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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vermutlich eine Sängerin geworden. Jetzt machen sie hin und wieder Ausnahmen, weil so viele Priester von den Römern getötet wurden.« Miellyn begann zu kichern. »Stell dir vor, dann wäre sie vielleicht die höchste Druidin Albions geworden… « Schnell fuhr sie fort: »Ich weiß, das dürfte ich nicht sagen, wo doch dein Vater… «
    »Ardanos ist nicht mein Vater, sondern mein Großvater… Dieda ist seine Tochter«, sagte Eilan und legte den Thymian in ihren Korb.
    »Und dein Bruder gehört zur heiligen Schar, zu den Raben?« fragte Miellyn. »Du kommst wirklich aus einer besonderen Druiden-Familie. Sie werden vermutlich versuchen, dich eines Tages zu einer Orakelpriesterin zu machen.«
    »Darüber hat noch niemand mit mir gesprochen«, erwiderte Eilan.
    »Würde es dir nicht gefallen?« Miellyn lachte. »Wir alle haben unsere Aufgaben. Ich zum Beispiel bin froh und glücklich mit den Kräutern und Pflanzen. Aber die Seherinnen werden von allen Menschen verehrt. Wärst du nicht gerne die Stimme der Göttin?«
    »SIE hat mich das noch nicht wissen lassen«, sagte Eilan verlegen.
    Es ging Miellyn wirklich nichts an, wonach Eilan sich vielleicht insgeheim sehnte. Sie sprach mit keinem Menschen über die Gefühle, die sie bewegten, wenn sie sah, wie Lhiannon bei der Anrufung des Mondes die Arme hob. Je länger sie in Vernemeton war, desto mehr erinnerte sie sich an ihre Kindheitsträume, und jedesmal wenn sie an der heiligen Quelle Opfergaben niederlegte, blickte sie in das Wasser des Teichs und hoffte, noch einmal das Gesicht der Göttin zu sehen.
    »Ich werde das tun, was die Priesterschaft mir aufträgt. Sie wissen besser, was die Götter wollen als ich.«
    Miellyn lachte. »Einige von ihnen vielleicht… . aber ich bin mir nicht so sicher«, sagte sie. »Caillean würde mir zustimmen. Sie hat mir einmal gesagt, das Wissen der Druiden sei einst von den Göttern allen Menschen gegeben worden - Männern und Frauen.«
    »Aber auch der höchste Druide beugt sich Lhiannon«, sagte Eilan und schnitt ein paar Sternmierenblätter ab, die im Schatten eines großen Steins wuchsen.
    »Dem Anschein nach ja… «, sagte Miellyn. »Aber Lhiannon ist natürlich etwas anderes, und wir alle verehren sie… «
    Eilan runzelte die Stirn. »Ich habe von einigen alten Priesterinnen gehört, daß nicht einmal mein Großvater wagen würde, sich ihrem Willen zu widersetzen.«
    »Also ich weiß nicht so recht… « Miellyn betrachtete sich die Blätter, die Eilan gesammelt hatte. »Schneide sie kürzer ab. Wir können die Stengel nicht benutzen… sie sind hart und verholzt. Übrigens, ich habe gehört, daß es früher Gesetz war, daß jeder, der einen Baum fällt, einen neuen pflanzen muß, damit die Wälder nie kleiner werden. Seit die Römer hier sind, hält man sich nicht mehr daran. Sie fällen die Bäume, ohne neue zu pflanzen. Eines Tages wird es in ganz Albion keinen Wald mehr geben… «
    »Die Wälder scheinen trotzdem nicht kleiner geworden zu sein«, erwiderte Eilan.
    »Manche Bäume verstreuen Samen und wachsen nach.« Miellyn bückte sich und legte alles, was sie gesammelt hatte, in ihren Korb.
    »Und was ist mit den Kräutern?« fragte Eilan.
    »Wir nehmen nur soviel, daß es den Pflanzen nicht schadet. In wenigen Tagen sind neue Triebe nachgewachsen, die das ersetzen, was wir genommen haben. So, aber ich denke, wir haben für heute genug. Außerdem wird es bald regnen. Wir müssen uns beeilen, ins Haus zurückzukommen. Die Priesterin, die mir das Kräuterwissen beigebracht hat, sagte immer, die Wildnis ist der Garten der Göttin. Die Menschen dürfen aus diesem Garten nichts nehmen, ohne es zu ersetzen!«
    »Das habe ich noch nicht in dieser Weise gehört, aber es ist ein schöner Gedanke«, sagte Eilan. »Ich glaube, wenn man in Zeiträumen von Jahrhunderten denkt, dann ist es ebenso töricht, einen Baum zu fällen wie eine trächtige Kuh zu schlachten… «
    »Und doch glauben einige Menschen, sie hätten das Recht, mit allem, was schwächer ist als sie, zu tun, was sie wollen«, sagte Miellyn. »Ich verstehe einfach nicht, daß die Römer so rücksichtslos sind.«
    »Die Besseren unter ihnen sind bestimmt ebenso aufgebracht über manche ihrer Schandtaten wie du und ich«, sagte Eilan und dachte an Gaius.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Gaius hilflose Menschen tötete oder bewußt etwas Unrechtes tat. Aber bestimmt mußte auch er wissen, daß die Zwangsarbeiter in den Minen zu einem kurzen und schrecklichen

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