Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
machen.«
    »Schön«, sagte Daddy.
    »Sehr gut, Ihr Kuchen, und danke auch für das Frühstück, Mrs. Cane.«
    Mama nickte.
    Groon stand auf und ging hinaus. Daddy ging mit. Die Luft roch immer noch ein wenig nach Benzin und verbranntem Holz. Toby hatte auf der Veranda gelegen, jetzt richtete er sich auf und beäugte Mr. Groon. Mr. Groon beugte sich vor und hielt Toby seine Hand hin. Daddy sagte: »Ist in Ordnung, Toby.«
    Toby schnüffelte an der Hand und legte sich wieder hin.
    »Vielleicht sollten wir Ihr Pferd zur Scheune führen und ihm was zu fressen und zu saufen geben«, sagte Daddy.
    »Das wäre gut«, sagte Mr. Groon.
    »Und sehen Sie sich ruhig gründlich um. Sie werden auch da keinen Farbigen finden.«
    Groon nickte.
    »Harry«, sagte Daddy, »machst du da sauber, bitte?«
    Er sprach von einem großen Haufen Rossäpfel, den Mr. Groons Pferd fabriziert hatte. »Ja, Sir«, sagte ich und ging eine Schaufel holen.
    Als ich um das Haus herum zu der Wand ging, an der die Schaufel lehnte, hörte ich Daddy sagen: »Ben, es waren keine Patronen in meinem Gewehr; aber Sie sollten wissen, dass ich welche in der Hosentasche hatte.«
    *
    Später am Tag ging ich die Straße entlang und folgte der Spur, die das brennende Kreuz hinterlassen hatte. Ich fand die Überreste. Das Seil war völlig verbrannt, und die Reste des Kreuzes lagen in der Mitte der Straße. Es waren nur noch schwarz verkohlte Trümmer, aber immer noch ein Kreuz.
    Während ich es ansah, kam ein scharfer Wind auf, der die Asche aufwirbelte und etwas davon an mein Hemd blies, das Hemd, das Mama mir aus gebleichten Mehlsäcken genäht hatte, ein Hemd, das abgetragen und daher fast weiß war. Und obwohl Mama es später gründlich mit Seife wusch, wurde es nie wieder völlig sauber.
    Ich habe dieses Hemd noch. Es passt mir längst nicht mehr, aber ich habe es all die Jahre aufbewahrt; es liegt zusammengefaltet in einem Schrankkoffer auf Lager, mottenzerfressen und vergilbt, und Flecken sind darauf, in der Farbe von altem, getrocknetem Blut, genau unter und neben der linken Brusttasche.

Dritter Teil

13.
    Letzte Nacht, hier, unter den warmen Decken, mit dem Eisregen vor dem Fenster, wachte ich vom Tuten einer Hupe auf. Obwohl die Hupe einen anderen Klang hatte als die in den alten Autos, dachte ich sofort an meine Grandma.
    Fast hätte ich sie gerufen. Ich hatte das Hupen noch in den Ohren und realisierte nur langsam, dass es vom Highway in der Nähe des Seniorenheims kam. Sofort konnte ich wieder ihren Enthusiasmus spüren. Grandma liebte ihre Hupe, und sie ließ keine Gelegenheit aus, sie zu betätigen.
    Ich wachte auf und dachte an sie, und Tränen liefen mir über die Wangen. Nicht nur wegen der Erinnerung an Grandma, sondern weil es mich so sehr an früher erinnert hatte, und plötzlich war ich wieder in die Gegenwart gestoßen – und die Gegenwart mag ich nicht, denn ich bin alt. So wahnsinnig alt. Älter als sie je wurde. Und ich weiß nicht, ob man so alt werden sollte wie ich. Denn wenn man das Leben nicht leben kann, lässt man es einfach nur herunterbrennen, während der Körper nichts anderes tut, als nach Luft zu schnappen und zu verdauen.
    Vielleicht ist es gar nicht so sehr das Alter, sondern die Gebrechlichkeit, die mir zu schaffen macht. Wenn man lange lebt und gesund ist, ist es in Ordnung. Aber lange zu leben und krank zu sein ist die Hölle auf Erden. Und hier liege ich. Es geht mir gar nicht gut.
    Nur die Vergangenheit scheint noch wichtig zu sein; sie ist das Einzige, das an mir noch lebendig ist; das Einzige, das meine Seele noch hält.
    *
    Ungefähr zwei Tage nach unserer Begegnung mit dem Klan zog meine Grandma zu uns. Sie fuhr in ihrem staubigen alten Ford mit der gesprungenen Windschutzscheibe vor, an der Stoßstange hing ein Kaninchen, und sie hupte, als wolle sie einen Zug zum Weiterfahren bewegen.
    Frauen fuhren damals Auto, aber die Leute hier im waldigen Flussgebiet sahen es nicht gern – besonders dann nicht, wenn die Fahrerin nicht mehr die jüngste war und sich eigentlich etwas würdevoller zu benehmen hatte. Autofahren war Männersache, wie Rauchen, Fluchen, Tabakkauen und Kämpfen.
    Grandma machte von alldem ein bisschen. Sie und mein Grandpa waren ein fantastisches Paar gewesen, und jetzt, wo er tot und sie fast siebzig war, rechnete ich damit, dass sie ruhiger sein und älter aussehen würde als früher.
    Aber als sie ankam und wir hinausliefen, um zu sehen, wer es war – Toby humpelte uns hinterher –, stieg sie

Weitere Kostenlose Bücher