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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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rechten Hand der Straße, in einem Hohlweg voller Bäume«, sagte der Pfader. »Wenn nicht ein anderer diesen Platz vor uns gefunden hat.«
    »Lasst es uns abwarten.«
    *
    Der einzelne Reiter auf dem Orhako preschte auf den Lichtschein zu, der hinter den Mauern flackerte. Vor der geschlossenen Barriere schrie er nach dem Anführer der Zöllner oder der Shallad-Soldaten. Man erkannte ihn und öffnete das Tor. Rücksichtslos trieb er seinen Reitvogel durch die auseinanderspringende Menge, an zwei Feuern vorbei und auf die Steinhütte zu, in der, wie man ihm gesagt hatte, der verantwortliche Anführer lebte. Dort kletterte er aus dem Sattel, nachdem er seinem keuchenden Tier die Kapuze über die Augen gestülpt und es festgezurrt hatte.
    Der Anführer, einen Becher Wein in der Hand, kam ihm entgegen. »Du bringst neue Befehle?«
    »Ich komme aus Hadam. Der Shallad und Algajar haben jeden Krieger des Shallad angewiesen, nach einem Mann namens Luxon Ausschau zu halten. Wir sollen ihn festhalten und, wenn es zum Kampf kommt, töten. Luxon will den Shallad stürzen. Der Fremde ist leicht zu erkennen…«
    Er schilderte, was er von Algajar über die Karawane gehört hatte, sprach von den Waffen Luxons, sagte, dass die Reiter in den Sätteln der seltenen Pferde saßen, und gab ein genaues Bild Luxons. Schweigend und mit zusammengepressten Lippen hörte der Anführer zu. Als der Bote seinen Bericht beendet und den Befehl wiederholt hatte, stieß er einen Fluch und ein Stöhnen aus.
    »Wir wussten es nicht!« sagte der Mann dumpf und stürzte den Wein hinunter. »Luxon ist vor weniger als einer Stunde hier durchgeritten! Wir erhoben die Maut, die Beschwörer erhielten Gold. Er ist in der Nacht verschwunden.«
    Der Orhakoreiter schlug sich gegen die Stirn und fluchte ebenfalls. »Ich habe eine Karawane getroffen! Natürlich konnte ich in der Dunkelheit nicht viele Einzelheiten erkennen. Aber diese Männer, etwa ein halbes Hundert, schätze ich, ritten auf Pferden!«
    »Du allein hättest Luxon ohnehin nicht töten können!« antwortete der Anführer wegwerfend. »Ist der nächste Posten verständigt?«
    »Ich habe ihnen dasselbe berichtet wie dir. Luxon reitet also tatsächlich auf der Straße der Elemente!«
    »Und die Krieger bei den Schlammteichen werden ihn fassen. Es sind über hundert Männer. Zusammen mit den Zöllnern sollte es ihnen gelingen. Bringe deinen Vogel weg und ruhe dich aus – bleibst du bei uns?«
    »Ich habe Befehl, hier auf weitere Botschaften zu warten. Vielleicht kommt auch Algajar mit den Männern seiner Garde.«
    »Sei unbesorgt. Wenn der Shallad selbst den Befehl gibt, wird ihm bald der Kopf Luxons auf der Spitze einer Lanze gebracht werden.«
    Der Bote nickte, packte den Zügel des Reitvogels und führte das langbeinige Tier in das gemauerte Geviert zu den anderen Orhaken. Der Reiter des Shallad war zu erschöpft, als dass er sich viele Gedanken über diesen Fehlschlag gemacht hätte. Er warf sich in einen Winkel des Kriegerhauses und schlief sofort ein.
    Die Reste des Feuers glühten in düsterem Rot.
    Nachdem die Männer ihr Gepäck und die Tiere versorgt und es sich selbst bequem gemacht hatten, war auf Luxons Befehl die Karawane neu formiert worden. Jeweils mehr als fünfzehn Reiter bildeten, zusammen mit einem oder mehreren Diromen, eine einzelne kleine Karawane. Die Münzen wurden noch besser versteckt; man klebte sie mit Erdpech unter die Federn der Diromen und schob sie zwischen die doppelten Nähte der Stiefel. Keiner der Männer entfernte den wuchernden Bart aus seinem Gesicht. Luxon vertauschte seine Waffen wieder gegen die Waffen des Lichtboten.
    Jetzt nach dem Essen und nachdem die meisten Reiter unter den Büschen schliefen und die Nacht mit ihrem geräuschvollen Schnarchen erfüllten, hatte sich eine zufällige kleine Gruppe um die Glut eines Feuers gebildet. Luxon betrachtete nachdenklich den dunklen Spiegel des Weins in dem Holzbecher und sagte: »Die Zöllner und diese verdammten Lichtspender stehlen den Wanderern ihre Besitztümer. Sie werden einen Teil für sich behalten und den Rest einem Sklaven am Hof des Shallad aushändigen. Dieser gibt es dem Shallad oder dem Münzmeister des Hadamur. Und so bleibt von dem Raub an jedem Finger etwas kleben.«
    Er selbst hatte seine Betrügereien wenigstens in besserem Stil begangen, und niemals hatte er einem Armen die letzte Bettelmünze gestohlen.
    »Unabhängig davon«, mischte sich Fafhad ein, »dass du um deine Besitztümer beraubt

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