Die Wälder von Albion
hatte, legte ihr schnell die Hand auf den Mund.
»Sei still, wenn dir dein Leben und das deines Kindes lieb ist«, flüsterte sie. Mairi erschrak, aber sie nickte stumm. Vran und das Neugeborene wachten glücklicherweise nicht auf.
Eilan flüsterte: »Sollen wir uns in der Vorratskammer verstecken?«
Die Tür knarrte und ächzte wieder. Wer auch immer dort draußen stand, war entschlossen, sich Zugang in das Haus zu verschaffen.
Caillean erwiderte ruhig: »Nein, bleib hier. Und was auch geschehen mag, du darfst auf keinen Fall schreien.«
Dann ging sie entschlossen zur Tür. Mairi schlug entsetzt die Hände vor das Gesicht, als Caillean den Querbalken hochzuheben begann, aber die Priesterin sagte finster: »Möchtest du die Tür wieder in Ordnung bringen, wenn sie sie erst eingeschlagen haben? Ich nicht!« und schwenkte den Balken zur Seite.
Die Tür flog auf, und etwa ein Dutzend Männer drängten so ungestüm herein, als habe der Sturm sie hierher geblasen. Aber sie blieben wie angewurzelt stehen, als Caillean ein Wort rief, das wie ein Befehl klang.
Es waren große Männer mit zottigen langen Haaren, die ihnen über die Schultern fielen. Sie trugen Tierhäute und Fellumhänge über Wolltuniken, die noch größere und buntere Karos hatten als die der Britonen. Caillean wirkte im Gegensatz zu ihnen so schlank wie eine Weidengerte. Die schwarzen Haare fielen ihr bis zur Taille. Sie trug das weite blaue Gewand der Priesterin, das sich im Wind, der durch die offene Tür drang, blähte und geheimnisvoll bewegte. Sie selbst stand regungslos und ruhig vor der wilden Horde.
Mairi kroch unter die Decke und drückte ihre kleine Tochter an sich. Vran fing leise an zu weinen. Einer der Männer lachte und sagte etwas, das Eilan nicht verstand. Sie hätte es am liebsten gemacht wie Mairi und sich verkrochen, aber sie war wie gelähmt.
Caillean rief noch einmal laut etwas in ihrer volltönenden Stimme und trat einen Schritt rückwärts zur Feuerstelle. Sie schien die fremden Krieger durch ihren Blick zu bannen. Die Männer starrten sie mit offenen Mündern an, als sie plötzlich niederkniete, die Hände ausstreckte und in das Feuer griff. Als sie aufstand, hielt sie in beiden Händen schwelende Glut. Damit ging sie drohend auf die Eindringlinge zu. Sie rief wieder etwas, und die Fremden wichen erschrocken vor ihr zurück. An der Schwelle drehten sie sich überstürzt um, einige fluchten in einem seltsam klingenden Dialekt und andere in einer Sprache, die Eilan nicht kannte, und verschwanden in die Nacht. Caillean folgte ihnen bis zur Tür und warf ihnen laut lachend die Glut nach. Mit gellender Stimme schrie sie etwas in die Nacht, und es klang wie der Schrei eines Falken. Dann schlug sie die Tür zu, legte den Balken vor, und alles war wieder still.
Als sie weg waren, sank Caillean auf die Bank neben dein Feuer. Eilan, die noch immer am ganzen Leib zitterte, setzte sich neben sie.
»Was… was waren das für Männer?«
»Krieger… eine Bande aus dem Norden, aber es waren auch Männer aus meinem Land unter ihnen«, antwortete Caillean stockend. »Ich fühle mich um so mehr beschämt, denn ich komme aus Eriu.«
Sie erhob sich und wischte das Wasser auf, das durch die offene Tür hereingedrungen war. Sie ging zu Mairi und sprach leise und beruhigend mit ihr. Vran sprang aus dem Bett und kroch zu seiner Mutter unter die Decke. Es dauerte nicht lange, und die drei schliefen erleichtert wieder ein.
Caillean setzte sich mit einem tiefen Seufzer wieder auf die Bank am Feuer. Eilan warf Holz auf die Glut und wartete geduldig, bis die Flammen aufzüngelten und es ihr wieder wärmer wurde, denn noch liefen ihr kalte Schauer über den Rücken.
»Was hast du zu ihnen gesagt?«
»Ich habe ihnen gesagt, daß ich eine Bean-Drui , eine Druiden-Priesterin bin. Wenn sie es wagen sollten, Hand an mich oder an eine meiner Schwestern zu legen, dann würde ich sie mit Wasser und Feuer verfluchen.«
Sie richtete sich auf und fügte dann leise lachend hinzu: »Und ich habe ihnen bewiesen, daß ich dazu in der Lage bin.«
Sie streckte die Hände aus, die Haut war nicht verbrannt.
Eilan hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie mit beiden Händen Glut aus dem Feuer holte… Oder war es nur eine Einbildung gewesen? War das alles ein Traum?
Zögernd sagte sie: »Du hast ihnen gesagt, wir seien deine Schwestern?«
»Als Priesterin von Vernemeton habe ich geschworen, daß alle Frauen meine Schwestern sind.«
»Und was hast du ihnen
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