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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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an. Es war schlimm genug gewesen, daß die nächtlichen Besucher die Milchkühe davongetrieben hatten. Eilan mußte mehrere Stunden durch den schlammigen Wald stapfen, um von Nachbarn eine Kuh zu holen. Das Neugeborene brauchte die Milch, denn Mairi hatte zu wenig zum Stillen.
    Die große Herde befand sich auf der Sommerweide. Ihre Schwester war keine arme Frau und würde genug in eine neue Ehe einbringen können. Trotzdem fand Eilan nicht den Mut, ihr die Wahrheit zu sagen.
    »Sie hätten uns die Kühe nicht weggenommen, wenn Rhodri hier gewesen wäre!«
    »Wahrscheinlich hätte er versucht, das zu verhindern, und wäre dabei ums Leben gekommen. Dann wärst du jetzt auch… « Eilan biß sich auf die Lippen. Wie konnte sie nur so etwas sagen, Mairi ahnte ja noch nichts. »Caillean… «, Eilan sah die Priesterin hilfesuchend an.
    »Dann wärst du auch Witwe… «, beendete Caillean ungerührt den Satz, nahm die heiße Milch vom Feuer und stellte den Topf auf den Tisch.
    Mairi starrte sie an.
    »Was willst du damit sagen… ?«
    Sie blickte ängstlich in das Gesicht der Priesterin und wurde blaß, als sie verstand.
    »Ich wollte eigentlich noch warten, bevor ich es dir sage, aber wir haben keine Zeit mehr. Hör zu, Rhodri wurde von den Römern gefangengenommen, als er die Zwangsarbeiter befreien wollte. Man hat ihn hingerichtet, Mairi. Er wird nicht mehr zu dir zurückkommen.«
    »Das ist nicht wahr… du lügst! Er kann nicht tot sein, ohne daß ich etwas davon weiß!« Sie schlug die Hände vor das Gesicht. »Das ist zu viel für mich… hätten sie mich doch auch umgebracht. Caillean, warum hast du sie daran gehindert, mich zu töten? Wäre ich doch tot… dann wäre wenigstens alles vorbei!«
    Mairi sank schluchzend auf das Kissen. Das Neugeborene begann zu weinen. Caillean gab es Eilan, beugte sich über Mairi und sprach begütigend auf sie ein.
    »Beruhige dich… das Weinen hilft dir nicht. Du hast zwei gesunde Kinder, die das Leben noch vor sich haben. Du mußt jetzt stark sein, Mairi. Du mußt deine Kinder in Sicherheit bringen, ehe die Mordbanden zurückkommen!«
    Mairi wurde still. Sie richtete sich auf, griff erschrocken nach ihrem Sohn, und Eilan drückte ihr das Neugeborene in die Arme. Tränen liefen ihr über die Wangen, aber sie wollte nicht aufgeben. Mairi war entschlossen, für ihre Kinder zu leben.
    Caillean hatte recht gehabt. Wenn Mairi ihren Kummer überwunden hatte, dann würde sie für ihre Kinder dasein. Aber jetzt mußte sie weinen und die Kinder trösten, und Eilan und Caillean würden ihr helfen, schnell wieder zu Kräften zu kommen. Eine Geburt ist für eine Frau immer ein großer Kraftverlust. Für Mairi war unter diesen Umständen alles besonders schwer.
    Eilan bewunderte Caillean, die mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen ihrer Schwester half. Sie tat es weniger durch Worte als durch ihre wohltuende Ausstrahlung. Die Priesterin verbreitete Ruhe und Sicherheit. Sie hatte einen klaren Blick, und es gelang ihr wie selbstverständlich, in dieser Notlage zu helfen.
    Während Eilan zusammen mit der Priesterin arbeitete, hatte sie das Gefühl, ständig zu lernen. Voll Freude verstand sie, daß es nicht das rituelle Gewand und die hoheitsvolle Erscheinung waren, die Ehrfurcht und Bewunderung bewirken, sondern die Fähigkeit, auch in einer Notlage richtig zu handeln, Kummer zu mildern und Leben zu retten. Eilan bekam zum ersten Mal eine praktische Vorstellung davon, daß die Kraft der Göttin, die sie den geweihten Frauen, im Grunde allen Frauen schenkte, zur Erhaltung des Lebens diente. Das war IHRE Botschaft an Beltane gewesen.

    Eilan rührte in Gedanken versunken in dem Kessel mit der Suppe. Caillean war bei Rhodris Gefolgsleuten, um mit ihnen die Lage zu besprechen, und Mairi schlief. Plötzlich hörte sie vor dem Haus den Hufschlag eines Pferdes, das langsam durch den Schlamm näherkam und schließlich stehenblieb.
    Wer kann das sein, dachte Eilan erschrocken. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie vorsichtig die Tür öffnete. Draußen stand erschöpft ihr Vater.
    War er gekommen, um Mairi die Nachricht von Rhodris Tod zu überbringen? Der junge Mann war einer seiner besten Krieger gewesen und hatte wie ein Sohn in Bendeigids Haus gelebt. Für Rhodri war Eilan immer eine Schwester gewesen, schon bevor er Mairi geheiratet hatte. Sie hatte ihn gemocht und sich gefreut, als er schließlich in aller Form in die Familie aufgenommen wurde. Auch sie trauerte um ihn.
    Eilan trat

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