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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gefühl, versagt zu haben und unausweichlich einer Maschinerie einverleibt zu sein, die alle in den Untergang riß, ließ ihn verzweifeln. Manchmal hätte er am liebsten aufgeschrien, um seinem Herzen Luft zu machen, denn er konnte es kaum noch ertragen, seinen Kummer vor allen zu verbergen.
    Zu seiner Erleichterung rief ihn der Befehlshaber in Deva zu weiteren Beratungen zurück. Der Legat deutete in seinem Schreiben an, Macellius rechne damit, daß Gaius nicht in der Festung wohnen werde, sondern in dem neuen Haus, das sich sein Vater in der Stadt gebaut hatte.
    Gaius hoffte, es werde ihm dort vielleicht besser gelingen, mit dem Konflikt ins reine zu kommen, der ihm Nacht für Nacht Alpträume bescherte.

    »Hat man inzwischen wenigstens einen Teil der flüchtigen Raben gefaßt?«
    Macellius füllte einen Becher mit Wein und reichte ihn seinem Sohn. Vom Weinkrug und den Bechern angefangen, war in dem herrschaftlichen Anwesen alles gediegen - auch das Eßzimmer. Das Haus seines Vaters gehörte zu den größeren Anwesen, die in der Nähe der Festung entstanden waren, und unterstrich das Wachsen einer zivilen Bevölkerung, die sich in Deva im Schutz der Römer niederließ, nachdem im Land Frieden herrschte.
    »Dieser… Cynric war doch ihr Anführer, wenn ich nicht irre?« sagte Macellius. »Du hattest ihn doch am Mons Graupius gefangengenommen… «
    Gaius nickte und trank durstig den sauren Wein. Er zuckte zusammen, da die Bewegung seine verheilende Wunde an der Seite wieder schmerzen ließ.
    Er hatte die Verletzung erst bemerkt, als der Kampf auf dem Hügel von Vernemeton vorüber war. Es war nichts Ernstes, im Grunde nur lästig, da ihn die Schmerzen seine Niederlage nicht vergessen ließen. An der Front in Dakien hatte er schlimmere Verwundungen gehabt. Aber sehr viel mehr als unter der Wunde litt er darunter, daß Eilan die Römer, also auch ihn, verflucht hatte. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß sein Vater auf eine Antwort wartete.
    »Das stimmt, aber er wurde begnadigt und ist später geflohen.«
    »Das scheint er ja gut zu können«, stellte Macellius fest, »ebenso gut wie dieser Dämon Carac. Aber wir haben ihn schließlich doch erwischt. Am Ende wird jemand auch diesen Cynric verraten… einer seiner eigenen Leute… «
    Gaius hätte seinem Vater am liebsten die Wahrheit gesagt, aber das Thema war zu gefährlich. Er schwieg und hoffte, sein Vater werde sich nicht an Bendeigid erinnern.
    Wieviel wäre uns allen erspart geblieben, wenn ich Cynric damals getötet hätte…
    »Nun ja«, fuhr der alte Mann fort, »niemand macht dir einen Vorwurf, weil er noch frei herumläuft. Wohin die Überlebenden auch immer fliehen, hier in Deva werden wir sie wohl kaum zu Gesicht bekommen… «
    Macellius blickte sich, wie Gaius fand, etwas zu selbstgefällig in seinem neuen Eßzimmer um.
    »Da hast du recht«, murmelte Gaius unverbindlich. »Fühlst du dich hier wirklich wohl?«
    Kurz nachdem Macellius in sein prächtiges Haus eingezogen war, wählte man ihn zum Decurio, und inzwischen hatte er sich als einer der neuen Ratsherren bereits große Anerkennung erworben.
    »O ja, es gefällt mir hier. Ich bin in den vielen Jahren irgendwie in Deva heimisch geworden. Es ist schön mitanzusehen, wie die Stadt wächst. Das neue Theater ist natürlich ein besonderer Anziehungspunkt, täglich öffnen Läden, und ich habe gerade eine ganz schöne Summe für den neuen Tempel gespendet.«
    »Deva wird also ein kleines Rom«, sagte Gaius und lächelte. »Es fehlt nur noch ein Amphitheater für die Spiele.«
    »Die Götter mögen mich davor bewahren!« rief Macellius mit gespieltem Entsetzen. »Dann müßte ich die Spiele auch noch aus der eigenen Tasche bezahlen. Jeder glaubt, als Ratsherr hätte man Geld wie Heu! Ich wage kaum noch, vor die Tür zu treten, weil mich sonst jemand sieht und mir die große Ehre zuteil werden läßt, wieder einmal tief in die Tasche greifen zu dürfen… «
    Macellius lachte gutmütig, und Gaius fand, sein Vater sei noch nie so zufrieden gewesen wie nach dem Abschied vom Militär. Er schien das Leben als angesehener Bürger der Stadt in vollen Zügen zu genießen.
    »Für etwas würde ich allerdings gerne Geld ausgeben«, sagte Macellius und sah seinen Sohn ernst an. »Wir müssen dich nach Rom schicken, mein Junge. Es ist an der Zeit, verstehst du? Nach deinem letzten Einsatz hier wird dich der Statthalter bestimmt zur Beförderung vorschlagen. Mit der Protektion deines Schwiegervaters und meiner

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