Die Wälder von Albion
plötzlich, wie Caillean sich über sie beugte und weckte.
»Komm jetzt. Ich brauche deine Hilfe. Leg Holz auf das Feuer und koche Mairi diesen Tee.«
Caillean deutete auf ein irdenes Gefäß mit Kräutern, das sie mitgebracht hatte.
»Ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern, und wir sollten bereit sein, Mairi zu helfen.«
Als der Tee fertig war, setzte sich Caillean zu Mairi, die sich unruhig hin und her warf, und hielt ihr den Becher an die Lippen.
»Trink das. Das gibt dir die Kraft, die du jetzt brauchst.«
Kurz darauf stöhnte Mairi. Sie bekam ein rotes Gesicht, Schweiß stand auf ihrer Stirn, und sie verzog gequält den Mund.
»Es dauert nicht mehr lange, Liebes«, sagte Caillean beruhigend, »aber du mußt jetzt liegenbleiben. Versuch nicht, dich aufzusetzen.«
Mairi sank stöhnend zurück und rang erstickt nach Luft. Als auch diese Wehe vorüber war, sagte Caillean zu Eilan: »Betupf ihr das Gesicht mit dem Schwamm. Das kühlt die Haut und ist angenehm. Ich bereite inzwischen alles vor… « Sie ging schnell zum Feuer und sagte zu Mairi: »Siehst du, hier sind die Windeln für dein Kleines. Bald wirst du es in den Armen halten… Möchtest du denn noch so einen gesunden Jungen wie den, den du bereits hast?«
»Oh, das ist mir gleichgültig«, stöhnte Mairi und begann zu keuchen. »Ich… möchte nur… daß es vorbei ist… « Sie schrie auf und flüsterte dann: »Wie lange noch?«
»Nicht mehr lange, Mairi. Bald ist es soweit, und du kannst dein Kind an dich drücken… ja, so ist es richtig. Du mußt pressen… noch mehr… Die Wehen folgen jetzt dicht aufeinander, aber das heißt, es ist bald vorbei… Ich weiß, es ist nicht leicht, aber wenn du durchhältst, dann kommt dein Kind um so schneller… «
Eilan war vor Angst wie erstarrt. Mairi schien nicht mehr sie selbst zu sein. Ihr Gesicht glühte und war geschwollen. Sie schrie immer wieder laut auf und schien nicht mehr zu wissen, was sie tat. Plötzlich rang sie nach Luft, bäumte sich auf und stemmte die Füße gegen das Fußteil des Bettes.
»Ich kann nicht mehr… Oh, ich kann nicht mehr… «, keuchte sie heiser, aber Caillean redete ermutigend und begütigend auf sie ein.
Dann sagte sie plötzlich mit anderer Stimme: »So, es ist soweit. Halt ihre Hände, Eilan. Nein, nicht so… an den Handgelenken. Und jetzt, Mairi, mußt du noch einmal pressen… Ja, ich weiß, du bist erschöpft, Liebes, aber gleich ist es vorbei… So, jetzt langsam und tief atmen… Hol Luft und laß es kommen… Ja, so ist es gut… Siehst du… So!«
Mairis Leib zuckte und bebte. Die Priesterin richtete sich auf und hielt etwas Rotes und unglaublich Winziges in den Händen. Es zappelte und stieß einen dünnen Schrei aus.
»Sieh nur, Mairi, du hast eine hübsche kleine Tochter… «
Mairis rotes Gesicht entspannte sich, und sie lächelte beseligt, als Caillean ihr das Neugeborene auf den plötzlich wieder flachen Bauch legte.
»O Göttin«, murmelte die Priesterin mit einem Seufzer der Erleichterung und blickte auf Mutter und Kind. »Wie oft habe ich das schon gesehen! Aber es ist jedesmal wieder ein Wunder!« Das leise Wimmern wurde laut und schrill. Mairi lachte glücklich.
»Oh, Caillean, sie ist so hübsch, so hübsch… «
Geschickt und schnell band die Priesterin die Nabelschnur ab und wusch das Neugeborene. Als Mairi die Nachgeburt ausstieß, reichte Caillean das Kind Eilan.
Sie staunte, denn es schien unmöglich, daß etwas so Zartes und Winziges ein Mensch sein sollte. Finger und Füße waren unglaublich dünn und fein. Das Köpfchen überzog ein weicher dunkler Flaum.
Mairi fiel erschöpft in einen tiefen Schlaf. Caillean hängte dem Kind ein kleines Metallamulett um den Hals und wickelte es in die Windeln.
»So, jetzt können die Elfen es nicht mehr rauben, und außerdem haben wir es seit seiner Geburt nicht aus den Augen gelassen. Wir wissen also, daß es kein Wechselbalg ist«, erklärte Caillean. »Aber auch die guten Geister sind bei diesem Wetter nicht unterwegs. Mairis Töchterchen steht ganz unter dem Schutz der Göttin. Du siehst, der viele Regen hat auch etwas Gutes.«
Caillean richtete sich auf und rieb sich den schmerzenden Rücken. Zum ersten Mal seit vielen Tagen blinzelte eine rote, wässrige Sonne durch die dicken, tiefliegenden Wolken.
Das Neugeborene hatte dünne Ärmchen und Beinchen und war sehr zart. Als sie es nach dem Waschen trockenrieben, schimmerten die daunenweichen Haare rötlich.
»Es sieht so winzig
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