Die Waffen des Lichtboten
wirst, Luxon – je mehr du dich Hadam oder Logghard näherst, desto sicherer ist es, dass du bis aufs Hemd ausgeplündert wirst.«
»Früher oder später werden wir die Straße der Elemente verlassen müssen«, erklärte der Pfader.
»Kennst du einen besseren Weg?« wollte Samed wissen. Er gähnte unentwegt und hielt seine Augen nur mit Mühe offen.
»Nicht vor der nächsten Sperre des Shallad und seiner Zöllner. Wir müssten fliegen können.«
»Wieder kommen unübersehbare Gefahren auf uns zu«, brummte Syreno. »Weit und breit kenne ich keinen anderen Rebellenstamm. Hodjafs Höhlen sind weit. Ich kann dir keinen Rat geben.«
Luxon spürte unter seinem Wams das Orakelleder aus dem Fell des Siebenläufers. Einem Impuls folgend, der vielleicht vom Helm der Gerechten stammte, hatte er dieses Zeichen des Lichtboten auch an sich genommen. »Wir werden es auch das zweitemal schaffen«, meinte Luxon. »Und schließlich können wir uns immer noch kämpfend den Zöllnern entziehen. Aber das sollte unsere letzte Möglichkeit bleiben. Wir würden viele Krieger Hadamurs gegen uns haben.«
»Außerdem sind die Schlammseen kein gutes Gebiet für kämpfende Reiter«, gab der Pfader zu bedenken. »Mit einiger Klugheit hat Shallad Hadamur die nächste Maut-Barriere genau dort aufgebaut.«
Kalathee lehnte sich schwer gegen Luxons Schulter und flüsterte: »Ich bin der langen Reise müde. Ich weiß, dass ich nichts ändern kann. Ich bin nur deine Gefährtin, die dir überallhin folgt.«
»Bis auf den Thron des Shallad!« murmelte Luxon.
»Auch dorthin, obwohl ich ahne, dass der Kampf lange dauern und voller Verluste sein wird. Trotzdem wünschte ich, dass die Unrast bald vorbei wäre. Jede Nacht an einer anderen Stelle dieser öden, armen Landschaft. Und überdies fühle ich, dass wir von Gefahren umzingelt sind. Noch sehen wir sie nicht deutlich, aber auch das kann sich schneller ändern, als wir glauben.«
»Du bist müde, Liebste!«
»Wir alle sind es«, antwortete sie. »Lasst uns schlafen. Sind die Wachen aufgestellt, Socorra?«
»Für alles ist gesorgt. Wir können in wenigen Augenblicken aufbrechen und reiten. Wenn wir fliehen müssen, so kann das schnell geschehen.«
Sie lagerten in dem Hohlweg, von dem Socorra gesprochen hatte. Für die Pferde gab es frisches, saftiges Gras, Holz für die Feuer und weichen Boden für die schlafenden Männer. Der Nebel hatte sich gehoben. Sterne funkelten über dem freien Einschnitt des Tals. Nur der Mond, zwischen Vollmond und schmaler Mondsichel, verbarg sich noch jenseits der Baumkronen oder hinter der Dunkelzone.
*
Cestral, der Mann des Shallad, der an dieser Barriere die Verantwortung für alles trug, was geschah, hob den Schlegel, holte aus und schmetterte das kugelförmige, mit Fell umwickelte Ende gegen die hängende Messingscheibe. Der Gong gab einen dröhnenden Schlag von sich, der augenblicklich jedermann weckte und die Tiere hochscheuchte. Zwischen den Mauern des Mautnerpostens breiteten sich Unruhe und Aufregung aus. Der zweite Schlag ließ die Krieger Hadamurs auffahren; sie wussten, dass ein Signal sie zusammenrufen würde. Das dritte Zeichen trieb rund hundert Männer zusammen, die sich vor den hölzernen Stufen des Turmes versammelten und sich leise fluchend den Schlaf aus den Augen rieben. Drei Schläge… sie bedeuteten Alarm!
Cestrals Blicke glitten über die unausgeschlafene, aufgeregte Schar. Er pumpte Luft in seine Lungen und rief dröhnend: »Ein Bote ist aus Hadam gekommen. Der Shallad hat befohlen, dass ich euch anführen soll. Wir suchen einen Mann aus Sarphand, dessen Name Luxon ist. Gestern nacht kam er mit einer Karawane aus fünfzig Pferden durch unsere Mautstelle. Ich brauche fünfmal zehn Männer, die ihn verfolgen. Denn der Befehl des Shallad lautet, Luxons Kopf nach Hadam zu bringen. Der Shallad hat gehört, dass Luxon mit seinen Reitern versucht, ihn vom Thron zu stoßen.
Wir verfolgen Luxon und seine Karawane!
Die Männer an den Schlammteichen haben die Botschaft und die Befehle ebenso gehört wie wir. Wenn es uns gelingt, Luxon zu fassen und zu töten, warten Ruhm und zahllose Ehrungen auf uns. Wir werden von Hadamur, der Inkarnation des Lichtboten in dieser Welt, ausgezeichnet werden. Schlingt einige Bissen hinunter, Männer! Dann schwingt euch in die Sättel der Orhaken und folgt mir. Wir werden Luxon verfolgen und vielleicht, wenn uns das Glück zulächelt, auch töten. Dann reiten wir weiter nach Hadam, wo uns der Shallad empfangen
Weitere Kostenlose Bücher