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Die Waffen nieder!

Die Waffen nieder!

Titel: Die Waffen nieder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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glorreicher, glückbringender Krieg!«
    Auch ich wünschte jetzt nichts sehnlicher, als die Erstürmung von Düppel – je früher, je lieber –, denn diese Aktion würde doch entscheidend sein und der Schlägerei ein Ende machen. Hoffentlich ein Ende machen, ehe Friedrichs Regiment Marschbefehl erhielt.
    O dieses Damoklesschwert ... Jeden Tag beim Erwachen fürchtete ich mich, daß die Nachricht gebracht werde: »Wir marschieren ab!« Friedrich war gefaßt darauf. Er wünschte es nicht, aber er sah es kommen.
    »Gewöhne dich an den Gedanken, Kind,« sagte er mir. »Gegen die unerbittliche Notwendigkeit hilft kein Sträuben. Ich glaube nicht, selbst wenn Düppel fällt, daß der Krieg darum zu Ende sein wird. Die ausgesandte Doppelarmee ist viel zu klein, um den Dänen eine Entscheidung aufzuzwingen; wir werden noch bedeutenden Nachschub schicken müssen – und da wird auch mein Regiment nicht verschont bleiben.«
    Schon dauerte dieser Feldzug über zwei Monate, und noch kein Resultat. Wenn sich die grause Partie doch in einem Kampf entscheiden wollte, wie bei dem Duell. Aber nein: ist eine Schlacht verloren, wird eine zweite geliefert; muß eine Position aufgegeben werden, so wird eine andere behauptet, und so fort bis zur Vernichtung des einen oder des anderen Heeres.
    Am 14. April endlich wurden die Düppeler Schanzen erstürmt.
    Die Nachricht wird mit einem Jubel aufgenommen, als wäre hinter diesen Schanzen das nunmehr eroberte Paradies gelegen. Man umarmte sich auf den Straßen: »Sie wissen schon? Düppel! ... O unser tapferes Heer ... Eine unerhörte Großtat! ... Jetzt danket alle Gott.« Und in sämtlichen Kirchen Absingung des Tedeums; unter den Militärkapellmeistern emsiges Komponieren von »Düppelerschanzenmarsch«, »Sturm von Düppel-Galopp« und so weiter.
    Die Kameraden meines Mannes und deren Frauen hatten zwar einen Tropfen Bitterkeit in ihrem Freudenbecher, nicht dabei gewesen zu sein ... bei einem solchen Triumph fehlen zu müssen – solches »Pech«!
    Mir verursachte dieser Sieg eine große Freude; denn gleich darauf trat in London eine Friedenskonferenz zusammen und vermittelte einen Waffenstillstand. Welches freie Aufatmen dieses Wort »Waffenstillstand« doch gewährt!... Wie müßte die Welt erst aufatmen – dachte ich damals zum erstenmal – wenn es allenthalben hieße: die Waffen nieder – auf immer nieder! Ich trug das Wort in die roten Hefte ein. Daneben aber schrieb ich verzagt, zwischen Klammern: »Utopia«.
    Daß der Londoner Kongreß dem schleswig-holsteinischen Kriege ein Ende machen würde, daran zweifelte ich gar nicht. Die Verbündeten hatten gesiegt, die Düppeler Schanzen waren genommen – diese Schanzen hatten in letzter Zeit eine so große Rolle gespielt, daß mir deren Einnahme als endgültig entscheidend erschien – wie wollte Dänemark jetzt noch weiter sich behaupten? Die Verhandlungen zogen sich unglaublich lange hin. Dies wäre mir eine Qual gewesen, wenn ich nicht von allem Anfang an die Überzeugung gehabt hätte, daß das Ergebnis ein befriedigendes sein müsse. Wenn die Vertreter mächtiger Staaten, dabei vernünftige wohlmeinende Leute, sich zusammentun, um ein so wünschenswertes Ziel zu erreichen, wie Friedensschließung, wie könnte das mißlingen? Desto entsetzlicher war meine Enttäuschung, als nach zwei Monate lang geführten Debatten die Nachricht eintraf, daß der Kongreß unverrichteter Dinge wieder auseinandergehe.
    Und zwei Tage später kam für Friedrich – der Marschbefehl!
    Zur Vorbereitung und zum Abschied hatte er vierundzwanzig Stunden Zeit. Und ich war auf dem Punkte niederzukommen. In der toddräuenden, schweren Stunde, wo eines Weibes einziger Trost darin besteht, den geliebten Mann neben sich zu haben, würde ich allein bleiben müssen – allein mit dem über alles bangen Bewußtsein, daß der geliebte Mann in den Krieg gegangen – wissend, daß es ihm ebenso schmerzlich sein mußte, in solcher Stunde seine arme Frau zu verlassen, als es mir schmerzlich sein würde, ihn zu missen ...
    Es war am Morgen des 20. Juni. Alle Einzelheiten dieses denkwürdigen Tages sind mir eingeprägt geblieben.
    Draußen herrschte drückende Hitze und um diese auszuschließen, waren die Rollvorhänge in meinem Zimmer herabgelassen. In leichte und lose Gewänder gehüllt, lag ich ermattet auf der Chaiselongue. Ich hatte die Nacht ziemlich schlaflos verbracht, und jetzt hatte mir ein traumhafter Halbschlummer die Augen geschlossen. Neben mir, auf einem

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