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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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üblich, daß ein reicher Mann sein Erbe zwischen dem Kaiser und seiner Familie aufteilte, denn dann bestand die Hoffnung, daß der kaiserliche Miterbe darauf achten würde, daß die Familie den rechtmäßigen Anteil auch wirklich erhielt. Agricola zum Beispiel hatte das in seinem Testament ebenso verfügt.
    Der Legat blickte von Gaius zu Macellius. Er schien offenbar nichts zu verstehen.
    »Boudicca… «, erwiderte Gaius trocken. »Ihr Mann hat das auch versucht. Aber die Icener hatten Schulden bei einigen wichtigen Senatoren. Als Boudiccas Mann starb, erhoben die Senatoren ihre Ansprüche, und die Königin leistete Widerstand. Sie und ihre Töchter wurden… «, er räusperte sich, »nun ja, sagen wir, sie wurden sehr schlecht behandelt, und die Königin rief den Stamm zu einem Aufstand auf, der uns beinahe aus dem Land gefegt hätte!«
    Dieselbe Drohung stand Macellius jetzt vor Augen, wenn er an die unglückliche Frau dachte, die dort draußen saß. Die Demeten gehörten außerdem zu den Stämmen, bei denen die Abstammung nach der mütterlichen Linie zählte.
    »Ach, diese Boudicca… «, murmelte der Legat. Er hieß Lucius Domitius Brutus und schien Gaius etwas zu jung für ein so verantwortungsvolles Amt zu sein. Aber es hieß, er sei ein guter Freund des Kaisers.
    » Diese Boudicca«, wiederholte Macellius ernst. »Deshalb, mein junger Freund, haben die Tribunen in Maridunum diese Frau sofort hierher gebracht, als das Testament verlesen wurde. Und deshalb können wir das Testament nicht einfach vollstrecken, auch wenn der Kaiser dadurch große Vorteile haben würde.«
    »Andererseits«, sagte Gaius, »sollten wir uns auch darüber im klaren sein, daß man diese Frau wie hauchdünnes Glas behandeln muß. Alle Britonen im Land warten nur darauf zu sehen was wir tun… « Er hielt inne und dachte nach, dann fragte er: »Die Frau hat doch bestimmt Kinder?«
    »Ich habe gehört, sie hat ein paar Töchter«, erwiderte Macellius verdrießlich, »aber ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Sie sind leider erst drei oder vier Jahre alt, sonst würde ich sie auf der Stelle mit ehrbaren Bürgern verheiraten.«
    Er brummte und stand erregt auf. »Wir dürfen uns auf keinen Fall auf einen Krieg gegen Frauen und Kinder einlassen! Aber was können wir tun, wenn sich Frauen in die Politik einmischen?« Er setzte sich wieder und sagte dann etwas ruhiger. »Ich habe gehört, daß sie oder jene Leute, die diese Frau benutzen möchten… . sich um ein Bündnis mit den Stämmen von Eriu bemühen.«
    Gaius dachte mit Schaudern an die Räuber, die Eilans Elternhaus in Brand gesteckt hatten.
    »Bringt sie nach Londinium«, schlug er vor. »Wenn man sie nach Rom schickt, denken ihre Leute, sie sei eine Gefangene. Aber wenn man ihr ein schönes Haus in der Stadt gibt, werden die Leute glauben, sie hätte ihr Volk verraten. Sagt der Frau, wenn sie nicht in Londinium lebt, bekommt sie keine einzige Sesterze aus dem Erbe ihres Mannes.«
    »Das wäre vielleicht eine Lösung… « Macellius nickte und sagte zu dem Legaten: »Ich halte den Vorschlag meines Sohnes für gut. Du hast bereits eine Truppe marschbereit, um die Garnison in Maridunum zu verstärken. Sie können die Nachricht gleich überbringen.«
    »Wir halten sie als eine Art Geisel«, sagte Domitius Brutus. Damit konnte er etwas anfangen.
    Als Gaius den Raum verließ, mußte er an die Töchter der Frau denken, die ihn bedrückt ansah und sein Mitleid erregte.
    »Du hast noch sehr kleine Töchter, nicht wahr?« sagte er in ihrer Sprache. »Wo sind sie denn jetzt?«
    »Dort, wo kein Römer sie finden wird, und dafür danke ich den Göttern«, erwiderte sie. »Glaubst du, ich weiß nicht, wie eure Legionäre junge Mädchen mißbrauchen?«
    »Aber doch keine Kinder!« rief Gaius. »Ich habe selbst drei kleine Töchter. Ich denke, wir würden dafür sorgen, daß deine Mädchen in Sicherheit sind.«
    »Die Mühe könnt ihr euch sparen. Sie sind bestens versorgt!«
    Ein Legionär kam und berührte sie am Arm. Als sie vor ihm zurückzuckte, sagte er: »Folge mir… Niemand will dir etwas tun.«
    Sie sah sich erschrocken um und fragte Gaius: »Wohin bringt ihr mich?«
    »Nur nach Londinium«, erwiderte er beruhigend. Gaius sah, wie sie erleichtert - oder auch enttäuscht - aufatmete und dem Legionär folgte.
    Der wachhabende Offizier sagte später zu Gaius: »Es ist kaum zu glauben, aber sie hat Rebellen unterstützt.«
    »Woher weiß man das?« fragte Gaius.
    »Sie wurde hierher

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