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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aus… wird es am Leben bleiben?« fragte Eilan.
    »Warum nicht?« erwiderte Caillean. »Die Göttin war uns gnädig gesonnen. Ein Glück, daß wir gestern das Haus nicht verlassen konnten. Ich war schon unsicher geworden und hatte überlegt, ob es nicht doch besser sei, Zuflucht in Vernemeton zu suchen. Aber dann wäre es im Wald oder auf offenem Feld geboren worden, und wir hätten vermutlich Mutter und Kind verloren.«
    Nachdenklich fügte sie hinzu: »Ich kann mich nicht immer auf meine Fähigkeit verlassen, die Zukunft zu sehen.«
    Die Priesterin sank müde auf die Bank vor dem Feuer. »Es ist bereits Tag. Kein Wunder, daß ich so erschöpft bin.« Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand und sagte dann: »Der kleine Junge wird bald aufwachen. Dann können wir ihm sein Schwesterchen zeigen.«
    Eilan hielt das Neugeborene in den Armen. Caillean hob plötzlich den Kopf und sah sie mit großen Augen an. Ein Schatten schien wie der kalte Nebel aus einer anderen Welt auf Eilan zu fallen. Die Luft um sie herum begann zu wirbeln und zu kreisen. Ein großer Schmerz und namenloser Kummer erfaßte Caillean. Sie sah plötzlich eine ältere Eilan vor sich. Sie trug das blaue Gewand der Priesterin und hatte den tätowierten blauen Halbmond zwischen den Brauen. In den Armen hielt sie ein Kind. Aber aus ihren Augen sprach ein so großes Leid, daß es Caillean das Herz zerriß. Schauer liefen ihr über den Rücken, und die Flut des Kummers riß sie mit sich fort. Caillean schlug entsetzt die Hände vor das Gesicht und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    Als sie wieder sehen konnte, stellte sie fest, daß Eilan Mairis Kind in den Armen hielt und sie verwundert anblickte. Caillean stand erschrocken auf, trat schnell auf sie zu und nahm ihr das Neugeborene weg, das aufwachte und zu wimmern anfing. Sie beruhigte das Kind, das bald wieder einschlief.
    »Was ist… ?« fragte Eilan. »Warum hast du mich so angesehen?«
    »Der kalte Regen… «, murmelte Caillean noch immer verstört, »ich glaube, wir sind beide übermüdet und frieren.«
    Aber das Feuer brannte hell, und es war sehr warm in dem großen Raum.
    Ich kann mich nicht immer auf meine Fähigkeit verlassen, die Zukunft zu sehen , beruhigte sie sich, nicht immer…
    Caillean schüttelte energisch den Kopf. »Hoffen wir, daß die Wassermassen Wege und Straßen noch immer unpassierbar machen«, sagte sie.
    Sogar der Gedanke an die Räuber war eine willkommene Ablenkung nach der beklemmenden Vision.
    »Wie kommst du darauf, dir so etwas zu wünschen?« fragte Eilan. »Mein Vater möchte sicher so schnell wie möglich hierher kommen und sein neues Enkelkind sehen… meine Mutter auch. Ich glaube, sie sollten wirklich bald kommen, denn wie du sagst, hat Mairi keinen Mann mehr.«
    Caillean fuhr zusammen. »Keine Angst, das Wetter läßt sich nicht beeinflussen, weder von mir noch von dir. Selbst die höchsten Druiden versuchen nicht, die Sonne scheinen zu lassen oder Regen zu machen.« Seufzend fügte sie hinzu: »Aber ich werde den Gedanken nicht los, daß nicht nur deine Eltern versuchen werden, über Land zu reiten.«
    Dann lächelte sie das Neugeborene an und sagte liebevoll: »So, aber du mußt jetzt zu deiner Mutter an die Brust.«

8. Kapitel
    Der Regen verschonte auch das römische Lager in Deva nicht. Es goß in zermürbender Ausdauer Tag und Nacht. Bei diesem Wetter mußten die Männer in den Quartieren bleiben. Sie würfelten, besserten ihre Sachen aus oder setzten sich in die Schänke oder das Wirtshaus und tranken, damit die Zeit schneller verging. In dieser Nässe, die jeden bedrückte und zur Untätigkeit verdammte, ließ Macellius seinen Sohn zu sich rufen.
    »Du kennst das Land im Westen«, sagte er zu ihm. »Glaubst du, du kannst einen Reitertrupp zu Bendeigids Haus führen?«
    Gaius erstarrte und ließ den nassen alten Lederumhang einfach auf den Steinboden fallen. »Ja, aber Vater… «
    Macellius wußte sofort, was er sagen wollte.
    »Ich verlange nicht von dir, daß du im Haus eines Freundes spionierst, mein Junge. Aber man hat irische Räuberbanden in Segontium gesichtet. Jede britonische Siedlung in der Gegend ist in Gefahr, wenn sie nicht gefaßt werden. Ich schicke dich, um Bendeigid zu helfen, obwohl ich weiß, daß er es vermutlich anders auslegen wird. Aber ich muß einen Trupp dorthin senden, um zu erfahren, was geschieht. Meinst du nicht auch, es ist besser, wenn ein Freund kommt, anstelle eines römischen Keltenhassers? Oder daß Bendeigid mit

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