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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Einsiedler wohnt?«
    »Ja, wir haben ihm erlaubt, dort zu sein. Er ist ein seltsamer Mann und kommt aus dem Süden. Er ist ein Christ, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Senara und errötete. »Er war sehr freundlich zu mir.«
    Caillean runzelte die Stirn. Eilan wußte, die ältere Priesterin hielt es nicht für richtig, daß eine Frau aus Vernemeton allein einen Mann aufsuchte, auch wenn der Betreffende alt oder ein Einsiedler war. Senara war aber noch keine Novizin, und Eilan wußte, daß die Prediger der Christen Keuschheit geschworen hatten. Deshalb fand sie keinen Grund, an Senaras Ehrbarkeit zu zweifeln.
    »Meine Mutter war Christin«, sagte Senara. »Erlaubt ihr mir, diesen Prediger zu besuchen und ihm etwas aus der Küche mitzubringen? Ich würde gern mehr über das erfahren, woran meine Mutter geglaubt hat… «
    »Es spricht eigentlich nichts dagegen«, antwortete Eilan nach kurzem Nachdenken. »Auch zu unserem alten Wissen gehört die Erkenntnis, daß alle Götter ein Gott sind… Du darfst zu ihm gehen, mein Kind, und höre dir an, wie sich der Gott den Christen zeigt… «
    Als Senara das Zimmer verlassen hatte, aßen Caillean und Eilan schweigend ihr Mahl.
    »Es ist etwas geschehen… «, sagte Eilan schließlich und musterte Cailleans Gesicht, die versunken in das Feuer blickte.
    »Vielleicht… «, antwortete Caillean. »Aber ich weiß noch nicht, was es wirklich zu bedeuten hat. Der Ring der Steine ist von großer Kraft, und der See… « Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Mir fehlen die richtigen Worte. Aber ich verspreche dir, wenn ich verstehe, was ich dort empfunden habe, dann werde ich es dir sagen.« Sie schwieg und sah Eilan fragend an. »Wie ich höre, hat sich auch hier einiges ereignet. Dieda sagt, daß du einen Besucher hattest.«
    »Nicht nur einen«, erwiderte Eilan, »aber vermutlich meinst du Cynric… «
    »Nein, Macellius Severus«, sagte Caillean. »Wie fandest du ihn?«
    Ich hätte mir keinen besseren Schwiegervater wünschen können…
    Aber das konnte sie Caillean nicht sagen. Sie suchte nach einem Kompromiß und erwiderte schließlich: »Er wirkte auf mich freundlich und väterlich.«
    »Auf diese Weise erobern die Römer inzwischen mehr und mehr von unserer Welt«, sagte Caillean. »Mir wäre es lieber, sie wären alle durch und durch böse. Wenn selbst du einen Macellius freundlich und väterlich findest, wer soll sich dann noch gegen die Römer auflehnen?«
    »Warum sollten wir uns noch gegen die Römer auflehnen? Du redest ja wie Cynric.«
    »Ich könnte dir noch Schlimmeres sagen«, erwiderte Caillean.
    »Aber was kann uns das helfen?« Eilan schüttelte abwehrend den Kopf. »Wir sind auf den Frieden mit den Römern angewiesen… und was ist daran so schlecht? Friede ist zweifellos besser als Krieg.«
    »Auch ein Friede ohne Glück? Auch ein Friede, in dem man uns alles, was das Leben lebenswert macht, genommen hat?«
    »Auch die Römer können ehrenwerte Menschen sein… «, erwiderte Eilan, aber Caillean fiel ihr ins Wort.
    »Von dir hätte ich solche Worte wirklich nicht erwartet!«
    Danach schwieg sie betroffen, denn sie wußte, mit jedem weiteren Wort würde sie die Auseinandersetzung nur noch verschärfen, und das wollte sie um keinen Preis.
    Eilan kämpfte darum, sich nicht persönlich getroffen zu fühlen. Sie wollte zu ihrer Entscheidung stehen. Die Mutter von Gaius hatte Macellius geheiratet. Bestimmt hatten die Eltern damals auf den Frieden zwischen beiden Völkern gehofft. Und Eilan hatte aus demselben Grund damals zugestimmt, daß Gaius eine Römerin zur Frau nahm. Hatte er bei ihr Frieden und Glück gefunden?
    »Cynric irrt sich«, sagte sie schließlich. »Nicht der Ruhm, nach dem die Krieger streben, macht das Leben lebenswert, sondern die stetige Arbeit der Bauern auf den Feldern, die für eine reiche Ernte arbeiten, und die Zuverlässigkeit der Hirten, die ihre Herden vor Gefahren schützen, und damit zum Wohlstand im Land beitragen. Nur wenn das möglich ist, sitzen glückliche Kinder an den Feuern und die Alten finden am Ende ihres Lebens die verdiente Ruhe. Ich weiß, die Göttin kann so gefährlich sein wie eine Bache, deren Frischlinge bedroht sind. Aber ich weiß, SIE erwartet von den Menschen, daß sie das Land pflegen und hüten und nicht durch Krieg, Plünderung und Mord zerstören. Haben wir uns nicht aus diesem Grund in Vernemeton immer auch dem Heilen gewidmet? Wir wollen allen Menschen helfen, innerlich und äußerlich gesund zu

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