Die Waffenbrüder von Antares
wurde ich wie ein heimkehrender Held begrüßt, was mich doch sehr in Verlegenheit brachte. Nachdem die ausgedehnten Bankette und Feiern zu Ende waren, mußte ich Delia bekümmert eingestehen, daß meine Mission fehlgeschlagen war.
»Weißt du, Delia, das Geheimnis der Voller ist inzwischen noch viel wichtiger geworden, nachdem sich Hamal weigert, uns Flugboote zu verkaufen.«
Wir saßen auf unserer Lieblingsterrasse der Festung Esser Rarioch über Valkanium und der weiten Bucht. Drak und Lela schliefen längst nach den aufregenden Stunden des Wiedersehens mit ihrem Vater. Sanft umspielte uns das Licht der Zwillingssonnen Zim und Genodras. Die Abenddämmerung stand bevor – eine milde kregische Nacht, in der sich die Mondblüten öffnen und das Licht der Monde einatmen, in der der Himmel von rosarotem Mondschimmer angefüllt ich. Ich trank Jholaix, einen vorzüglichen Wein, der nicht seinesgleichen findet.
»Aber mein Schatz!« sagte Delia beunruhigt. »Ist es denn ethisch vertretbar, den Hamalern das Geheimnis einfach zu stehlen?«
Ich wußte, was sie meinte, und versuchte, meine Motive zu erklären.
»Normalerweise wäre so ein Plan natürlich verwerflich. Aber du mußt bedenken, wie sich Hamal in der letzten Zeit verhalten hat. Das Land fordert nicht nur überhöhte Preise für die Voller – denk daran, ich habe gesehen, wie sie gebaut werden, ich habe mit eigenen Händen dabei geholfen! – und verweigert jeglichen Service, sondern fabriziert die Maschinen auch noch bewußt fehlerhaft! Davon bin ich inzwischen fest überzeugt.«
»Aber, Dray, das ist ...«
»Ich weiß, Delia, aber so ist es nun mal. Wir alle kennen eine Menge Männer und Frauen, die bei Abstürzen schadhafter Voller ums Leben gekommen sind. So etwas ist glatter Mord. Wir sind es dem Angedenken der Toten und dem Wohlergehen der Lebenden schuldig, die Voller zu verbessern.«
»Das klingt ja alles ganz gut und schön, du pelziger Graint! Aber eine Tatsache bleibt. Du stiehlst einem anderen Land ein Geheimnis, damit du das dazugehörige Produkt nicht länger importieren mußt.«
Meine Delia ist zuweilen ausgesprochen starrköpfig. Doch in diesem Fall legte sie den Finger genau in die Wunde – etwas, das auch mir Unbehagen bereitete. Ich versuchte mit knappen Worten zu erklären, daß die Hamaler meiner Auffassung nach durch den schlimmen Nutzen, den sie aus ihrem Monopol gezogen hatten, jedes Recht darauf verloren hätten. »Wenn sie uns fair behandelt hätten, bestünde keine Notwendigkeit, das Geheimnis zu stehlen. Die Hamaler sind sowieso ein unangenehmer Haufen – na ja, jedenfalls die meisten. Sie haben mir schon manches Leid angetan und werden es immer wieder darauf anlegen.«
»Ich weiß, Dray, daß du deine Taten nicht mit dem Wort ›Rache‹ rechtfertigen möchtest.« Delia sprach diese Worte mit einem Zögern, das mich aufhorchen ließ. O ja, sie ist ein schlaues Mädchen!
»Nur Dummköpfe nehmen Rache«, erwiderte ich. »Gewiß, auch ich habe schon mal ein bißchen um mich geschlagen, weil man mich geärgert hatte ...«
»Das kann man wohl sagen.«
»Ja, gut. Aber diese Sache ist für mich ein strategisches Problem. Wenn Hamal uns angreift – womit ich fest rechne –, brauchen wir Flugboote zur Verteidigung. Und Flugboote finde ich nur in Hamal.« Sie sah mich an, ihr herrliches Haar fing die letzten roten Strahlen Zims ein. Sie trug ein einfaches ärmelloses Kleid aus weißem Sensil, und ihr einziger Schmuck war eine winzige Brosche an der linken Schulter.
»Und was ist mit deiner rundlichen Freundin, Königin Fahia von Hyrklana?«
Ich lachte lauthals. »Von der kann ich doch keine Voller erwarten! Sie würde mich sofort an ihre Neemus verfüttern! Nein, wenn ich dieses Geheimnis klären will – und die verdammten Silberkisten sind tatsächlich ein Staatsgeheimnis –, muß ich mich frei bewegen können. Als Amak Hamun ham Farthytu habe ich in Hamal freie Bahn.«
Und so plauderten wir miteinander an jenem herrlichen Abend. Wir hatten uns viel zu sagen, während die kregischen Monde aufstiegen und ihr rosafarbenes Licht am Himmel verbreiteten.
Doch so gern ich eine Zeitlang zu Hause geblieben wäre – meine Entschlossenheit, zum Schutze des Inselreiches Valka das Menschenmögliche zu tun, war größer. So schloß ich in den nächsten Tagen meine Reisevorbereitungen ab; ich wollte dazu das Flugboot aus Djanduin benutzen. Und wieder stellte Delia meine Sachen für den Flug zusammen. Ich küßte sie und drückte sie
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