Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
bereits geschlagen, und die Römer werden bald niemanden mehr schützen können. Auch dich nicht! Keiner in diesem Land wird auf eine Hohepriesterin hören, die ihr Volk verraten hat!«
    Er lachte höhnisch und siegessicher.
    »Wenn alles nach Plan verläuft, dann wird Bendeigid zum höchsten Druiden gewählt. Das, liebe Schwester, wollte ich dir sagen, damit du dich gut auf das nächste Ritual vorbereiten kannst, denn Bendeigid wird dir beim nächsten Fest andere Anweisungen als Ardanos geben!«
    Dieda blickte stumm von Cynric zu Eilan. Sie wagte kaum zu atmen, denn die Spannung hatte einen gefährlichen Höhepunkt erreicht. Eilan bemühte sich sichtlich darum, auch jetzt die Ruhe nicht zu verlieren. Sie wußte, daß Cynric es nur darauf anlegte, sie zu verletzen.
    »Es stimmt, Ardanos hat mir stets gesagt, was er zu sagen hatte. Und als höchster Druide hat er die Antworten des Orakels dem Volk ausgelegt. Aber was die Göttin sagt, während ich in Trance bin, das unterliegt nicht meinem Willen. Cynric, vergiß nie, als Stimme des Orakels hörst du nicht meine Worte, sondern die Worte der Göttin«, sagte sie leise.
    »Du willst mir sagen, daß die Göttin diesen Verrat an unserer Sache, an unserem Volk wünscht?«
    »Warum sollte SIE nicht den Frieden wollen?« rief Eilan erregt. »Sie ist eine Mutter… «
    So wie ich eine Mutter bin!
    Die letzten Worte unterdrückte sie und fügte zornig hinzu: »Du hast kein Recht, so mit mir zu sprechen!«
    Aber Cynric hatte es auf diese Kraftprobe angelegt und rief: »Ich bin der Rabe der Göttin. Ich bin IHRE Rache. Ich sage, was ich sagen will. Und ich strafe, wenn ich strafen will!«
    Noch ehe Eilan reagieren konnte, holte er aus und schlug sie auf die rechte Wange. Sie zuckte erschrocken zurück, und Dieda rief: »Wie kannst du es wagen?«
    »Cathubodva weiß, daß ich alle Verräter bestrafen werde!«
    Cynric drehte sich um und wollte gehen, aber genau in diesem Augenblick traf ihn Huws Keule. Sein Schädel brach, und das Blut schoß hervor. Dieda schrie entsetzt auf, und Eilan wich stumm an die Wand zurück.
    Cynric blieb noch einen Augenblick blutüberströmt und schwankend stehen. Schließlich widersetzte sich sein Körper dem Tod nicht mehr, und er brach zusammen.
    Zitternd kniete Eilan neben ihm nieder und griff nach seinem Handgelenk. Aber da der Blutstrom aus seinem Kopf bereits nachließ, wußte sie, daß Cynrics Herz nicht mehr schlug.
    Sie sah ihren Leibwächter an, der bleich geworden war.
    »Huw… warum hast du das getan? Warum?«
    »Herrin… es ist meine Pflicht«, murmelte Huw. »Herrin… er hat dich geschlagen !«
    Eilan senkte den Kopf. Selbst wenn Ardanos das getan hätte, wäre es Huws Pflicht gewesen, ihn auf der Stelle zu töten. Huw hatte gelernt, daß die Hohepriesterin unantastbar war. Er mußte so handeln, es war seine Pflicht.
    Als sich Eilan langsam erhob, wußte sie, daß Cynrics Tod nicht an die Öffentlichkeit dringen durfte. Er hatte vermutlich nicht mehr viele Anhänger, aber die noch lebenden Raben gingen in ihrer Verzweiflung immer bis zum Äußersten. Wenn sie beschließen würden, Cynric zu rächen, konnte die gefährdete Einheit im Land sofort auseinanderbrechen. Cynrics Tod machte ihn gefährlicher, als er es jemals zu Lebzeiten gewesen war.
    Dieda hatte schluchzend die Hände vor das Gesicht geschlagen, aber Eilan konnte keine Tränen vergießen.
    »Geh jetzt, Huw«, sagte sie erschöpft, »geh zu Miellyn und sag ihr, was geschehen ist. Sie soll meinen Vater benachrichtigen.«
    Ist Bendeigid vielleicht schon der neue höchste Druide?
    Diese Frage durfte sie jedoch im Moment nicht beschäftigen, und sie fuhr leise fort, ihrem Leibwächter genaue Anweisungen zu geben.
    »Sprich mit niemandem außer Miellyn darüber. Hast du verstanden? Wenn du das getan hast, vergiß, was heute hier geschehen ist.«
    Als Huw das Haus verlassen hatte, drehte sich Eilan um. Sie fühlte sich plötzlich alt, unendlich alt. »Dieda… komm mit mir hinaus in den Garten. Wir können nichts mehr für ihn tun.«
    Sie ging zu der weinenden Frau, um sie zu trösten, aber Dieda zuckte vor ihr zurück.
    »Ist das dein Lohn für das Vertrauen, das dein Volk dir entgegenbringt? Wenn das so ist, dann soll deine gezähmte Bestie auch mich töten!«
    Eilan ließ den Kopf sinken.
    »Ich habe versucht, ihn zu retten. Ich hätte mein Leben für ihn gegeben… «
    »Ach wirklich? Du lügst! Das kann man sehr leicht sagen… «, rief Dieda. »Aber du nimmst das Leben der

Weitere Kostenlose Bücher