Die Wälder von Albion
senkte sich plötzlich tiefe Dunkelheit über den Platz. Aufgeschreckt stoben die Menschen auseinander.
»Cynric, Sohn der Junius, lauf!«
Der Schrei der Göttin hallte durch die Nacht.
»Flieht, denn die Adler kommen!«
Das Lachen der Göttin klang wie ein Schlachtruf, der Angst und Schrecken verbreitet.
Während die Menschen fluchtartig das Weite suchten, wurde das ferne Trommeln zu einem lauten Donnern, und die römische Reiterei griff an.
Gaius ließ sich von der Wucht des Angriffs mitreißen und richtete sein Bewußtsein nur auf die Bewegung des Pferdes und der Reiter zu seinen Seiten. Er sah das ansteigende Gelände, die Gestalten rennender Männer und Frauen, und er sah die brennenden Feuer. Verbissen kämpfte er gegen Bilder, die in sein Bewußtsein eingegraben waren, aber trotzdem sah er auch einen silbernen Vollmond und Tänzer… Cynric, der mit Dieda Hand in Hand über den Platz lief… und Eilans rosiges Gesicht, das ihn im Schein der Beltane-Feuer vertrauensvoll anlächelte.
Gaius wurde gegen den Sattelknauf gedrückt, als der Hang steiler anstieg. Er verstärkte den Schenkeldruck, umfaßte Lanze und Schild fester und hielt Ausschau nach bewaffneten Männern.
Ihr Befehl war klar und eindeutig… Sie sollten nicht die friedlichen Menschen töten, die sich zum Fest versammelt hatten, sondern die flüchtigen Rebellen, die man in der Menge vermutete. Der Legat hatte ihnen allerdings nicht gesagt, wie sie in der Dunkelheit und dem allgemeinen Durcheinander einen solchen Befehl in die Tat umsetzten sollten.
Gaius verfluchte das Schicksal, das ihn zwang, Cynric und die Raben auf dem heiligen Platz der Priesterinnen von Vernemeton anzugreifen. Plötzlich sah er vor sich ein metallisches Blitzen und ein haßverzerrtes Gesicht. Er reagierte, wie das seiner Ausbildung entsprach, und mußte nicht erst eine Entscheidung treffen. Er spürte den Aufprall und den tödlichen Stoß, als die Lanze ihr Ziel traf, und riß sie blitzschnell wieder zurück. Das Gesicht war verschwunden.
Der Angriff geriet ins Stocken. Sie erreichten die flache Hügelkuppe und sahen, daß der Platz beinahe menschenleer war.
Noch flohen die Menschen in der Dunkelheit nach allen Seiten. Er gab seinem Optio einen knappen Befehl, und die Männer schwärmten aus, um die fliehenden Rebellen vielleicht doch noch einzuholen.
Der Hengst unter Gaius stieg, denn eine gespenstische Gestalt hob drohend die Arme und rief etwas über den Platz.
Gaius ließ sich nicht beirren, trieb das Pferd in Galopp und hielt Ausschau nach Cynric. Er hörte auf der anderen Seite des Erdhügels, der sich in der Mitte des Platzes erhob, metallisches Klirren und wollte wenden, um in diese Richtung zu reiten.
Aber sein Hengst bäumte sich auf und wieherte angstvoll, denn ein schwarzer Schatten jagte wie eine Sturmbö über sie hinweg. Dann hörte er den Schrei…
Es klang nicht nach Angst, sondern nach Zorn und Wut. Der Schrei trug das Grauen und Entsetzen, den Tod und die Raserei aller Schlachtfelder weit über das Land.
Gaius stockte der Atem, sein Herzschlag setzte aus, und er glaubte, zu Eis zu erstarren.
Alle Pferde und Tiere verfielen in diesem Augenblick göttlichen Zorns in Panik, und jeder Mensch zitterte vor Angst.
Gaius entglitten Zügel und Lanze. Er klammerte sich an die Mähne des Hengstes, und die Welt begann, sich plötzlich im Kreis zu drehen.
Das Gesicht einer Furie tauchte vor ihm auf. Glühende Augen starrten ihn an. Ein blutiger Mund öffnete sich haßverzerrt, und er hörte den Fluch durch den lodernden Kranz glühender Haare.
Der Hengst stürmte davon, und Gaius glaubte, von den Flammen verschlungen zu werden. Die Menschen, die am Fuß des Erdhügels standen, schienen von einem Zauber gebannt zu sein. Schließlich blieb sein Pferd mit bebenden Flanken stehen, und die Menschen bewegten sich wieder, aber er sah das Entsetzen noch in ihren Augen.
Gaius holte tief Luft, er sah sich langsam um und wußte, daß die Überraschung des Angriffs vorüber war.
Einige der Druiden stützten einen alten Mann, und Gaius vermutete, daß es sich um Ardanos handelte. Zwei Priesterinnen in blauen Gewändern hoben etwas aus dem hohen Sitz, das wie ein Stoffbündel aussah.
Der Angriff der römischen Reiterei war wie durch Zauberei verebbt, und Gaius war plötzlich sehr müde. An seiner Seite erschien leichenblaß der Optio und meldete mit tonloser Stimme: »Sie sind in alle Winde verstreut, Tribun.«
Gaius nickte und staunte, daß er überhaupt
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