Die Waffenhändler von Hamor
bislang noch keine zusätzlichen Pferde bekommen, um die Kompanien aufzustocken, die vom Verwunschenen Wald abkommandiert wurden. Größere Pferdeverluste, wie sie bei Patrouillen mit mehr als einer Kompanie zu erwarten sind, können nicht ausgeglichen werden …
Dies sind herausfordernde Zeiten für alle Spiegellanzenkämpfer, und die kommandierenden Offiziere sollten und müssen sich auf die Praktiken und Taktiken verlassen, die schon seit langem so gute Ergebnisse erzielen. Darauf sollt auch Ihr, auf Geheiß von Kommandant Ikynd, Eure Energien und Talente lenken.
Für Kommandant Ikynd
Major Dettaur
Stellvertretender Kommandant, Assyadt
Lorn legt die Schriftrolle nieder und geht wieder zum Fenster, wo er eine Weile ins Grau des Tages und in den Nieselregen starrt. Schließlich dreht er sich um, geht quer durch den Raum zur Tür und späht hinaus. Nesmyl blickt auf.
»Nesmyl … sag den Hauptmännern und Unteroffizieren Bescheid, dass sie sich im Arbeitszimmer der Offiziere versammeln sollen … ich muss mit ihnen sprechen.«
»Ja, Ser.«
»Danke.«
Lorn geht zurück ins Arbeitszimmer und zu der Truhe an der Wand, in der die Schriftrollen und anderen Briefe an den Außenposten – meist aus Assyadt, doch von Zeit zu Zeit auch vom Spiegellanzenkämpfer-Hauptquartier in Cyad – aufbewahrt werden. Lorn wühlt in der Truhe, einige Schriftstücke zieht er heraus, andere lässt er drin, bis er etwa zehn Dokumente hervorgeholt hat. Er entrollt sie und legt sie übereinander, die letzte Schriftrolle von Dettaur ganz außen.
Er nickt und hofft, dass sein Gefühl ihn nicht trügt. Schließlich klemmt er sich die Schriftrollen unter den Arm und verlässt das Arbeitszimmer.
»Sie sollten mittlerweile versammelt sein, Ser.« Nesmyl steht an seinem Schreibtisch, Yusaet neben ihm. Der jüngere Haupttruppenführer war entweder derjenige, der die Nachricht an die Offiziere überbrachte, oder er hat Nesmyls Posten übernommen, während dieser das tat. »Danke, Nesmyl. Oder auch danke, Yusaet, wer auch immer die Nachricht überbracht hat.«
»Gern, Ser.« Yusaet verbeugt sich.
»… hat wieder diesen kalten Blick … möchte nicht in der Haut desjenigen stecken, auf den er wütend ist …«
Lorn holt tief Luft, als er den eckigen Turm verlässt. Er sollte seinen Ärger auf Dettaur den Offizieren gegenüber nicht zeigen. Der Nieselregen fällt um ihn herum auf die Steine, während er den Kasernenhof überquert und zu den Unterkunftsgebäuden läuft, in denen das Arbeitszimmer der Offiziere untergebracht ist. Unter seinem Arm trägt er die große Rolle mit Schriftstücken.
Als er das Arbeitszimmer betritt, blickt Lorn die sechs Offiziere an, die sich von ihren Plätzen um zwei zusammengestellte Tische erheben. »Bitte, setzt Euch.«
Lorn sieht sich im Raum um, während er die Schriftstücke entrollt, und legt den Stapel vor sich auf den Tisch. Er ist sich darüber im Klaren, dass er mit dem, was er vorhat, viel aufs Spiel setzt, aber er muss wissen, wie die Offiziere dazu stehen. Nach einer langen Schweigeminute sagt er: »Einige von Euch haben schon nach den Patrouillenplänen für den Frühling gefragt, aber ich werde jetzt keinen davon bekannt geben.«
Er wartet und bemerkt das leichte Stirnrunzeln auf Quytyls Gesicht und die hochgezogenen Augenbrauen von Esfayl. »Stattdessen möchte ich Euch allen etwas vorlesen.« Er hält inne. »Dies sind Anweisungen, die ich während der vergangenen Achttage aus Assyadt erhalten habe.« Er nimmt die erste Schriftrolle.
Bedauern wir, Euch mitteilen zu müssen, dass Ihr nicht mehr als drei Feuerlanzenladungen erwarten könnt, wie der Kommandant schon früher in diesem Jahr mitgeteilt hat …
Dann liest er aus der zweiten vor.
Können wir keine Ersatzpferde zur Verfügung stellen und werden dazu auch erst irgendwann im Spätfrühling oder Frühsommer in der Lage sein …
Und aus der dritten.
Wir müssen auch darauf bestehen, dass Ihr von der Praxis der Mehrkompanien-Patrouillen Abstand nehmt. Spiegellanzenkämpfer müssen in der Lage sein, es mit wesentlich größeren Barbarentruppen aufzunehmen, ohne sich auf Verstärkung stützen zu können …
Emsahl schnaubt … für alle hörbar. Lorn nimmt nun die letzte Schriftrolle und liest laut vor.
Weiterhin wird strengstens angeraten, dass Ihr den am wenigsten leistungsstarken Kompanie-Offizier Eures Außenpostens ablöst und persönlich das Kommando über seine Kompanie übernehmt
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