Die Wälder von Albion
damit einverstanden, mein Junge?«
»Ja, natürlich… «, antwortete Gaius kleinlaut und fragte sich, was sie alle tun würden, wenn er jetzt nein sagte. Warum wollte Licinius eigentlich noch seine Zustimmung?
Julia kam in diesem Augenblick wieder zu ihnen, und als sie ihn so glücklich anstrahlte, wußte Gaius, er durfte sie nicht enttäuschen.
Dunstiges Sonnenlicht fiel durch die Tür der Hütte im Wald, denn es hatte am Vormittag geregnet. Eilan konnte sich nur langsam bewegen, während sie sich ankleidete. Sie war immer noch schwach, und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Ihre Aufmerksamkeit galt dem schlafenden Kind, das leise Laute von sich gab.
Die alte Frau war heute wieder zu Caillean gegangen, um die Medizin für Eilan zu holen, die sie weiterhin kräftigen sollte. Wie Caillean gehofft hatte, setzte der Heilungsprozeß ein, nachdem Gaius bei ihr gewesen war. Aber noch schmerzte jede Bewegung, denn die Geburt war sehr schnell und in ihrer Heftigkeit gefährlich gewesen. Eilan hatte viel Blut verloren. Deshalb wurde sie auch die schreckliche Müdigkeit nicht los.
Der kleine Gawen war in ein warmes Umschlagtuch gewickelt und schlief friedlich. Eilan blieb stehen und betrachtete das Kind nachdenklich. Sie fand es schön, besonders da sie glaubte, Züge seines Vaters zu erkennen… die kleine Nase und die fein geschwungenen dunklen Brauen.
Sie setzte sich auf die Bank und war völlig in den Anblick versunken.
Gawen… mein kleiner König!
Was würde Macellius zu seinem Enkelsohn sagen, wenn er je erfahren sollte, daß er einen hatte?
Am liebsten hätte sie das Kind wieder auf die Arme genommen, aber sie hatte so viel zu tun, und es schlief tief und fest. Es schlief sogar so fest, daß sie sich besorgt hinunterbeugte, um seinen Atem zu hören. Beruhigt richtete sie sich wieder auf.
Mit langen Pausen dazwischen gelang es ihr schließlich, ein Kleidungsstück nach dem anderen anzuziehen, die Haare auszukämmen und den langen Zopf zu flechten. Normalerweise hätte ihr die alte Annis geholfen, aber Caillean hatte natürlich recht gehabt, sie heute nach Vernemeton zu rufen. Sie hüteten das Geheimnis nun schon so lange, und es wäre nicht klug, wenn die alte Frau Ardanos hier sehen würde.
Eilan legte den Zopf in der Art der erwachsenen Frauen um den Kopf und steckte ihn fest. Diese Frisur war neu für sie. Vielleicht konnte sie dem höchsten Druiden mit größerem Selbstvertrauen gegenübertreten, wenn Ardanos in ihr jetzt die Mutter und nicht mehr das verängstigte Kind sah.
Was wollte er von ihr?
Caillean hatte nur ausrichten lassen, daß er sie heute besuchen werde. Natürlich würde Ardanos ihr befehlen, nach Vernemeton zurückzukehren… was sonst? Aber eine gewisse Angst konnte sie nicht loswerden. Wollte er sie möglicherweise doch wegschicken? Sollte Dieda die Hohepriesterin bleiben?
Sofort war sie entschlossen, Gaius zu folgen. Wenn er schon verheiratet sein sollte, würde Mairi sie vielleicht bei sich aufnehmen, wenn ihr Vater es nicht verbot.
Von Caillean wußte sie, daß Bendeigid aus dem Norden zurückgekehrt war - hager wie ein Winterwolf und verbittert, weil sie den Kampf verloren hatten. Gaius hatte ihr versichert, daß die Römer ihn in Ruhe lassen würden, solange er friedlich im Haus seiner ältesten Tochter lebte.
Wenn Eilan erst wieder bei Kräften war, dann konnte sie ohne weiteres für sich und das Kind sorgen. Sie würde sich als Magd bei einem Bauern verdingen. Und bald würde Gawen als gesunder Junge sich sein Brot selbst verdienen. Es würde natürlich klüger sein, niemandem zu sagen, wer sein Vater war. Eilan war sehr geschickt in allen Aufgaben einer Frau, wie Spinnen und Weben, Melken, Buttern und sogar Heilen. Wenn sie für sich selbst und ihren Sohn sorgen mußte, konnte sie das auch tun…
Sie seufzte plötzlich und setzte sich auf das Bett, denn natürlich waren das alles nur verrückte Träume.
Sie hatte gehört, daß die Vestalinnen im Alter von dreißig Jahren den Tempel verlassen konnten, aber von dem Gelübde der Keuschheit waren sie nicht entbunden. Eine Hohepriesterin konnte nur über das Begräbnisfeuer das Heiligtum der Göttin verlassen. Eilan wußte sehr wohl, daß Ardanos sie wegen der Schwangerschaft am liebsten zum Tode verurteilt hätte. Außerdem mußte sie auch Bendeigid fürchten. Aber wenn diese beiden sie hätten töten wollen, dann wäre das in den vergangen Monaten sehr viel einfacher gewesen als jetzt…
Als der Schatten des
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