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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den letzten Hügel erreichte und die Ziegeldächer der Stadt sah, die in der Nachmittagssonne leuchteten, tröstete er sich noch einmal damit, daß er alles nur für seinen Sohn tat…
    Es war bereits dunkel, als Gaius das Haus des Licinius erreichte. Der Prokurator befand sich noch im Tabularium, aber im Atrium begrüßte ihn Julia. Bei seinem Anblick leuchteten ihre Augen. Er fand, sie sei hübscher als damals. Natürlich war sie nicht so schön wie Eilan, aber keine Frau konnte sich mit ihrer Schönheit und Anmut messen. Aber Julia war jünger, kaum erwachsen und würde bestimmt eine sehr attraktive Frau werden.
    Sie begrüßte ihn zurückhaltend. »Du bist also wieder zurück, Gaius… «
    »Offenbar, da ich vor dir stehe. Was würdest du sagen, wenn ich dir erwidern würde, ich sei noch immer im Norden?«
    Sie kicherte. »Ich habe gehört, daß die Geister der Gefallenen manchmal den Hinterbliebenen erscheinen.«
    Plötzlich bekam sie Angst und fragte tonlos: »Im Ernst, Gaius, sag mir bitte, bist du es wirklich, lebendig und gesund?«
    Er mußte daran denken, wie jung sie doch war.
    »Ich bin aus Fleisch und Blut… «, erwiderte er müde.
    Seit seinem letzten Aufenthalt in Londinium war er dem Tod begegnet, und er hatte in den Augen seines Sohnes die Zukunft gesehen. Als er sich von Julia verabschiedet hatte, war er noch ein junger Mann gewesen. Jetzt war er erwachsen und hatte gelernt, sich entsprechend zu verhalten. Kein Wunder, daß diese Veränderung Julia verwirrte.
    Julia trat vorsichtig näher und berührte seinen Arm.
    »Ja… du bist kein Geist«, sagte sie beruhigt. »Hast du diese… Frau gesehen?« Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Ich habe sie gesehen… «, begann er und suchte nach einer Möglichkeit, ihr zu sagen, was geschehen war. Bevor Julia ihn heiratete, sollte sie erfahren, daß er einen Sohn hatte. Aber noch ehe er die Worte über die Lippen brachte, hörte er Licinius kommen, und der Augenblick war vorüber.
    »Du bist also zurück, mein lieber Junge!« Licinius schien sich aufrichtig zu freuen. »Ich nehme an, das bedeutet, wir werden hier bald eine Hochzeit feiern.«
    »Das hoffe ich«, antwortete Gaius nach einer verlegenen Pause und wußte, daß die beiden sein Zögern als Bescheidenheit auffaßten. Vielleicht war das ganz gut, denn wenn Julia ablehnen würde, ihn zu heiraten, wie sollte er dann sein Versprechen erfüllen, Eilan und ihr Kind zu beschützen?
    Julia lächelte, und er fand, daß sie sehr glücklich wirkte. Vielleicht hatte eine Ehe mit ihr schließlich doch ihren Reiz. Als er sie ansah, wurde sie rot.
    »Kommt mit, ich werde euch meinen Hochzeitsschleier zeigen«, sagte sie stolz. »Ich habe beinahe acht Monate an der Stickerei gearbeitet. Die Seide ist um die halbe Erde gebracht worden.« Sie lächelte Licinius einschmeichelnd an. »Ich darf Gaius doch meinen Schleier schon zeigen, nicht wahr, Vater?«
    »Aber natürlich, mein Kleines. Trotzdem bin ich immer noch der Ansicht, ein Schleier aus Leinen hätte es auch getan. Eine Römerin in den Tagen der Republik war damit zufrieden, und das hättest du auch sein sollen«, brummte Licinius.
    »Und was ist aus der Republik geworden?« erwiderte Julia spöttisch. »Ich wollte unbedingt den schönsten Schleier haben, den man überhaupt bekommen kann… und ich glaube, das wolltest du auch, Vater!«

    Der Schleier war wirklich sehr schön. Julia hatte die feuerrote Seide kunstvoll mit goldenen Früchten und Blumen bestickt. Als sie das kostbare Stück wieder zusammenlegte, nahm Licinius seinen künftigen Schwiegersohn beiseite.
    »Ich habe die Verlobung auf das Ende dieses Monats festgesetzt, also noch vor den ungünstigen Tagen Anfang März. Dein Vater kann nicht kommen, aber im April wird der Legat bestimmt eine Weile auf ihn verzichten können. Meine Auguren haben nämlich im April einen glückverheißenden Tag für die Hochzeit gefunden. Bis dahin ist wenig Zeit, aber ich glaube, wir werden es schaffen… «
    Er sah Gaius erwartungsvoll an, und als der künftige Schwiegersohn nur nickte, seufzte er und fuhr lächelnd fort.
    »Verstehst du, mein Junge, sonst müßten wir bis zur zweiten Junihälfte warten. Erst dann, sagen die Auguren, stünde die Hochzeit wieder unter einem guten Zeichen. Aber während du dich im Norden als Offizier ausgezeichnet hast, mußten meine Tochter und ich ein ganzes Jahr auf die Hochzeit warten.«
    Er legte ihm zufrieden die Hand auf die Schulter.
    »Also das wäre mein Vorschlag. Bist du

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