Die Waffenhändler von Hamor
Brand gesteckt, wenn wir alles Brauchbare herausgeholt haben.«
Gyraet kommt zu Lorn. »Wir durchsuchen das nächststehende Lagerhaus, Ser. Spidlarisch, wie es scheint.«
»Sucht zusammen, was wir brauchen können, und auch die Bücher, wenn Ihr welche findet.« Lorn blickt zurück zu Emsahl. »Könnt Ihr und die Fünfte Kompanie Wache halten, während wir tun, was getan werden muss?«
»Ja, Ser.«
»Wir werden versuchen, es so schnell wie möglich hinter uns zu bringen.«
Lorn reitet an der Seemauer entlang zurück. Er fühlt sich nutzlos, denn es kommt ihm so vor, als würde er die ganze Zeit nichts weiter tun, als immer nur vor und zurück zu reiten.
Rhalyts Lanzenkämpfer eskortieren die bärtige Gestalt in Rot vom Anfang der Pier bis zum letzten Lagerhaus in der Reihe, ein dreistöckiges Holzgebäude, auf dem noch die hamorische Flagge gehisst ist. Der Händler hat die Hände auf den Rücken gebunden, auf der Wange blutet ein Schnitt.
»Wir haben ihn, Ser, und auch einige andere, die ebenfalls Händler sein könnten.«
»Haltet ihn hier fest und lasst ihn nicht in die Nähe des Lagerhauses kommen.« Lorn reitet zum Anfang der Pier und zu dem verlassenen Handkarren, auf dem die kleinen Truhen stehen. Dort steigt er ab und übergibt gedankenverloren die Zügel des Wallachs an den nächsten Lanzenkämpfer. Als er an den Karren und die Kisten heran tritt, bemerkt er die schweren Ledertaschen unter den Truhen. Er beugt sich vor und zerrt eine Tasche hervor. Das Gewicht und das Klimpern von Münzen bestätigt seinen Verdacht. Er winkt Rhalyt heran, der auf seinem Pferd sitzen geblieben ist.
»Ser?«
»Wir brauchen eine Wache hier. Mehrere Männer.«
Lorn schaut wieder auf die vier Truhen, dann hebt er die oberste hoch, öffnet sie und überfliegt die Papiere darin. Er schüttelt den Kopf. Sie werden einen Wagen brauchen. Es wird länger dauern, als er in Jera zu bleiben wagt, um die Aufzeichnungen durchzuarbeiten.
»Rhalyt«, ruft er erneut. »Wir brauchen einen Wagen, um all das und die Nahrungsmittel zu transportieren, die wir benötigen. Seht zu, dass einer der Truppenführer einen Wagen und das dazugehörige Pferdegespann beschafft.«
Rhalyt nickt.
Lorn schwingt sich wieder aufs Pferd und blickt hinaus aufs Meer, wo das hamorische Handelsschiff nun ebenfalls die Segel gesetzt hat. Erneut schüttelt er den Kopf, dann reitet er das kurze Stück zum letzten Lagerhaus – dem hamorischen Lagerhaus. Dort steigt er wieder ab und bindet den Wallach an den Pfosten neben der Tür. Rhalyt steigt ebenfalls vom Pferd und folgt ihm.
Im ersten Raum stehen geöffnete Holzkisten, eine ist halb gefüllt mit langen, dunklen Eisenklingen, die mit Öl und Wachs überzogen sind. Die anderen neun Kisten sind noch verschlossen.
Lorn zählt die Klingen in der offenen Kiste – über zwanzig Stück. »Es sieht so aus, als hätten wir allein in diesen Kisten über vierhundert Klingen.«
Zwei Lanzenkämpfer kommen herein und Rhalyt deutet zur Tür. »Überprüft die anderen Räume, bevor der Major hineingeht.«
Ein älterer Lanzenkämpfer nickt und geht durch die nächste Tür. Nach einigen Sekunden kehrt er zurück. »Niemand da, Ser.«
Lorn und Rhalyt betreten den großen Lagerraum. Einige der Regale und Gestelle sind zwar leer, doch den Großteil der Waren hat man zurückgelassen. Lorn sieht Ballen von Baumwolle, Amphoren, die Öl oder Oliven beinhalten, Fässer mit getrocknetem Fisch, Trockenfrüchte und sogar einige Fässer Ton aus Biehl.
»Ser!« Rhalyt deutet in eine Ecke.
Lorn stellt sich neben den Unteroffizier, vor dem zwei hölzerne Kisten stehen, auf denen mit dicker, grauer Farbe geschrieben steht: SÄBEL, CUP, 40 ST., SMH.
»Vierzig Lanzenkämpfersäbel aus Cupridium«, sagt Lorn. »Die sollten wir ebenfalls mitnehmen. Wir werden die Kisten hier und die anderen Klingen durch den Vorderausgang hinausfahren müssen.«
Lorn verlässt den Lagerraum und geht durch eine kleine Seitentür in einen Nebenraum, den er bereits aus dem Glas kennt. Hier sollten eigentlich die Bücher untergebracht sein, aber der Raum ist leer bis auf einen einfachen Tisch und einen Stuhl. Helle Flecken auf dem Fußboden lassen jedoch erkennen, wo die Kisten gestanden haben müssen.
»Ser«, ruft einer der Lanzenkämpfer, »Hauptmann Esfayl ist mit einem Wagen da.«
Lorn eilt hinaus in das noch immer milchige Nachmittagslicht. Zwei Lanzenkämpfer stehen neben dem gefesselten Händler und dahinter sitzt Esfayl auf dem Pferd neben
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