Die Waffenhändler von Hamor
durch die offenen äußeren Tore, vorbei an den Wachen, die ihre warmen Winterjacken anhaben.
»Ich musste nichts von meiner Feuerlanzenladung verschwenden.«
»Bis jetzt.« Lorn macht sich noch immer Gedanken, ob die Feuerlanzen auch reichen werden, denn es ist nun absehbar, dass die Anzahl der Lanzen und Ladungen mit jedem Jahr abnehmen werden.
Hinter den inneren Toren in Inividra sind die Steine des Hofes noch so warm, dass die dicken Schneeflocken darauf schmelzen und das Pflaster nur feucht und nicht matschig oder eisig ist.
»Keine schlechte Patrouille«, meint Lorn zu Cheryk.
»Jede Patrouille ohne Angriff ist eine gute Patrouille, Ser.«
Lorn lacht. »Wir könnten auf einen langen Winter hoffen.«
»Weiß nicht, was schlimmer ist.«
»Angriffe, wie wir beide wissen.« Lorn zügelt das Pferd vor dem Stall.
Noch bevor er absteigen kann, steht Hasmyr schon in der Stalltür. »Wie geht es den Pferden, Sers?«
»Eine Stute in der Zweiten Einheit lahmt«, gibt Cheryk zur Antwort.
»Ich werde nach ihr sehen.«
»Danke, Hasmyr.« Lorn übergibt die Zügel des Wallachs an den Stallburschen, dann bindet er den zweiten Säbel und das Gepäck los. Nachdem er Cheryk zugenickt hat, geht Lorn über den Hof zum eckigen Turm und der Wache davor. »Guten Abend, Wyett.«
»n’Abend, Ser.«
»Wollen wir hoffen, dass es nicht zu kalt wird nach all dem nassen Schnee heute.«
»Ja, Ser. Hoffen wir es.«
Nach einem Nicken durchschreitet Lorn den Eingang zum eckigen Turm, wo sein Haupttruppenführer und Verwaltungsgehilfe bereits neben seinem Schreibtisch steht und wartet.
»Ein gewisser Hauptmann Gyraet hat sich zum Dienst gemeldet«, sagt Nesmyl. »Mit einer vollen Kompanie Lanzenkämpfer. Sie sind im alten Südtrakt untergebracht. Und es liegt eine Schriftrolle auf Eurem Schreibtisch.«
»Danke.« Lorn nickt und macht sich auf den Weg zur Hintertreppe. »Wenn du den neuen Hauptmann findest, würde ich gern noch vor dem Abendessen mit ihm sprechen. Ich bringe nur mein Gepäck nach oben und komme gleich wieder.«
»Ja, Ser.«
Lorn läuft die Stufen hinauf in seine Gemächer, wo er nur so lange verweilt, bis er sein Gepäck und die Säbel im Schlafzimmer abgeladen hat, bevor er wieder hinunter in das Arbeitszimmer des Kommandanten geht. Dort zieht er die Winterjacke aus und hängt sie an den Haken an der Wand. Für einige Sekunden schaut Lorn die Schriftrolle an, die zweifellos von Dettaur gesiegelt ist. Er schürzt die Lippen und nimmt die Rolle, bricht das Siegel auf und beginnt zu lesen.
Nun, da die neue Barriere der Magi’i am Verwunschenen Wald an Ort und Stelle ist, entsendet der Major-Kommandant eine zusätzliche Kompanie an jeden Außenposten, an dem schwere Barbarenattacken zu erwarten sind. Hauptmann Gyraet und seine Kompanie gehören zu den Ersten, die versetzt wurden. Ich möchte Euch vorwarnen, denn ihre Pferde konnten nicht mit dem Spiegellanzenkämpfer-Feuerwagen geschickt werden, wodurch es nur wenige Ersatzpferde gibt, was sich auch in den nächsten Achttagen nicht ändern wird.
Lorn runzelt die Stirn. Inividra hat fast dreißig Ersatzpferde, wobei es sich dabei hauptsächlich um die Pferde handelt, die sie im Herbst von den Barbaren erbeutet haben. Wie viele Verluste erwartet Dettaur von Lorn in den nächsten Achttagen?
Ich habe auch Hauptmann Gyraet bereits davon unterrichtet.
Der Sub-Major lacht. Man kann sich auf Dettaur stets verlassen, wenn es um ideenreiche Wege geht, um Lorns Position zu untergraben, aber glücklicherweise auch darauf, dass Lorn davon erfährt. Dettaur verfügt über großartige Fähigkeiten, wenn es um seine eigene Stellung geht. So viel ist sicher.
Kommandant Ikynd und ich erwarten mit Spannung die ersten Berichte über Eure Erfolge zur Frühlingswende, wenn die Barbaren die Angriffe wieder aufnehmen.
»Das glaube ich, dass du darauf gespannt bist, Dett. Das glaube ich«, murmelt Lorn leise.
Es klopft an der Tür.
Lorn dreht sich um. »Ja?«
»Hauptmann Gyraet meldet sich zum Dienst, Ser.«
»Hereinkommen.« Lorn bedeutet dem Hauptmann einzutreten.
Gyraet verkörpert das Bild eines mustergültigen Lanzenkämpferoffiziers, schlank, muskulös, dunkelhaarig und mit einem ausgeprägten, aber nicht vorstehenden Kinn und durchdringenden, grünen Augen. Er verbeugt sich, um genau das Maß an Respekt zu zeigen, das angebracht ist. »Sub-Major.«
Lorn deutet auf die Stühle auf der anderen Seite seines Schreibtisches. »Bitte, nehmt Platz.«
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