Die Waffen des Lichtboten
ihn, als ob er dein Eigentum sei!« sagte er und fuhr mit der Hand in eine Satteltasche. Er zog einen Klumpen des schwarzen Erdpechs hervor, mit dem sie die Münzen unter das Orhaken-Gefieder geklebt hatten.
Dann riss er den Sternenbogen von der Schulter und beschmierte den Zieredelstein mit dem Pech. Die klebrige Substanz haftete sofort an jenen Stellen, die kostbar und ungewöhnlich aussahen. Luxon sprang aus dem Sattel und tauchte den Bogen in den Staub der Straße. An den klebrigen Stellen überzog sich die Waffe sofort mit einem schmutzigen Belag. Den Bogen warf er einem anderen Reiter zu.
»Und noch den Sonnenschild!« brummte er und sah sich suchend um. Dann grinste er kurz, übergab den Zügel dem Pfader und rannte auf den kleinen, blasenwerfenden Tümpel neben dem Wurzelwerk eines schräg über dem Hohlweg hängenden Baumes zu. Luxon nahm den Schild von der Schulter und tauchte ihn schnell in den Schlamm. Die Mischung aus Wasser und zermahlenem Gestein aus dem Weltinnern war so heiß, dass seine Hand zurückzuckte. Sofort überzog sich der Sonnenschild mit einer dünnen Schlammschicht, die trocknete, noch während Luxon auf den übernächsten Reiter zulief.
»Mit deinem Leben, Freund, stehst du für diesen Schild ein. Wir dürfen nicht getrennt werden!« stieß Luxon hervor.
Das Orakel-Leder würde keiner der Krieger antasten, denn es galt als Schutzzeichen gegen Dämonen.
»Dein Helm!« rief Samed plötzlich mit heller Stimme. »Mit dem leuchtenden Stein und dem Goldmetall!«
»Beinahe hätte ich nicht mehr daran gedacht«, gab Luxon mit einem harten Lachen zu und riss sich den Helm vom Kopf. Er blieb stehen und starrte wieder hinunter zu den Tümpeln. Dort fielen die Zöllner und die Soldaten förmlich über seine Männer her. Aber selbst wenn sie ihn suchten, so wussten sie nicht, mit welcher Karawane er reiste – und niemand wusste genau, wie er aussah.
»Die Salbe der Tausend Monde!« murmelte er und rannte zu seinem Pferd zurück. Hastig bestrich er den Helm mit dem weichen Harz und bedeckte die Hörner, die leuchtenden Edelsteine und das seitliche Metall mit der klebrigen Substanz. Zuerst streute er mit beiden Händen Staub vom Rand der Straße über den Helm, dann tauchte er ihn vorsichtig in den heißen Schlamm. Plötzlich sah der Helm der Gerechten unscheinbar und stumpf aus. Luxon band ihn an den Sattelknauf fest und sah sich um. »Das Schwert behalte ich«, sagte er. »Los, Pfader! Die zweite Gruppe soll sich fertigmachen!«
Versteckt zwischen den Hängen und Wurzeln, im Schatten der Blätterdächer, wartete das zweite Drittel der Karawane. Socorra riss sein Pferd herum und galoppierte zurück. Einige Augenblicke später erschien er wieder an der Spitze einer Gruppe aus Pferdereitern und den wenigen Diromen.
Luxon sah die Krieger kommen und rief, beide Arme hochhebend: »Und wagt es nicht, meinen Namen nur ein einziges Mal zu erwähnen! Ihr habt niemals etwas von mir gehört, habt ihr begriffen?«
»Eher sollen unsere Lippen verdorren!« riefen die Männer und ritten an ihm vorbei. Sie waren von den Zöllnern erst zu sehen, als sie in die Tageshelligkeit hinauskamen. Ein weiterer Blick überzeugte Luxon, dass die erste Gruppe zwar reichlich unsanft behandelt, aber offensichtlich nicht festgehalten wurde.
Luxon trug bedächtig die Salbe auf die Haut seines Gesichts auf. Als er die letzten Reste der magischen Paste auf dem Hals verrieb, wusste er, dass ihn selbst Kalathee nicht mehr erkennen würde. Kalathee! Er tauchte zwei Finger tief in den kleinen Krug und winkte seiner Geliebten. »Vorübergehend wird deine Schönheit leiden«, sagte er. »Aber es dient dazu, dein Leben zu retten. Weit und breit wirst du an keinem Spiegel vorbeikommen. Vertraue dein Gesicht meinen Fingern an!«
Kalathee kletterte aus dem Sattel, und kurze Zeit später war die Salbe auch auf ihrem Gesicht verrieben und verteilt. Neugierig kamen die Reiter näher. Sie starrten abwechselnd Luxon und Kalathee an. Ihr Staunen wich dem Erschrecken, als sie erkannten, wie sich unter der gebräunten Haut und den Bartstoppeln Runzeln und Falten bildeten, wie die Haut schlaff und teigig wurde, wie Kalathees Schönheit dahinschwand. Luxon blickte, selbst verwundert, seinen linken Handrücken an. Auch dort, wo er unachtsam etwas Salbe auf getragen hatte, bildeten sich die charakteristischen Linien und Flecken des Alters aus.
»Staunt nicht, Freunde«, sagte er rau und hob die breiten Schultern. »Es ist kein dämonischer
Weitere Kostenlose Bücher