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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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getroffen?
    Dann war es vielleicht doch nicht Eilan gewesen, deren von rasendem Zorn verzerrtes Gesicht er damals gesehen hatte, als die Reiterei an Beltane versuchte, die Raben zu fassen. Es erfüllte ihn mit großer Erleichterung zu hören, daß Eilan so maßvoll sein konnte. Er freute sich auch, daß es ihr offenbar gutging und sie sich als Hohepriesterin Achtung und Anerkennung verschafft hatte.
    Gaius wollte sich eigentlich nicht von Julia scheiden lassen. Sie würde gegen seinen Plan wahrscheinlich keine Einwände erheben. Aber er wollte Licinius und seinen Vater nicht unglücklich machen. Wenn Julia sich eingestand, daß sie Gaius keinen Sohn mehr schenken konnte und der Adoption von Eilans Kind zustimmte, hatte Gaius sein Ziel erreicht. Er liebte seine Töchter, und er wußte, Licinius war in seine Enkelkinder vernarrt. Aber vor dem römischen Gesetz zählten nur die männlichen Kinder. Das war ungerecht, und in seinem Fall würde er die kleine Cella enterben. Aber Gesetz war Gesetz. Daran konnte auch er nichts ändern.
    Als Gaius diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, sprach sein Vater bereits von etwas anderem. So erschien es ihm klüger, auch diesmal zu schweigen. Er hatte aus bitteren Erfahrungen gelernt, was er nicht aussprach, mußte er später nicht bereuen.

26. Kapitel
    Caillean erwachte zitternd. Es wurde gerade hell.
    Es war nur ein Traum…
    Aber sie konnte die Bilder nicht vergessen. Selbst jetzt, während sie auf die Bettvorhänge blickte und den ruhigen Atem der Frauen um sie herum hörte, waren sie noch erschreckend wirklich. Sie richtete sich mühsam auf und zog ihre Sandalen an. Noch immer zitternd nahm sie das Umschlagtuch vom Haken, legte es über die Schultern und setzte sich auf den Rand des Bettes.
    Selbst die weiche Wolle konnte sie nicht wärmen. Als sie die Augen schloß, sah sie wieder das silbergraue Wasser, über das sich wirbelnde Nebelschwaden senkten. Eilan stand am anderen Ufer, aber der Abstand schien immer größer und weiter zu werden, als würde sie von einer starken Strömung davongetrieben.
    Caillean versuchte sich zu beruhigen. Es gab keinen Grund zur Furcht. Aber wie so oft bei ihren Träumen, ließen sie die Gefühle nicht mehr los, die von den Bildern des Traums ausgelöst worden waren. Sie glaubte, von der Welle der Angst und dem endgültigen Verlust verschlungen zu werden.
    Das sind meine Ängste. Der Traum hat nichts mit Vorsehung zu tun. Bei Sonnenaufgang wird alles vergessen sein.
    Sie stand entschlossen auf und trank einen Schluck Wasser.
    Ein grauer Nebelschleier hatte sich zwischen sie und Eilan geschoben. Er hatte Eilan von der Welt getrennt.
    Das ist der Tod. Das bedeutet Sterben…
    Caillean konnte diesen Gedanken nicht loswerden. Gewöhnliche Träume verschwanden wie der Dunst im Morgengrauen, wenn die Sonnenstrahlen den neuen Tag ankündigten. Auch bedrohliche Bilder konnten sie nach dem Erwachen nicht mehr ängstigen. Aber ein schicksalhafter Traum - ein Traum der göttlichen Kraft - wurde bei Tagesanbruch immer klarer und eindringlicher. Solche Träume durfte sie nicht beiseite schieben.
    Als die anderen Frauen langsam erwachten, wußte Caillean, daß sie ihre neugierigen Blicke nicht würde ertragen können. Vielleicht fand sie im Garten die nötige Ruhe, um sich diesem Traum zu stellen. Aber sie wußte bereits, sie würde mit Eilan darüber sprechen müssen.

    In diesem Jahr kündigte sich bereits vor Beltane ein früher Sommer an. In den Wäldern um Vernemeton blühten so viele Blumen wie nie zuvor.
    Eilan ließ sich überreden, mit Miellyn, Lia und den Kindern Heilpflanzen zu sammeln. Im Schatten der Bäume blühten noch immer Schlüsselblumen und Vergißmeinnicht, der gelbe Löwenzahn vergoldete die Wiesen, und die Zweige des Weißdorns verschwanden unter den üppigen weißen Blüten.
    Gawen war stolz auf sein Wissen und zeigte Brigittas beiden Töchtern, was er gelernt hatte. Sie hingen bewundernd und mit großen Augen an seinen Lippen. Eilan lächelte und erinnerte sich, daß Dieda und sie als Kinder Cynric nicht von der Seite gewichen waren. Sie freute sich über das Lachen der Kinder, und ihr wurde plötzlich klar, wie sehr Gawen Spielgefährten vermißt hatte. Aber nicht nur die Mädchen würden Vernemeton bald verlassen, auch Gawen sollte zu Zieheltern kommen.
    Erst kurz vor Mittag kehrten sie zurück. Die Kinder hatten rote Wangen und trugen Blumenkränze im Haar.
    »Caillean wartet im Garten auf dich«, sagte Eilid zu Eilan, als sie das

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