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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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über den Schlamm und die Nässe, die in jede Spalte drang, selbst in die geölten Lederumhänge, die sie trugen. Die Waffen und die Rüstung rosteten, und das nasse Leder rieb die Haut wund. Die Bäume standen im Wasser, und die Felder hatten sich in Sümpfe verwandelt. Das junge Korn verfaulte.
    Das wird am Ende des Sommers eine schlechte Ernte geben, dachte Gaius verdrießlich. Wir werden Getreide aus anderen Teilen des Reichs herbeischaffen müssen, wo die Götter freundlicher sind. Kein Wunder, daß Banden zum Plündern ausziehen, wenn das Wetter in Eriu ebenso unbarmherzig ist wie hier…
    Trotz des langsamen Vorwärtskommens erreichten sie schließlich die Gegend seines Abenteuers. Sie verbrachten die Nacht im Haus des Clotinus. Am nächsten Tag kamen sie an der Fallgrube vorbei, in die er gestürzt war. Er bog auf den Pfad ab, der zu Bendeigids Haus führte. Endlich ließ auch der Regen nach, und im Westen zeigte sich hinter dicken Wolkenbergen ab und zu die Sonne.
    Sein Herz schlug schneller, als er die Wiese sah und den Waldrand, wo er mit Eilan Schlüsselblumen gepflückt hatte. Bald würde er sie wiedersehen. Diesmal trug er nicht die geliehenen Sachen ihres Schwagers, sondern kam mit der ganzen, wenn auch schlammbespritzten Autorität Roms.
    Gaius war entschlossen zu schweigen. Eilan sollte das Maß seines Leids daran ermessen, daß es für ihn keine Worte mehr gab. Dann würde sie vielleicht zu ihm kommen, und…
    »Bei den Göttern! Sind das Sturmwolken?« hörte er plötzlich hinter sich die Stimme des Optio. »Ich hatte gehofft, daß uns wenigstens ein Tag vergönnt sein würde, um richtig trocken zu werden!«
    Gaius zwang sich, seine Umgebung wahrzunehmen. Im Süden klärte sich der Himmel auf, aber vor ihnen ballte sich bedrohlich eine graue Wetterwand. Sein Pferd schnaubte und warf den Kopf hoch, und auch Gaius konnte sich einer dunklen Vorahnung nicht erwehren.
    »Das sind keine Regenwolken«, sagte einer der Legionäre, »das ist Rauch… «
    Ein heftiger Windstoß trieb ihnen den beißenden Geruch von brennendem, nassem Holz entgegen. Die Pferde schnaubten jetzt alle, aber sie waren an Feuer gewöhnt, und die Männer konnten sie unter Kontrolle halten.
    »Priscus, sitz ab und geh mit zwei deiner Leute durch den Wald. Mach dir ein Bild von der Lage«, befahl Gaius und staunte über die nüchterne Klarheit seiner Worte. War es nur die eingeübte Disziplin, die ihn davon abhielt, ohne nachzudenken sein Pferd anzutreiben und zu Bendeigids Haus zu galoppieren? Vielleicht entschloß er sich zum klugen Abwarten, weil er sich vor dem Anblick fürchtete, der sich ihm möglicherweise bieten würde…
    Es dauerte nicht lange, und die Späher kehrten zurück.
    »Plünderer!« meldete der Optio mit versteinertem Gesicht. »Ich vermute, es müssen die Iren gewesen sein, von denen wir gehört haben. Aber sie sind bereits auf und davon.«
    »Gibt es Überlebende?«
    Priscus hob die Schultern, und Gaius spürte einen Kloß im Hals.
    »In der Tat ein warmer Empfang, aber kein Platz zum Schlafen. Ich nehme an, wir reiten weiter… «, rief einer der Männer, und die anderen lachten. Gaius drehte sich um, und in seinem Gesicht stand deutlich zu lesen, was er nicht aussprechen konnte. Er trieb sein Pferd an, und der Trupp folgte ihm schweigend.

    Es stimmte. Als sie den Waldrand erreichten und den Hügel hinaufritten, auf dem Bendeigids Anwesen gestanden hatte, mußte Gaius einsehen, daß Priscus sich nicht geirrt hatte. Keines der Häuser war verschont geblieben - von der großen Halle ragten nur noch ein paar schwarze Pfähle in die Luft. Das Haus, in dem er von Eilan und Cynric gesundgepflegt worden war, bestand nur noch aus einem Berg schwarzer Asche. Kein Lebenszeichen weit und breit. Die strohgedeckten Rundhäuser brannten schnell, wenn die Flammen sich erst einmal in das Holz gefressen hatten.
    »Das muß ein Feuer gewesen sein!« murmelte Priscus. »Selbst das nasse Stroh konnte den Flammen nicht widerstehen.«
    »Ja«, sagte Gaius tonlos und dachte an die kleine Senara, an Eilan, an die ganze Familie. Waren sie Gefangene der wilden Horde von Erius Küste? Oder schlimmer noch, lagen ihre verkohlten Leichen zusammen mit all den Dingen, die ihr Zuhause gewesen waren, unter der Asche und den noch glühenden Balken?
    Gaius mußte sich zusammennehmen. Seine Männer durften nicht sehen, wie nahe ihm das Umglück ging. Er zog die Kapuze über den Kopf und hustete, als brenne der Rauch in seiner Kehle, der in

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