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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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offenbaren.
    »Ich habe es Lhiannon nie gesagt, und die Göttin hat mich nicht bestraft… « Sie mußte sich jedes Wort mühsam entringen, »aber nach all den vielen Jahren scheint mir, daß jemand es vielleicht wissen sollte… «
    Eilan griff nach Cailleans Hand.
    »Ich habe dir erzählt, daß ich so oft ich konnte hinaus ans Meer gelaufen bin. Dort lebte ein Mann, den ich manchmal von weitem sah. Vermutlich war es ein Geächteter, den seine Sippe aus irgendeinem Grund verstoßen hatte. Es würde mich nicht wundern, wenn er vielleicht sogar ein Mörder gewesen wäre«, sagte sie bitter. »Nach einiger Zeit freundete ich mich mit ihm an. Er machte mir kleine Geschenke… hübsche Dinge, die er am Strand gefunden hatte… Muscheln, Federn… Wie dumm war ich zu glauben, er sei harmlos. Aber wie hätte ich es wissen sollen? Es gab niemanden, der mich gewarnt oder mich aufgeklärt hätte.« Sie starrte blicklos in die Flammen und dachte: In der Hütte war es immer dunkel, und schwärzeste Nacht verhüllte auch diesen Ort der Erinnerung.
    »Ich ahnte nichts Böses. Ich wußte nicht, was er von mir wollte, als er mich eines Tages mit in seine Hütte nahm… « Caillean schauderte, und ihre Stimme versagte.
    »Was hast du getan?« Eilans Stimme schien aus weiter Ferne, von einem anderen Stern zu kommen.
    »Was konnte ich tun?« erwiderte Caillean rauh und sehnte sich nach einem Funken Licht in der Dunkelheit ihres Herzens: »Ich… ich bin davongelaufen… Ich habe geweint… geweint, bis ich glaubte, in den Tränen zu ertrinken… Mich erfüllte ein Grauen… Ich, ich kann nicht darüber sprechen. Mir kam es vor, als gebe es keinen Menschen, dem ich es je sagen konnte. Es hätte sich niemand darum gekümmert.« Sie schwieg lange. »Noch jetzt erinnere ich mich deutlich an den Geruch in seiner Hütte - Schmutz, Farnkraut, Tang… Er stieß mich auf sein Lager, er war nackt. Ich habe geschrien… Ich war zu jung und zu unschuldig, um zu wissen, was er mit mir vorhatte. Wenn ich Farn rieche, wird mir heute noch übel«, sagte sie tonlos.
    »Hat es außer mir jemand erfahren? Hat niemand etwas unternommen?« fragte Eilan. »Ich weiß, mein Vater würde jeden auf der Stelle töten, der so etwas mit mir getan hätte.«
    Caillean schwieg. Endlich hatte sie darüber gesprochen. Das Atmen fiel ihr etwas leichter. Der Seufzer, der sich ihrer Brust entrang, klang wie ein Schmerzenslaut.
    Dann sagte sie: »Ich weiß wenig über deinen Vater. Aber ich stelle mir vor, daß er fürsorglich und liebevoll zu seinen Kindern ist. Hätte ich einen Menschen wie ihn gehabt, dann hätte ich vielleicht etwas tun können. Unser Stamm war nicht sehr zivilisiert, aber niemand durfte eine Frau belästigen und erst recht kein Kind. Heute weiß ich, wenn ich diesen Mann beschuldigt hätte, dann wäre er in einen Käfig gekommen und hätte über einem langsam brennenden Feuer sein Leben verloren. Er war sich dessen bewußt, als er mir drohte. Ich wußte es nicht.«
    Caillean sprach jetzt mit seltsamer Gelassenheit, als sei das alles einem anderen Menschen widerfahren.
    »Etwa ein Jahr später traf ich Lhiannon. Wie hätte sie ahnen können, daß ein so junges Mädchen bereits seine Unschuld verloren hatte.« Sie schwieg. »Als ich Lhiannon schließlich voll vertraute und an ihre Güte glaubte, da war es zu spät, um ihr alles zu gestehen. Selbst dann habe ich noch gefürchtet, sie würde mich davonjagen. Wie du siehst, Eilan, die Kraft der Göttin, die du in mir zu sehen glaubtest… . das ist alles eine Lüge.« Jetzt klang ihre Stimme wieder rauh und bitter. »Wenn Lhiannon es erfahren hätte, wäre ich nie zur Priesterin geweiht worden… Aber ich habe geschwiegen, und sie weiß es bis heute nicht.«
    Caillean wandte den Kopf ab. Die Stille im Raum schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Sieh mich an… «
    Caillean hob den Kopf und sah Eilan an.
    »Du hast die Wahrheit ausgesprochen, und ich kann dich verstehen.«
    Caillean mußte schlucken und plötzlich verschwamm Eilans Gesicht hinter Tränen.
    »Ich kann nur leben, weil ich glaube, daß die Göttin mir vergibt«, flüsterte die Priesterin. »Ich hatte meine erste Einweihung bereits hinter mir, als ich richtig verstand, was geschehen war. Von da an wußte ich um die Ungeheuerlichkeit meiner Täuschung. Aber ich bekam keine drohenden Zeichen. Nichts deutete darauf hin, daß die Göttin mir zürnte. Als man mich zur Priesterin weihte, rechnete ich mit dem tödlichen Blitzstrahl der strafenden

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