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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nachgerufen, als sie davongelaufen sind?«
    Caillean verzog spöttisch den Mund. »Ich habe ihnen gesagt, wenn sie auf der Stelle gehen und uns in Frieden lassen, werde ich sie segnen… «
    »Hast du sie gesegnet?«
    »Nein. Es sind wilde Wölfe… und so gefährlich wie diese raubgierigen Bestien. Vielleicht sind sie sogar noch schlimmer und nicht einmal mit Wölfen zu vergleichen. Sie segnen?« Sie lachte kalt. »Dann könnte ich auch gleich einen Wolf segnen, der mir an die Kehle springt.«
    Eilan blickte noch immer ungläubig auf Cailleans Hände.
    »Wie hast du das mit der Glut gemacht? War das ein Trick oder hast du wirklich ins Feuer gegriffen?«
    »Oh, das war kein Trick.« Sie lächelte. »Jeder kann das, der eine Ausbildung hat wie ich.«
    Eilan sah sie mit großen Augen an. »Ich auch… ?« fragte sie staunend.
    »Wenn du es bei uns lernst, warum nicht?« erwiderte Caillean leicht ungeduldig. »Wenn du das Vertrauen in deine Kräfte entwickelst und den Willen dazu hast. Aber jetzt kann ich es dir nicht beibringen. Vielleicht wenn du nach Vernemeton kommst… «
    Eilan fing plötzlich wieder an zu zittern. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern, denn sie war völlig hilflos gewesen. Caillean setzte sich neben sie und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Sie hätten uns… Sie hätten uns… «, Eilan schluckte und stammelte: »Wir verdanken dir alle unser Leben.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Caillean bitter lächelnd. »Eine Frau im Kindbett ist selbst für solche Bestien nichts. Mir wäre es wahrscheinlich gelungen, ihnen Angst einzujagen. Aber du wärst für sie eine willkommene Beute gewesen. Bestimmt hätten sie dich vergewaltigt. Sie töten hübsche junge Frauen nicht. Vielleicht hätte dich auch einer von ihnen zur Frau genommen und du hättest wie eine Gefangene an der Küste des wilden Eriu gelebt. Ich glaube, dieses Schicksal hätte dir nicht gefallen.«
    Eilan schauderte bei dem Gedanken an die wilden Gesichter der Männer.
    »Sag mal, sind alle Männer in deinem Land so wie diese… ?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war noch sehr jung, als ich das Land verlassen habe.« Nach einer kurzen Pause sagte Caillean nachdenklich: »Ich bin sehr weit weg von hier geboren… auf einer Insel vor der Küste im Nordwesten Erius. Ich kann mich weder richtig an meine Mutter noch an meinen Vater erinnern. Ich weiß nur, daß wir in einer Hütte lebten… die ganze Familie. Außer mir gab es noch sieben, vielleicht sogar noch mehr Kinder… Sie waren alle jünger als ich.« Sie seufzte und schwieg. Eilan wartete stumm, und nach einer Weile fuhr Caillean fort. »Eines Tages gingen wir zum Markt, und dort sah ich Lhiannon. Ich lief zu ihr. Sie war damals unbeschreiblich schön… Ich hatte noch nie in meinem Leben eine so schöne Frau gesehen.«
    Sie lächelte bei der Erinnerung.
    »Etwas muß sie bei meinem Anblick bewegt haben… Was es war, weiß ich nicht, denn sie hüllte mich in ihren Umhang, und nach einem uralten Ritual erhob sie damit im Namen der Göttin Anspruch auf mich. Viele Jahre später habe ich sie einmal gefragt, weshalb sie ausgerechnet mich gewählt hat. Sie erwiderte, die anderen Kinder auf dem Markt seien alle sauber gekleidet und von ihren Eltern behütet gewesen. Bei mir war niemand, der mich umsorgt hätte.« Cailleans Stimme klang bitter. »In der Hütte meiner Eltern war ich nur ein zusätzlicher Mund, der essen wollte. Ich hieß auch nicht Caillean. Ich weiß noch, daß man mich Lon dub , schwarzer Vogel, rief.«
    »Ist Caillean dein Name als Priesterin?«
    Caillean lächelte. »Nein, Caillean heißt in meiner Sprache nichts anderes als ›mein Kind, mein Mädchen‹. Das hat Lhiannon immer gesagt, wenn sie mit mir sprach. Im Laufe der Zeit wurde es mein Name… auch für mich.«
    »Soll ich dich auch so nennen?«
    »Gewiß, obwohl ich als Priesterin noch einen anderen Namen habe. Aber den darf ich dir nicht nennen, selbst wenn du mich danach fragst. Ich habe geschworen, ihn niemals laut auszusprechen oder ihn auch nur zu flüstern, es sei denn, einer anderen Priesterin gegenüber.«
    »Ich verstehe.« Eilan sah sie tief bewegt an, und ihr Blick richtete sich nach innen. Wie aus einer anderen Welt hallte in ihr ein Echo.
    Isarma… du bist meine Schwester gewesen… dein Name war… Isarma…
    Caillean wurde unruhig und stand auf. »Es ist noch tiefe Nacht, und deine Schwester und die Kinder schlafen wieder. Die arme Mairi, die Geburt hat sie völlig erschöpft. Sie braucht

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