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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sie hätte dem Schicksal und der Welt getrotzt, allerdings hätte er sich dazu für sie entscheiden müssen. Aber Gaius wollte den Ruhm, er glaubte an die Macht, und er stellte die Gesetze der Menschen über die Liebe. Das erleichterte es ihr, ihm zu sagen, was er erfahren mußte.
    »Gaius, du weißt, wie sehr ich dich liebe«, begann sie. »Aber selbst wenn du die Möglichkeit hättest, mir die Ehe nach den römischen Gesetzen anzubieten, könnte ich dich trotzdem nicht heiraten.«
    Sie seufzte, als sie seine Verwirrung sah.
    »Siehst du den blauen Halbmond auf meiner Stirn?«
    Er nickte.
    »Ich bin nicht nur eine geweihte Priesterin, sondern die Hohepriesterin von Vernemeton, die Stimme der Göttin. Hat man dir das nicht gesagt?«
    »Aber was ist mit Dieda? Ich habe sie als Hohepriesterin gesehen… «
    Eilan lachte bitter.
    »Ardanos wollte mich töten, wie es das Gesetz der Druiden vorsieht. Aber es gelang Lhiannon und Caillean, ihn davon abzubringen. Man hat dich nach Londinium geschickt, und ich sollte Vernemeton verlassen. Aber dann starb Lhiannon und wählte mich mit ihren letzten Atemzügen zu ihrer Nachfolgerin… «
    Gaius sah sie ungläubig an und hörte mit angehaltenem Atem zu. Eilan lachte leise, und es klang nüchtern, als sie sagte: »Ardanos kämpfte um die Verwirklichung seiner Pläne. Er wollte um jeden Preis einen Skandal verhindern. Deshalb war er bereit einzuwilligen, daß Dieda mich solange vertritt, bis ich in der Lage bin, meine Pflichten als die neue Hohepriesterin zu erfüllen.«
    Gaius runzelte die Stirn. Gewiß, Dieda und Eilan sahen sich ähnlicher, als er wahrhaben wollte.
    »Wer weiß etwas davon?«
    »Nur Ardanos, Caillean und Dieda. Es kursieren Gerüchte, aber offenbar glauben die Leute, daß Dieda es ist, die ein Kind bekommt. Und wenn ich nach Vernemeton zurückkehre, wird Dieda uns für einige Zeit verlassen.«
    Er schwieg, und Eilan fuhr mit großem Nachdruck fort.
    »Gaius, was du bei den Römern werden möchtest, das bin ich für mein Volk bereits! Ich habe mein Leben riskiert, um zu beweisen, daß ich würdig bin… . und die Prüfung der Göttin war bestimmt ebenso gefährlich wie deine Schlacht. Ich kann den Sieg, den ich errungen habe, nicht einfach wegwerfen, so wie du auf dein Ansehen nicht verzichten willst!«
    »Wenn niemand etwas weiß, dann werden wir zusammenarbeiten… «, sagte er langsam und blickte wieder auf das Kind. »Wenn seine Eltern der römische Statthalter und die Hohepriesterin von Vernemeton sind, was kann dann nicht alles aus ihm werden?« Lächelnd fügte er hinzu: »Wer weiß, vielleicht wird er eines Tages sogar Kaiser sein.«
    Als er das sagte, schlug der kleine Gawen die Augen auf und betrachtete seine Eltern. Seine grauen Augen waren so klar, weil noch kein Gedanke, kein Wissen um die Dinge dieser Welt sie trübte.
    Gaius war angesichts dieser Unschuld so überwältigt, daß er ihn wieder auf den Arm nahm und ihn etwas ungeschickt wiegte.
    »Keine Angst, du großer Herr der Welt«, flüsterte er, als das Kind anfing, ungeduldig zu zappeln, »jetzt gehörst du noch mir, und ich halte dich als meinen kleinen Sohn auf den Armen… «
    Bei der Vorstellung, daß so ein winziges und rosarotes Wesen einmal groß und ein Kaiser werden würde, mußten sie beide lachen.

20. Kapitel
    Gaius kehrte in einer Art bittersüßer Benommenheit nach Londinium zurück. Er hatte Eilan gefunden und sie verloren. Er war gezwungen, das Kind zurückzulassen, das sie ihm geschenkt hatte - aber er hatte einen Sohn!
    Während er sich der Hauptstadt und Julia näherte, überkam ihn manchmal der Wunsch, das Pferd zu wenden und zu Eilan zurückzugaloppieren. Es mußte doch einen Weg geben, daß sie als Familie zusammenbleiben konnten!
    Aber so sehr er auch grübelte, er fand diesen Weg nicht. Und Eilan… ?
    Er vergaß das ernste Gesicht nicht, mit dem sie ihm erklärt hatte, was das Amt der Hohenpriesterin für sie bedeutete. In diesen Augenblicken hatte sie für ihn nicht mehr wie Eilan ausgesehen. Sie wirkte fremd und ihm entrückt. Bei dem Gedanken, welchen Gefahren sie sich ausgesetzt hatte, um die rituellen Prüfungen zu bestehen, liefen ihm noch immer kalte Schauer über den Rücken. Eilan hatte sogar das Leben des Kindes aufs Spiel gesetzt!
    Beim Abschied hatte sie wieder Tränen vergossen. Und um die Wahrheit zu sagen, auch er hatte geweint.
    Falls Eilan glauben sollte, der Gedanke, Julia Licinia zu heiraten, bereite ihm Vergnügen, dann irrte sie sich sehr. Als er

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