Die Waffenhändler von Hamor
auch auf den Seitenwänden verteilt wird? Haben alle Lanzenkämpfer das Lagerhaus verlassen?«
»Ja, Ser.«
Nach drei Schüssen aus der Feuerlanze steht eine Seite des Lagerhauses in Flammen, knisternde, orangefarbene Flammen und schwarzer Rauch steigen in den diesigen Nachmittagshimmel.
Lorn lässt Rhalyt dasselbe mit dem Lagerhaus der spidlarischen Händler machen.
Dann versammelt er die Hauptmänner um sich. »Wir reiten geschlossen zum Stadtplatz und den Hügel hinauf. Nehmt Fackeln mit. Schont die Feuerlanzen. Wir werden im Vorbeireiten alles in Brand stecken, was auch brennt«, befiehlt Lorn den Hauptmännern. »Ich möchte, dass es lange Zeit dauern wird, bis die Händler hier ihr Geld wieder mit Klingen verdienen können.«
Er steigt aufs Pferd und wartet, bis die Spiegellanzenkämpfer sich neu formiert haben und die drei Wagen, die sie sich genommen haben, in einer Reihe aufgestellt sind. Hinter ihm lodern die Flammen – weil die Händler vor nichts Halt machen, um immer noch mehr Gold zu raffen, und Lorn nur diese eine Möglichkeit hat, um ihren tödlichen Handel zu unterbinden.
LXVIII
A m späten Nachmittag blickt Lorn auf den Fluss und dann hinauf zu den schwarzgrauen Rauchwolken, die über Fluss und Hafen ziehen; das Ergebnis der Flammen, die die Stadt auffressen, die einmal Jera gewesen ist. Bei all den Bäumen und alten Holzgebäuden – es gibt nur wenige Stein- oder Ziegelhäuser in Jera – bezweifelt Lorn, dass am Morgen noch viel von der Stadt übrig sein wird.
Die untergehende Hafenstadt war nicht mehr als ein Sammelpunkt für hamorische und spidlarische Händler, die dort ihre Waffen abluden … aber zweifellos war sie auch Heimat für viele, die nun unter Lorns Taten leiden müssen. Einige sind unschuldig, soweit jemand unschuldig sein kann, der davon profitiert, in einer Stadt zu leben, welche durch einen den Tod einkalkulierenden Handel floriert.
Seine Augen wandern zum Ende der Kolonne und zu den Wagen, die hinter den Spiegellanzenkämpfern knarren und quietschen.
Der erste Wagen ist beladen mit Truhen, in denen sich Gold und Silber befinden, mehr als fünftausend Goldstücke, wie eine ungefähre Zählung ergab, und alle Arten von Büchern und Aufzeichnungen, die Lorn noch lesen muss. Der zweite Wagen transportiert Waffen: hamorische Langschwerter, brystanische Säbel und die Kisten mit den unbenutzten und erst kürzlich in Cyad geschmiedeten Cupridiumsäbeln, die keine Lanzenkämpferzeichen tragen. Der dritte hat die Vorräte geladen, genau so wie die Packpferde, die das Ende der Kolonne bilden.
Wenn er wieder in Inividra ist, wird Lorn empfehlen, dass die – noch verbliebenen – Feuerschiffe von Cyad Lanzenkämpfer nach Jera bringen, welche die Stadt als cyadorische Kolonie wieder aufbauen sollen. Die Kontrolle über den Fluss Jeryna wird der bisher einfachen Versorgung der Jeranyi mit Waffen einen Riegel vorschieben. Es wird weit weniger kostspielig sein, die Stadt einzunehmen und zu halten, als sich mit den endlosen Reihen von Barbaren im gesamten Norden Cyadors herumzuschlagen.
Er lächelt in sich hinein. Wieder hat er kurz geglaubt, er hätte wirklich die Macht, etwas Derartiges zu empfehlen. Er hat sein Vorhaben zwar ziemlich erfolgreich beendet, doch zweifellos wird er sich bald mit ernsthaften disziplinarischen Maßnahmen auseinander setzen müssen – vorausgesetzt er und seine Streitmacht kehren heil nach Inividra zurück. Doch wie immer sind seine Möglichkeiten begrenzt.
»Eine seltsame Stadt«, meint Quytyl, der neben Lorn reitet.
»In mehrerlei Hinsicht«, grübelt Lorn. »Die Lagerhäuser an der Pier waren neu, man hat sie auf den Ruinen alter Gebäude errichtet. Es waren viele verlassene Häuser zu sehen und die Soldaten waren ausnahmslos Hamoraner.« Er schüttelt den Kopf.
»Warum waren die Hamoraner dort?«, fragt Quytyl.
»Handel, Gold … man hat fast den Eindruck, als schickten sie sich an, die Herrschaft über die Stadt zu übernehmen.«
»Könnten sie das? Es ist eine lange Reise von Swartheld nach Jera.«
»Sie hatten immerhin schon einen Teil an sich gerissen«, erklärt Lorn. »Die Bücher werden uns Näheres darüber berichten. Ich werde sie durchgelesen haben müssen, noch bevor wir wieder in Inividra sind.«
Nach einigen Sekunden der Stille wirft er noch einmal einen Blick zurück auf den grauen und schwarzen Rauch, der noch immer aus der brennenden Stadt aufsteigt.
Es liegt noch mindestens ein Achttag vor ihnen, den sie mit Reiten
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