Die Wälder von Albion
sich die Ehre und feierten ihre Macht.
Mit solchen Gefühlen ließ er das Fest über sich ergehen, das Licinius mit all seinem Reichtum und Julia mit ihrem Stolz arrangiert hatten.
Die ganze Zeit über war er mehr oder weniger benommen. Er nahm kaum wahr, daß die Tafeln mit den erlesensten und seltensten Speisen überladen waren. Alle kamen zu ihm und beglückwünschten ihn. Von einem alten Freund des Licinius ließ er sich auf die Schulter klopfen und stimmte ihm höflich zu: »Ja, er hatte Glück und bekam eine gute Frau.« Der alte Senator erzählte ihm ausführlich Geschichten über Julia als kleines Mädchen, denn er kannte sie schon, seit sie in der Wiege gelegen hatte. In seiner Nähe unterhielten sich zwei hohe Beamte. Sie sprachen leise über den bevorstehenden Feldzug des Kaisers in Germanien.
Sklaven erschienen und murmelten ihre Glückwünsche. Das Brautpaar stand im Mittelpunkt und wurde gefeiert. Aber Gaius konnte nicht umhin zu bemerken, daß jeder der Anwesenden mehr mit sich selbst beschäftigt war.
Alles, was man ihnen brachte, war mit besonderer Sorgfalt zubereitet - zartes Brathuhn und Schweinebraten mit kunstvoll arrangierten Zutaten, Wild auf großen Platten, knusprig gebackenes weiches Brot, süße Honigkuchen und anderes Gebäck mit Gewürzen, die er nicht kannte. Der unverdünnte Wein floß in Strömen. Gaius trank, was man ihm reichte, und staunte über die edlen Tropfen. Die festlich gekleideten Gäste bewiesen sich und der Welt, wofür es sich lohnte zu leben.
Noch nie hatte er Macellius so glücklich gesehen. Immerhin hatte sein Vater erreicht, was er schon so lange geplant hatte: Gaius war mit einer Frau aus bester Familie verheiratet.
Das Fest nahm seinen Verlauf, aber Gaius mußte all seine Reserven an Höflichkeit und Selbstkontrolle aufbieten. Was würde Eilan von diesem albernen Theater halten? Würde sie je ermessen, was er für sie und ihren Sohn auf sich genommen hatte?
Julia kicherte über die anzüglichen Witze der Gaukler, die sie unterhielten, aber er bezweifelte, daß sie die Pointen wirklich verstand. Die drastische Komik gehörte traditionell zu einer Hochzeit, um das Brautpaar daran zu erinnern, Kinder zu zeugen. Die Possenreißer gaben sich alle Mühe, die Sache so anschaulich wie möglich zu machen, aber er fand das alles abgeschmackt und abstoßend.
Auch der Anblick der immer neuen Gerichte wurde ihm zuwider. Er bemühte sich sehr, den Anschein zu erwecken, er äße immer noch, obwohl er kaum einen Bissen herunterbrachte, während er zum wiederholten Mal zustimmte, er könne sich glücklich preisen, und Julia sei eine bezaubernde Frau, die ihm viele Söhne schenken werde, und ihn erwarte der Himmel auf Erden.
Julia konnte kaum noch die Augen offenhalten. Sie hatte zwei und dann drei Gläser Wein getrunken, aber diesmal war er nicht mit Wasser verdünnt, wie es bei Licinius sonst üblich war. Seiner mädchenhaften Braut war der Alkohol in den Kopf gestiegen, und sie bemerkte kaum noch etwas von dem, was um sie herum geschah. Gaius hätte ebenfalls am liebsten sein Bewußtsein ausgeschaltet, aber obwohl er mehr trank, als ihm guttat, nahm er immer noch alles überdeutlich wahr.
Draußen wurde es bereits dunkel, als man vor dem Tor Jubel und Geschrei hörte. Gaius lächelte verlegen, als der Zeremonienmeister verkündete, der Augenblick für den Brautzug sei gekommen.
Das war der absurdeste Teil von allem, denn das Brautpaar würde kein eigenes Haus in der Stadt beziehen, sondern nur einmal um den Palast getragen werden. Licinius und Julia waren übereingekommen, an den bestehenden Verhältnissen nur insoweit etwas zu ändern, als sie einen eigenen Flügel in dem Palast bezogen. Julia hatte es sich jedoch in den Kopf gesetzt, daß nichts, absolut nichts an ihrem großen Tag fehlen dürfe - also auch nicht der Brautzug.
Welch ein Glück, daß man von ihm nicht erwartete, die Braut zu tragen. Gaius packte mit gespielter Derbheit Julia am Handgelenk und »entführte« sie unter dem Beifall der Gäste. In seinem Zustand hätte ihn eine alte Frau oder ein zahnloser Hund daran hindern können.
Der Zeremonienmeister reichte jedem von ihnen einen Sack vergoldeter Walnüsse und Kupfermünzen. Er erklärte Gaius, das sei für die Bettler vor dem Tor bestimmt, die aus diesem Grund bei den Hochzeiten erschienen.
Die Sänftenträger trugen sie aus dem Palast und auf der breiten Straße zum Forum, vorbei am neuen Palast des Statthalters und am Tabularium. An der Spitze
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