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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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Zukunft sprechen – aber ich glaube, wir haben eine schöne Zukunft vor uns ... Einig, liebend, selbständig, reich – wie viele herrliche Genüsse kann uns das Leben noch bieten: wir werden reisen, die Welt kennen lernen, die so schöne Welt ... Schön, solange Frieden herrscht, und der kann jetzt viele, viele Jahre andauern ... Sollte doch wieder Krieg ausbrechen, so bist du nicht mehr daran beteiligt ... auch Rudolf ist nicht bedroht, da er nicht Soldat werden soll«...
    »Wenn aber, wie Minister Allerdings berichtet, jeder Mensch militärpflichtig sein wird –«
    »Ach, Unsinn. – Was ich also sagen wollte: wir reisen, wir ziehen uns in Rudolf einen Mustermenschen auf, wir verfolgen unser edles Ziel der Friedenspropaganda, und wir – wir lieben uns!«
    »O du mein holdes Weib!« ... Er zog mich an sich und küßte mich auf den Mund. Es war das erste Mal, nach all der Trennungs-, Schreckens- und Trauerzeit, daß sich der milden Zärtlichkeit seiner Liebkosungen wieder eine Flamme beimischte – eine Flamme, die mich mit süßer Glut umloderte. Vergessen war Krieg, Cholera, Allerseelen in dieser seligen Sylvesternacht und – – unser am 1. Oktober 1867 geborenes Töchterchen haben wir Sylvia getauft.
    Der Fasching desselben Jahres brachte wieder Bälle und Vergnügungen aller Art. Natürlich nicht für uns – meine Trauer hielt mich von solchen Dingen fern. Was mich aber wunderte, war, daß nicht die ganze Gesellschaft solchem rauschenden Treiben entsagte. Es mußte doch beinah in jeder Familie ein Verlustfall vorgekommen sein; aber, wie es scheint, man setzte sich darüber hinaus. Zwar blieben einige Häuser geschlossen, namentlich in der Aristokratie, aber an Tanzgelegenheiten fehlte es der Jugend nicht und natürlich waren die beliebtesten Tänzer diejenigen, welche von den italienischen oder böhmischen Schlachtfeldern heimgekehrt; und am meisten gefeiert wurden die Marineoffiziere – namentlich die Mitkämpfer bei Lissa. In Tegethoff, den jugendlichen Admiral (wie nach dem Feldzug von Schleswig-Holstein in den schönen General Gablenz), war die halbe Damenwelt verliebt. »Custozza« und »Lissa«, das waren überhaupt die beiden Trümpfe, welche in jedem Gespräch über den abgelaufenen Krieg ausgespielt wurden. Daneben Zündnadelgewehr und Landwehr – zwei Institutionen, welche schleunigst eingeführt werden sollten, und künftige Siege waren uns verbürgt. Siege – wann und gegen wen? Darüber sprach man sich nicht aus; aber der Revanchegedanke, der jede verlorene Partie – wenn es auch nur eine Kartenpartie ist – zu begleiten pflegt, der schwebte über allen Kundgebungen der Politiker. Wenn wir auch selber nicht gegen Preußen losziehen würden, vielleicht würden es andere auf sich nehmen, uns zu rächen. Allem Anschein nach wollte Frankreich mit unseren Überwindern anbinden und da könnte ihnen so manches heimgezahlt werden – das Ding hatte in diplomatischen Kreisen sogar schon einen Namen: »La revanche de Sadowa.« So teilte uns Minister Allerdings befriedigt mit.
    Es war zu Anfang des Frühjahrs, daß wieder so ein gewisser »schwarzer Punkt« am Horizont aufstieg – eine sogenannte »Frage«. Auch die Nachrichten von französischen Rüstungen verschafften den Konjektural-Politikern das so beliebte »Krieg in Sicht«. Die Frage hieß diesmal die Luxemburger.
    Luxemburg? Was war denn das wieder so Weltwichtiges? Da mußte ich erst wieder Studien anstellen, wie einst über Schleswig-Holstein. Mir war der Name eigentlich nur aus Suppés »Flotte Bursche« geläufig, worin bekanntlich ein »Graf von Luxemburg« sein ganzes Geld verputzt, putzt, putzt ...« Das Ergebnis meiner Forschungen war folgendes:
    Luxemburg gehörte nach den Verträgen von 1814 und 1816 (ah, da haben wir's: Verträge – da läßt sich schon ein Völkerprozeß daraus ableiten – eine hübsche Einrichtung, diese Verträge) laut Vertrag dem König der Niederlande und zugleich dem deutschen Bunde. Preußen hatte in der Hauptstadt das Besatzungsrecht. Nun hatte aber Preußen im Juni 1866 seine Teilnahme am alten Bund gekündigt, wie sollte es jetzt mit dem Besatzungsrecht gehalten werden? Das war sie, die Frage. Der Prager Frieden hatte ja ein neues System in Deutschland eingesetzt und mit diesem war die Zusammengehörigkeit mit Luxemburg aufgehoben – warum behielten dann die Preußen ihr Besatzungsrecht? »Allerdings«– das war verwickelt und konnte am vorteilhaftesten und gerechtesten durch Abschlachtung neuer

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