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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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große Tor, durch das er mit Eilan den Festplatz betreten hatte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie die kleine Senara lachend vorausgelaufen war. Jetzt war Bendeigids Haus abgebrannt, und die meisten seiner Familie lebten schon lange nicht mehr.
    Wie damals trug Gaius die Kleidung der Einheimischen, denn er durfte nicht auffallen. Trotzdem kam er sich durch und durch wie ein römischer Offizier vor und glaubte, jeder werde seine Verkleidung durchschauen.
    »Wie war es in Ägypten?« fragte er, um sich gegen die Flut der Erinnerungen zu wehren.
    »Ach, wie überall«, antwortete der Centurio gähnend. »Große Tempel, unglaublich reiche Könige und entsprechende Armut in den Städten. Aber es war dort warm«, fügte er fröstelnd hinzu. »Ich hätte im Augenblick nichts gegen die ägyptische Sonne einzuwenden. Hier in Britannien ist es einfach zu kalt und zu regnerisch.«
    Gaius blickte zu dem grauen Himmel auf. Der Mann hatte recht. Das schlechte Wetter war ihm noch nicht aufgefallen.
    Also ist wenigstens etwas anders als damals…
    Es wäre unerträglich für Gaius gewesen, wenn auch noch die Sonne geschienen hätte.
    »Dir scheint das Wetter nicht viel auszumachen«, sagte der Centurio neidisch, »du bist hier geboren, nicht wahr? Ich komme aus Etrurien und bin gewissermaßen mittlerweile eine Seltenheit. Wo findet man heutzutage noch einen geborenen Italer in den Legionen? Ich habe überall im Reich gedient - in Ägypten, Hispanien, Parthien. In Parthien wurde meine Kohorte völlig aufgerieben. Man hat mich vermutlich zum Centurio gemacht, weil ich zu den sechs Überlebenden der sechshundert Mann gehörte. Und dann schicken sie mich hierher… ans Ende der Welt, damit ich erfriere«, sagte er kopfschüttelnd. »Angeblich soll ja Apollo dieses Land entdeckt haben. Und wenn er es tatsächlich geliebt hat, wie es heißt, dann verstehe ich die Götter nicht.«
    »Wir sitzen hier ab!« Gaius hatte sich schließlich soweit durchgerungen. »Ein Mann hält bei den Pferden Wache, die anderen beziehen Stellung auf der Lichtung dort hinten. Wir wollen nicht auffallen, denn schließlich soll es nicht so aussehen, als wären wir als Wachmannschaft hier.«
    Sie hörten hinter sich Muhen, als eine weitere Rinderherde durch den Wald kam und zur Festung getrieben wurde. Der Centurio gab den Soldaten ein Kommando, sie machten den Weg frei und marschierten unter den hohen Bäumen zu der Lichtung.
    »Ich habe keine Lust, unter ihre Hufe zu geraten«, brummte der Centurio. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin nicht zum Stierkämpfer geboren!« Er lachte über seinen eigenen Witz. Gaius fuhr zusammen, als der Mann ihn fragte: »Bist du bereit?«
    Gaius seufzte. Er war nicht bereit, aber er war Römer und konnte nicht länger vor seinen Erinnerungen davonlaufen. Er saß zögernd ab und gab einem Soldaten die Zügel. Dann zog er den bunt karierten Wollumhang enger um sich und machte sich auf den Weg. Der Centurio wich nicht von seiner Seite.
    Wie soll ich unerkannt bleiben, wenn er mir wie ein Hund folgt?
    Gaius machte die aufdringliche Art des Mannes nicht zum ersten Mal ungehalten, und er wäre lieber mit sich allein gewesen. Aus einer gewissen Unsicherheit heraus schwieg er jedoch und ließ den Centurio mitkommen, denn andererseits war er auch froh über die Gesellschaft.
    »Was geschieht eigentlich an diesem Beltane?« fragte der Mann, als sie durch das untere Tor gingen. »Ist es ein Fest der Bauern? In Ägypten hatten sie auch so ein Fest… Sie haben einen großen weißen Stier durch die Straßen geführt. Der Stier war mit Girlanden geschmückt, und sie haben ihn als Gott verehrt. Dann wurde soviel Weihrauch verbrannt, bis man keine Luft mehr bekam. Durch die Zeremonie sollten ihre Herden gesund bleiben.«
    »Hier werfen sie Kräuter in die Flammen und treiben die Rinder zwischen zwei Feuern hindurch, die sie bei Sonnenuntergang anzünden«, antwortete Gaius, froh, sich durch Reden ablenken zu können. »Sie treiben die Herden jetzt auf die andere Seite dort drüben bei dem Erdhügel. Später bilden die Menschen eine breite Gasse bis zu den Feuern. Die jungen Männer müssen dann beweisen, daß sie ihre Rinder unter Kontrolle haben, wenn sie die Tiere zwischen den lodernden Flammen hindurchtreiben. Auf mich wirkt es eher wie eine Art Wettkampf und weniger wie ein Ritual.«
    »Es ist wirklich komisch, daß die Menschen sofort bereit sind zu kämpfen, wenn es um Religion geht. Wo doch alles immer dasselbe ist«,

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