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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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für Red interessiert hätte. Sie hatte noch zwei andere Kinder. Mädchen, glaube ich. Sie waren von Reds Vater. Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Reds Vater hatte auch Kinder von dieser farbigen Frau, Miss Maggie. Jedenfalls erzählt man sich das.
    Dein Daddy hing sehr an Red. Er beschütze ihn. Als Jakob sechzehn oder siebzehn war und sein Vater sich anschickte, Red wegen irgendwas grün und blau zu schlagen, nahm Jakob sich ein Brett und sagte seinem Vater, diese Zeiten seien vorbei. Und der alte Herr ließ von Red ab.
    Also hat dein Daddy Red eigentlich zweimal gerettet. Einmal vor Prügel, dann vor’m Ertrinken. An diesem Tag verließ Jakob sein Zuhause, und Red ebenfalls. Nicht viel später begann Red, sich mit deiner Mama zu treffen; dadurch hat natürlich auch dein Daddy sie kennengelernt, und die Dinge veränderten sich. Red und dein Daddy, wie Brüder waren die, und es gibt nichts schlimmeres als Brüder, die sich entzweien.
    »Was ist mit meinem Grandpa passiert? Mit Daddys Daddy?«
    »Jemand hat ihn umgebracht.«
    »Das hat Daddy nie erzählt.«
    »Was hat er denn von seinem Daddy erzählt?«
    »Nichts.«
    »Siehst du, nichts hat er erzählt, aber in diesem Nichts steckt ein Etwas, und dieses Etwas ist: Er wurde ermordet.«
    »Von wem?«
    »Das weiß niemand. Er wurde in seinem Bett gefunden, mit durchgeschnittener Kehle. Wenn er nicht betrunken war, arbeitete er im Sägewerk. Dort hatte er bereits drei Finger verloren, und er machte da nicht viel Geld; kratzte ein paar Pfennige zusammen. Auszurauben gab’s da verdammt nochmal nichts.«
    »Grandma, ich dachte, Damen sollen nicht fluchen.«
    »Sollen sie ja auch nicht. Und kleine Jungs sollen ihre Großmütter nicht unterbrechen … aber, was ich sagen wollte: ich glaube, jemand hat ihn einfach umgebracht, weil er ein mieser stinkender Hurensohn war. Das sag ich nicht gern, aber es ist nun mal eine Tatsache. Ich nehme an, er war mit einem der Farbigen im Sägewerk besonders übel umgesprungen, und der Mann wartete, bis er ins Bett ging, schlich ins Haus und schnitt ihm die Kehle durch. Ist ja auch nichts gestohlen worden. Auf der anderen Seite: Es gab in dem Haus ja auch nichts außer Maisschnaps und ein paar Keksen. Wer auch immer das getan hat – es hätte keinen dreckigeren Bastard treffen können als den Daddy deines Daddys. Es war zwar dein Grandpa, Harry – aber du kannst drei Kreuze schlagen, dass du ihm nie begegnet bist.«
    »Daddy sagt, immer wenn jemand ermordet wird, denken alle, es war ein Farbiger. Es muss nicht unbedingt ein Farbiger gewesen sein, oder, der meinen Grandpa umgebracht hat?«
    »Nein. Natürlich nicht. Aber ich hoffe, es war einer. Weil er’s verdient hätte, von einer farbigen Hand getötet zu werden – so, wie er die Farbigen behandelt hat. Er hatte es verdammt noch mal verdient zu sterben.«
    »Grandma?«
    »Ja.«
    »Steht Mamas Name auf Reds Arm?«
    »Keine Ahnung, Harry.«
    »Daddy sagt, du hast Farbige immer gut behandelt; und dass das außergewöhnlich ist. Warum bist du so?«
    »Erst einmal: Ich weiß nicht, was das ist: Farbige gut behandeln. Ich versuche immer, Leute richtig zu behandeln; aber ich müsste lügen, wenn ich sagte, ich behandle alle gleich. Ich verbringe nicht viel Zeit mit Farbigen, und ich habe keine engen Freunde, die farbig sind. Ich weiß nicht viel über das Leben von den paar, die ich kenne. Also kann ich eigentlich nicht viel mehr sagen als: Ich hasse die Farbigen nicht. Aber das zu sagen, ist schon viel wert. Laß mich dir eine Frage stellen.«
    »Okay.«
    »Hasst du Farbige?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht … ich nehme an, weil Mama und Daddy sie nicht hassen.«
    »Siehst du, genauso ist’s bei mir. Irgendwann hat irgendwo jemand eine Wahrheit erkannt und sie weitergegeben. Ich hab sie aufgenommen. Dann hat deine Mutter sie aufgenommen, und jetzt du. Und Jakob, na ja, der hat mir mal erzählt, wie er auf den richtigen Trichter gekommen ist.«
    »Ich kenne die Geschichte«, sagte ich.
    »Hat er dir erzählt, dass wir alle, egal, was wir denken, manchmal hinter den eigenen Grundsätzen zurückbleiben? Hat er dir erzählt, dass, wenn etwas geklaut worden ist, und da steht ein Farbiger und ein weißer Mann, dass die meisten von uns glauben, der Farbige war’s, der es gestohlen hat? Keiner von uns ist ausschließlich gut, Harry. Wir müssen alle noch sehr viel lernen.«
    »Aber es könnte tatsächlich ein Farbiger gestohlen haben, oder?«
    »Natürlich! Aber

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