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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht sehr überzeugend, aber sie schwieg.
    »Der unvorsichtige Hirsch wird schnell die Beute des Jägers«, murmelte Dieda mißbilligend.
    Cynric zuckte überheblich mit den Schultern.
    »Man könnte auch sagen, ein Gott schenkt mir seine Gunst mehr als anderen Sterblichen.«
    Er blickte Dieda herausfordernd an, aber sie seufzte nur. Das schien Cynric zu reizen, denn er fügte hinzu: »So ist es nun einmal! Mich schützt offenbar ein Zauber. Ich glaube, ich könnte nach Londinium gehen und das Pferd des Statthalters stehlen.«
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen«, sagte Dieda. Sie lachten beide.
    »Im Augenblick habe ich das auch nicht vor. In einem oder zwei Monaten mag sich die Lage jedoch geändert haben, denn dann sind die Römer auf der Flucht!«
    Er schwieg und sagte schließlich: »Übrigens, um das klarzustellen, ich beklage den Tod von Ardanos nicht. Und du hast auch keinen Grund dazu, Eilan. Der alte Mann hatte immer nur seine politischen Ziele im Sinn, und alles mußte nach seiner Pfeife tanzen.«
    »Da hast du recht«, erwiderte Eilan. Sie blieb äußerlich ruhig, obwohl ihr bei Cynrics Worten ein kalter Schauer über den Rücken lief, denn sie mußte an die Nachricht denken, die Gaius ihr überbracht hatte.
    »Gut, du bist wenigstens ehrlich«, sagte er lauernd. »Ich würde nur gern wissen, wie weit deine Ehrlichkeit geht, Schwester.«
    Sie erwiderte vorsichtig: »Ich zumindest weiß genau, was ich möchte.«
    »Ach wirklich? Und was möchtest du, Eilan?«
    »Den Frieden!«
    Ich möchte den Frieden, damit mein Sohn zum Mann heranwachsen kann…
    Aber das konnte sie weder Dieda noch Cynric sagen. Ardanos hatte ihr Glück zerstört und das Glück von Cynric und Dieda. Aber zumindest im Westen der Provinz hatten die Stämme über ein Jahrzehnt lang nicht zu den Waffen gegriffen.
    Cynric verzog abfällig das Gesicht.
    »Frauen denken immer nur an den Frieden!« rief er höhnisch. »Du klingst wie das Sprachrohr von Macellius. Dafür habe ich früher Ardanos gehalten, und der ist tot. Jetzt bietet sich uns die Möglichkeit, die Römer aus dem Land zu jagen. Brigitta wartet nur auf mein Zeichen. Sie weiß, was wir von ihr wollen… «
    »Man sollte denken, daß Brigitta genug vom Krieg hat«, erwiderte Eilan.
    »Ich bin der Meinung, liebe Schwester, sie hat genug von der römischen Gerechtigkeit, die alle versklavt!« rief Cynric erregt. »Hast du nichts von den Gerüchten gehört? Wenn die Römer sich gegenseitig bekämpfen, dann können wir uns vielleicht von dem Joch befreien, das sie Gerechtigkeit nennen. Dann werden wir uns rächen und jedes römische Haus in Schutt und Asche legen, wie es mit Bendeigids Haus geschehen ist.«
    Eilan fiel ihm ins Wort. »Hast du vergessen, daß nicht die Römer das Haus meines Vater zerstört und meine Mutter getötet haben? Es waren die wilden Stämme aus dem Norden, und die Römer haben sie bestraft. Bendeigid und du, ihr seid mit ihnen gezogen und habt euch gerächt.«
    »Wer außer uns selbst trägt die Verantwortung für unsere Häuser?« fragte Cynric, ohne auf ihren Einwurf einzugehen. »Wir haben das Recht zu strafen oder zu begnadigen! Sollen wir diese Fremdherrschaft wie alte, zahnlose Hunde ertragen? Sollen wir immer nur die Römer entscheiden lassen, gegen wen wir kämpfen dürfen und wo?«
    Eine gefährliche Röte stieg ihm ins Gesicht. Eilan achtete nicht darauf, sondern erwiderte unbeeindruckt: »Was auch geschehen mag, der Frieden ist das beste für uns alle.«
    »Aha, das wollte ich nur wissen! Du wirst also auch in Zukunft die verräterischen Worte eines Ardanos wiederholen? Oder sind es die Worte von Macellius? Oder ist vielleicht sein vornehmer Sohn der Maßstab aller Dinge für dich?« fragte er herausfordernd.
    Huw trat unruhig von einem Bein auf das andere. Eilan achtete nicht auf ihren Leibwächter, denn sie hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren.
    »Soweit ich weiß, hat Macellius für unsere beiden Völker immer nur das Beste gewollt.«
    »Ich etwa nicht?« rief Cynric empört.
    »Das habe ich nicht gesagt, ja, nicht einmal angedeutet.«
    »Im Gegenteil, genau das hast du mir damit sagen wollen!« warf er ihr vor. »Ich weiß sehr wohl, daß der Sohn dieses Macellius hier bei dir war. Kannst du mir wiederholen, was er zu dir gesagt hat?!«
    Er trat dicht vor Eilan. Seine lange aufgestaute Wut und sein Haß entluden sich im Vorgefühl des Triumphs, den die Raben erringen würden.
    »Für einen Verräter wie Ardanos hat die Stunde

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