Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
einfach, auf jemand runterzugucken, der am Boden ist.«
»Ich gucke nicht auf ihn runter«, sagte ich. »Ich bin hergekommen, weil wir Hilfe brauchen, um Grandmas Auto aus dem Graben zu ziehen.«
»Heut rennen mir die Kunden ja nicht gerade die Bude ein«, sagte Cecil. »Ich kann dir helfen, wenn du willst. Wir können das Auto von deinem Daddy nehmen.«
Wir machten einen Plan. Ich würde mit Tom zu Mrs. Canerton gehen, damit Tom Daddy nicht sähe, und in der Zwischenzeit würde Cecil mit Sally zu sich nach Hause gehen und dort Daddys Auto holen. Er sagte, es gebe gutes Gras hinter seinem Haus, er würde Sally an ein langes Seil binden, damit sie grasen könne, bis wir sie wieder abholten. Dann würden wir uns vor Mrs. Canertons Haus treffen, in Daddys Auto. Ich nahm an, Cecil hoffte, sie sehen zu können.
Tom und ich klopften an Mrs. Canertons Tür, aber sie war nicht zu Hause. Ich legte das Buch auf den Schaukelstuhl auf ihrer Veranda, und es tat mir leid, dass ich kein neues ausleihen konnte.
Tom und ich setzten uns auf die Veranda und warteten auf Cecil, tranken Limonade und aßen Erdnusskekse. Es dauerte nicht lange, bis Cecil angefahren kam. Er stieg nicht aus. Wir setzten uns ins Auto.
»Ist Daddy nicht mitgekommen?«, fragte Tom.
»Er muss noch arbeiten«, sagte Cecil. »Wir sehn ihn dann später.«
Wir fuhren los in Richtung der Straße der Prediger.
*
Es war dunkel, als wir Grandmas Auto aus dem Matsch gezogen hatten. Mir blieb nichts übrig, als es nach Hause zu fahren. Cecil fuhr vor.
Tom fuhr mit Cecil. Sie saß auf seinem Schoß, und sie durfte ein bisschen lenken, allerdings nicht lange. Ziemlich bald setzte er sie auf den Beifahrersitz. Cecil konnte Tom nur schwer einen Wunsch abschlagen, aber er war nicht so dumm, sie einen Unfall bauen zu lassen.
Ich fuhr in Grandmas Auto hinterher, ich lenkte nicht besonders gut, das Auto fuhr immer zu sehr nach einer Seite, dann wieder zur anderen, aber wir kamen nach Hause, ohne dass ich es in einen weiteren Graben oder vor einen Baum gesetzt hätte. Ich schaffte es sogar, an einem entgegenkommenden Auto vorbeizufahren, ohne den Fahrer zu Tode zu erschrecken.
Als wir zu Hause ankamen und ich mit Cecil in Daddys Auto zurückfuhr, um Sally abzuholen, war es dunkel geworden, und der Mond sah aus wie Kartoffelpüree, die Wolken darüber wie Soße.
Als wir bei Cecil ankamen, war Daddy nicht mehr da. Ich wusste nicht, wie er sich davongemacht hatte, denn sein Auto war ja weg gewesen, aber er war nicht da. Auch die Whiskeyflasche lag nicht mehr neben dem Bett. Immerhin war er ein reinlicher Trinker.
»Vielleicht fährt ja deine Grandma deinen Daddy morgen in die Stadt, damit er das Auto abholen kann«, sagte Cecil. »Ich nehm’s morgen früh mit zum Friseurladen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn du auf dem Maultier nach Hause reitest. Mit dem Auto fehlt dir noch die Erfahrung.«
»Danke für alles.«
»Schon okay.«
Cecil begleitete mich nach draußen. Ich kam mir linkisch vor und wusste nicht, was ich mit meinen Händen anfangen sollte. Schließlich streckte ich eine Cecil hin. Wir schüttelten uns die Hände. Ich band Sally Redback los und machte mich auf den Weg nach Hause.
Es war stockdunkel, und wie es das Schicksal wollte, war ein starker Wind aufgekommen. Ich ritt bei Mrs. Canerton vorbei, um zu sehen, ob ich das Buch zurückgeben könnte, aber die Lichter waren immer noch aus, und das Buch lag immer noch auf dem Schaukelstuhl auf der Veranda. Ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich dort liegen lassen sollte – vielleicht würde es wieder anfangen zu regnen. Ich nahm das Buch, steckte es in die Satteltasche und ritt weiter.
Ich war selten so spät alleine unterwegs gewesen und fand, das müsse ich ausnutzen. Ich beschloss, Miss Maggie zu besuchen. Anders als bei Mrs. Canerton sah ich bei ihr Licht im Fenster. Und ein Auto stand im Hof. Ich konnte es nicht gut erkennen, ich sah es nur von hinten. Ich führte Sally unter eine Baumgruppe und zögerte, weil ich nicht recht wusste, ob ich Miss Maggie um die Zeit noch stören oder lieber nach Hause reiten sollte. Ich hatte gerade beschlossen, doch nach Hause zu reiten, als ich die Fahrertür des Autos zuschlagen hörte. Ich sah auf. Die Rücklichter des Wagens gingen an. Eins davon war kaputt. Es war dasselbe Auto, das davongerast war, als wir die Nachricht über Mose erhalten hatten.
Das Auto fuhr schnell ums Haus herum, quer durch Miss Maggies Hof, und kam auf der anderen Seite wieder
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