.
    »Red hat einen Halbbruder und eine Halbschwester von ihr. Vielleicht auch zwei Halbbrüder und zwei Halbschwestern. Ich bin nicht sicher. Red weiß das, aber er tut, als wüsste er es nicht. Er verleugnet sie. Als er ein kleiner Junge war, war diese alte farbige Frau wie eine Mama für ihn. Seine richtige Mutter war eine kalte Frau, sie interessierte sich weder für Red noch für seinen Daddy. Ich glaube, deswegen hatte sein Daddy auch eine Geliebte. Aber für ihn war es wohl eher eine Sklavin als eine Geliebte. Ich weiß nicht, wie ich’s erklären soll, Harry.«
    »Ich verstehe.«
    »Harry, du bist schon fast ein junger Mann. Ich nehme an, deswegen hat dein Daddy dich heute mitgenommen. Er wollte deine Gesellschaft. Hat’s dir Spaß gemacht?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Dein Daddy und ich haben große Hoffnungen für dich und Tom. Jakob stammt aus keiner guten Familie, Harry. Er will, dass es für euch anders ist. Er will, dass ihr eine Chance habt. Denk daran, wenn du das Gefühl hast, dass er dich überfordert. Er hat Angst, dass du endest wie er.«
    »Ich glaube, es gibt Schlimmeres.«
    Mama legte ihren Arm um mich. »Das finde ich auch, Harry.«
    Plötzlich fing Toby an zu bellen, und eine Stimme rief laut: »Jakob. Komm raus.«
    »Wer war das?«, fragte ich.
    »Bleib hier sitzen«, sagte Mama.
    Sie stand auf und ging durchs Haus. Ich überging ihren Befehl sofort und folgte ihr.
    »Jakob«, rief die Stimme noch einmal. »Komm raus.«
    Durch die Vorhänge konnte ich draußen ein helles Licht sehen, ein Licht, das sich bewegte, das sich durch die Dunkelheit fraß. Mama zog die Vorhänge zurück und sah hinaus. Draußen war ein Dutzend Männer. Sie saßen auf Pferden und hatten weiße Roben mit Kapuzen an. Sie trugen Fackeln. Ein Mann stand auf dem Boden, einer der Reiter hielt die Zügel seines Pferdes. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße flammte ein Kreuz auf. Es war an die zweieinhalb Meter hoch.
    Toby war zur Vordertür gelaufen, und jetzt stand er da und bellte so wild, wie er nur konnte.
    »Lauf und hol deinen Vater«, sagte Mama.
    Ich lief los, aber Daddy kam schon. Er trug kein Hemd und hatte unser doppelläufiges Gewehr in der Hand. Er lehnte das Gewehr neben die Tür und ging auf die Veranda.
    Toby bellte immer noch. »Still, Toby«, sagte Daddy, und nach einem weiteren kurzen Bellen, das zeigen sollte, dass er kein Schoßhündchen war, wurde Toby still. Mama rief ihn leise, und er kam knurrend ins Haus.
    Ich konnte das Benzin riechen, das über das Kreuz gegossen worden war. Ich sah zu, wie die Flammen in der Luft flatterten, wie ein blutiges Laken im Wind.
    »Ihr Jungs habt Halloween verpasst«, sagte Daddy.
    Der Mann, der mit einer Fackel neben seinem Pferd stand, sagte: »Wir befehlen dir, Pilger, uns zu sagen, wo wir den Nigger finden, den du festgenommen hast.«
    »Du verstellst deine Stimme verdammt schlecht, Ben Groon«, sagte Daddy. »Ich würde dich überall erkennen. Du befiehlst mir gar nichts. Verstanden?«
    »Gib den Nigger heraus, Jakob. Du kannst ihn nicht beschützen.«
    »Erstens«, sagte Daddy, »habe ich niemanden verhaftet. Zweitens würde ich ihn nicht herausgeben, auch wenn er hier neben mir stünde. Verschwindet und nehmt euer Kreuz mit. Übrigens, ich erkenne dich, Nation – allein an der Art, wie du da auf dem Pferd hockst. Und das heißt, dass deine beiden bescheuerten Jungs hier auch dabei sind. Also, vier von euch kenne ich.«
    Daddy rief mich. »Gib mir das Gewehr, Harry.«
    Ich stand in der Tür. Ich gab ihm das Gewehr. Er nahm es schnell an sich, ging von der Veranda und zielte damit auf den Mann, von dem er behauptete, es sei Groon, der Besitzer des Gemischtwarenladens. Ich konnte ihn mir nur schwer unter dem weißen Laken vorstellen.
    »Schmeißt  das Ding da um«, sagte Daddy. Eine zögerliche

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