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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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des Wagens überlassen! Er schimpfte auf den Hasen oder was auch immer es gewesen war, das plötzlich vor dem Gespann auftauchte und die Pferde erschreckt hatte; er schimpfte auf das schlecht eingefahrene Gespann und auf den Dummkopf, der nicht verhindern konnte, daß die Tiere scheuten und mit ihm durchgingen, und er war wütend über seine eigene Unachtsamkeit, die schuld daran war, daß er das Gleichgewicht verloren hatte und im nächsten Augenblick betäubt in hohem Bogen auf der Erde landete.
    Gewiß, er war benommen gewesen, aber der Sturz mußte ihm auch den Verstand geraubt haben, denn er war so töricht, nicht dort zu bleiben, wo er vom Wagen gefallen war. Selbst ein solcher Schwachkopf wie dieser unfähige Sklave mußte früher oder später die Pferde wieder unter Kontrolle bringen und zurückkommen. Aber mehr als alles andere konnte sich Gaius nur selbst verwünschen, weil er so verrückt gewesen war zu glauben, er könne die Abkürzung durch den Wald auf eigene Faust finden. Er hatte den Weg verlassen, war lange durch die hohen Bäume geirrt und mußte sich völlig verlaufen haben.
    Trotz seiner Benommenheit erinnerte sich Gaius mit schrecklicher Klarheit an das plötzliche Nachgeben der Zweige und Blätter, als er auf die Abdeckung der Falle getreten war und im nächsten Augenblick in die tiefe Grube fiel. Ein spitzer Pfahl durchbohrte ihm den Arm mit solcher Wucht, daß er eine Zeitlang das Bewußtsein verloren hatte.
    Der Nachmittag verging, bis Gaius wieder soweit zu sich gekommen war, daß er seine Verletzungen untersuchen konnte. Ein zweiter Pfahl hatte die alte Wunde an seinem Unterschenkel wieder aufgerissen. Es war keine schwere Verletzung, aber er hatte sich den Knöchel beim Aufprall so verstaucht, daß er angeschwollen war und jetzt so dick zu sein schien wie sein Schenkel. Vermutlich war er gebrochen. Normalerweise war Gaius gewandt wie eine Katze und wäre im Handumdrehen aus dieser Grube geklettert. Aber jetzt war er zu geschwächt und benommen, um sich auch nur zu bewegen.

    Gaius war inzwischen klargeworden, daß es ihm nicht gelingen würde, mit eigener Kraft aus der Grube zu kommen. Wenn er nicht vor Einbruch der Nacht verblutete, dann lockte der Blutgeruch mit Sicherheit wilde Tiere an, und sie würden ihm den Rest geben. Er versuchte, die Gedanken an die Geschichten seiner Amme zu vertreiben, in denen verwundeten Männern noch Schlimmeres widerfahren war, weil dunkle Wesen sich ihrer bemächtigten und Geister ihnen die Seele raubten.
    Die feuchte Kälte hatte mittlerweile seinen ganzen Körper durchdrungen. Gaius atmete flach und stoßweise und ließ erschöpft den Kopf hängen. Er hatte mit letzter Kraft so lange um Hilfe gerufen, bis er heiser war und keinen Laut mehr hervorbrachte. Jetzt sagte er sich, wenn er schon sterben mußte, dann sollte es mit der Würde eines Römers geschehen. Er zog den Zipfel seines blutgetränkten Mantels über den Kopf, richtete sich kurz darauf mit heftig klopfendem Herzen, aber mühsam wieder auf, denn er glaubte, plötzlich Stimmen zu hören.
    In seiner Verzweiflung stieß Gaius noch einmal einen Schrei aus - es klang halb wie ein Jaulen und halb wie ein Krächzen -, und er schämte sich über diesen unmenschlichen Laut. Er bemühte sich um einen Hilferuf, der mehr einem Menschen entsprach, aber kein Ton kam aus seiner schmerzenden Kehle. Zitternd umklammerte er einen der Pfähle und versuchte, sich hochzuziehen. Es gelang ihm jedoch nur, sich auf ein Knie zu stützen und an die Grubenwand zu lehnen.
    Ein Sonnenstrahl blendete ihn. Er blinzelte und sah im hellen Gegenlicht undeutlich den Kopf einer Frau über sich.
    »Große Mutter!« rief sie mit heller Stimme. »Wie, bei allen Göttern, hast du es geschafft, in die Grube zu fallen? Hast du die Warnzeichen an den Bäumen nicht bemerkt?«
    Gaius brachte kein Wort hervor. Die junge Frau sprach einen Dialekt, der ihm nicht vertraut war. Natürlich lebten hier in der Gegend Stämme der Cornovier. Gaius mußte nachdenken, um sich an das Silurisch seiner Mutter zu erinnern.
    Noch ehe er antworten konnte, rief eine zweite Stimme - sie klang voller und dunkler: »So ein Dummkopf, wir sollten ihn als Wolfsköder in der Falle sitzen lassen!«
    Ein zweites Gesicht erschien über ihm. Es glich dem ersten so sehr, daß Gaius zuerst glaubte, seine Augen täuschten ihn.
    »Los, nimm meine Hand, ich glaube, zusammen können wir dich herausholen«, sagte sie. »Eilan, hilf mir!«
    Eine schlanke, weiße Frauenhand

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