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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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natürlich nicht?« fragte Gaius herausfordernd.
    Vater Petros schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein armer Diener der verlorenen Kinder des Herrn, die meinen Rat suchen. Der einzige Sohn Gottes wurde ans Kreuz geschlagen und ist von den Toten auferstanden, um uns zu retten. Mehr muß ich nicht wissen. Alle, die an ihn glauben, werden in Ewigkeit im Paradies leben.«
    Das übliche orientalische Märchen, dachte Gaius und erinnerte sich daran, was er in Rom von dieser Sekte gehört hatte. Er verstand, weshalb diese rührende Geschichte Sklaven und auch manchen Frauen aus guten Familien so gefiel. Er dachte, vielleicht würde auch Julia sich für das Gerede des Einsiedlers von der Wiederauferstehung interessieren oder es könnte sie zumindest auf andere Gedanken bringen. Er stellte den Becher ab.
    »Ich danke dir für deinen Wein, Vater Petros, und für deine Geschichte«, sagte er. »Darf meine Frau dich vielleicht einmal besuchen? Sie kann den Tod unserer Tochter nicht verwinden.«
    »Sie ist jederzeit willkommen«, erwiderte Vater Petros. »Ich bedaure nur, daß ich dich nicht überzeugen kann… Ich habe dich doch nicht überzeugt, oder?«
    »Nein, das hast du wirklich nicht«, sagte Gaius und lachte über die entwaffnende Offenheit des Einsiedlers.
    »Ich bin kein guter Prediger«, sagte Vater Petros sichtlich enttäuscht. »Wenn Vater Joseph hier wäre, hätte er dich bestimmt zu unserem Glauben bekehrt.«
    Gaius hielt auch das für sehr unwahrscheinlich, aber er lächelte höflich. Als er aufstand und gehen wollte, hörten sie jemanden vor der Tür.
    »Senara, bist du es? Komm herein!« rief der Einsiedler.
    »Du hast Besuch«, hörten sie die Stimme eines Mädchens von draußen. »Ich komme ein anderes Mal wieder.«
    »Das mußt du nicht. Ich bin dabei zu gehen«, sagte Gaius und schob die Lederklappe vor der Türöffnung beiseite. Als er hinaustrat, stand vor ihm das hübscheste Mädchen, das er seit… ja, das er seit der Begegnung mit Eilan gesehen hatte.
    Damals war er natürlich auch noch jung gewesen. Das Mädchen war vielleicht fünfzehn und hatte Haare, die schimmerten wie Kupfer im Schmiedefeuer. Ihre Augen strahlten in einem reinen Blau, und sie trug ein ungebleichtes Leinengewand.
    Er blickte das Mädchen noch einmal genauer an, und plötzlich wußte er, wen er vor sich hatte. Trotz der hellen Hautfarbe waren die römische Nase und die römischen Backenknochen unverkennbar und erinnerten Gaius stark an Valerius, den alten Sekretär seine Vaters. Das erklärte, weshalb sie Latein sprach. Als er wegen ihr in Vernemeton gewesen war, hatten sich alle seine Gedanken natürlich nur um Eilan gedreht.
    Erst als er zu seinem Hengst ging, fiel ihm ein, daß er sich bei - wie hatte der Einsiedler sie noch genannt? - Senara nach Eilan hätte erkundigen können. Aber die Türklappe war bereits zugefallen, und zu dem Wenigen, was er über Frauen wußte - es war wirklich nicht sehr viel und seit seiner Ehe glaubte er sogar, noch weniger zu wissen -, gehörte der Grundsatz: Es ist immer unklug, eine Frau nach einer anderen zu fragen.

    Gaius erreichte die Villa erst nach Sonnenuntergang, aber Julia begrüßte ihn freundlich, wenn auch wie immer niedergeschlagen. Licinius saß bereits im Eßzimmer.
    Macellia und Tertia spielten mit einem Spielzeugwagen auf der Terrasse. Sie hatten Julias Äffchen Kindersachen angezogen und versuchten, das Tier in den Wagen zu setzen. Er rettete das Äffchen und gab es dann Julia. Manchmal wußte er wirklich nicht, wie drei kleine Mädchen und eine Frau mit sieben Dienstboten soviel Trubel im Haus schaffen konnten.
    Quartilla kam ebenfalls angelaufen und rief: »Papa, Papa!« Er umarmte sie alle nacheinander und winkte der alten Lydia, die sich der Kinder annahm. Dann ging er mit Julia in das Eßzimmer.
    Das Äffchen saß noch immer auf ihrer Schulter. Es war etwa so groß wie ein Säugling. Der Anblick der Kinderkleider, die die Mädchen dem Tier angezogen hatten, stieß ihn ab. Er verstand nicht, weshalb sich Julia überhaupt mit einem solchen Tier umgab. Das Äffchen war in einem heißen Klima zu Hause und sollte nicht wie ein kleines Kind behandelt werden. Als Haustier war ein Affe im naßkalten Britannien bestimmt fehl am Platz. Selbst im Sommer war es für das Tier vermutlich hier viel zu kühl.
    »Ich finde, du solltest dieses Äffchen nicht ständig um dich haben«, sagte er gereizt, als sie sich an den Tisch setzten.
    Sofort traten die Tränen in ihre Augen. »Ach…

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