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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Sub-Major geschehen?«, fragt Nesmyl und blickt an Lorn vorbei in das offensichtlich leere Arbeitszimmer.
    »Er hat beschlossen, dass er im Augenblick nicht in die Sache verwickelt werden möchte«, sagt Lorn. »Es ist möglich, dass du ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen wirst. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass du mich wieder sehen wirst, ganz gleich wie.«
    »Ich habe ihn nicht herauskommen sehen.«
    Lorn zuckt die Schultern. »Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich interessiert bin an einem Sub-Major.«
    »Schon, Ser.« Nesmyl versucht seine Verwirrung zu verbergen. »Aber Kommandant Ikynd und Major Dettaur …«
    »Mach dir keine Sorgen, Nesmyl. Die Lanzenkämpfer und ich werden nach Assyadt reiten, und ich werde mit beiden, dem Kommandanten und dem Major, sprechen. Ich habe es nicht anders gewollt. Wenn Sub-Major Uflet nicht zurückkommt, wird ein neuer Offizier mit Lanzenkämpfern Inividra übernehmen.«
    »Aber die Barbaren …«
    »Ich bezweifle stark, dass noch genug am Leben sind, um einen Ritt nach Cyador zu wagen, außerdem müssten sie dann ihre Klane verhungern lassen.« Lorn dreht sich um. »Jetzt werde ich mich waschen und die Uniform wechseln. Anschließend fange ich mit den Berichten an, zumindest bis zum Abendessen.«
    »Gut, Ser.« Nesmyls Augen wandern noch einmal zur offenen Tür des Arbeitszimmers.
    »Du wirst Uflet darin nicht finden, aber selbstverständlich kannst du einen Blick hineinwerfen«, sagt Lorn mit einem schiefen Grinsen.
    »Äh, nein, Ser. Ich glaube Euch.«
    Lorn verlässt den Turm noch einmal, um seine Satteltaschen und den zweiten Säbel zu holen; beides trägt er zur schmalen Hintertreppe. Er steigt zu seinen Gemächern hinauf – die nur noch eine letzte Nacht die seinen sind – und weiß, dass sich das Blut an seiner Uniform entfernen lässt, zumindest größtenteils. Aber wie soll er das Blut von seiner Seele waschen?

 
LXXIII
     
    L orn blickt aus dem Fenster seines persönlichen Arbeitszimmers in die rötliche Dämmerung des Spätfrühlingsabends. Noch immer ist das Kopfweh nicht ganz verschwunden und hin und wieder muss er sich über die Augen wischen.
    Endlich hat er einen kurzen Bericht fertig gestellt. Es hätte wenig Sinn gemacht, einen längeren zu schreiben, denn der kurze enthält alle wichtigen Informationen: die Anzahl der gefallenen Barbaren, eingenommenen Städte und beschlagnahmten Klingen. Etwa sechstausend Goldstücke wurden sichergestellt und nach Inividra gebracht, und natürlich enthält der Bericht auch eine Zusammenfassung über den Klingenhandel in Jera und die Gewinne, die dadurch an hamorische, spidlarische und leider auch cyadorische Händler geflossen sind.
    Er nimmt das Chaos-Glas heraus und stellt es auf den Tisch. Dann zieht er den Stuhl zurück und setzt sich. Er konzentriert sich und die Silbernebel wabern, sie verziehen sich und geben ein Bild frei: Ryalth sitzt an einem Tisch und gibt Kerial die Brust. Sie sind im unteren Speisezimmer in Lorns Elternhaus, und auch Jerial ist da, sie trägt eine dunkelgrüne oder schwarze Tunika und sitzt Ryalth gegenüber.
    Beide Frauen blicken auf. Jerial sagt etwas und Lorn muss schlucken, als er die Tränen über Ryalths Wangen laufen sieht.
    Jerial lächelt und Ryalth macht eine Hand frei und berührt mit den Fingern ihre Lippen, als wollte sie ihm einen Kuss über die Entfernung von hunderten von Meilen schicken, die sie voneinander trennen.
    Lorn hält das Bild noch einige Augenblicke aufrecht und wünscht sich, dass er ihnen mehr als seine Gegenwart oder sein Dasein vermitteln könnte, bevor er es schließlich loslässt.
    Den Frauen und Kerial geht es gut, so scheint es jedenfalls, und zumindest wissen sie nun auch, dass er am Leben ist.
    In Gedanken versunken steht er auf und geht wieder zum offenen Fenster, er blickt hinaus und hinunter in den Hof.
    »Der Schlächter von Nhais … und nun der Schlächter von Jerans …« Er schüttelt den Kopf. Flutak und Baryat hätten Nhais den Barbaren überlassen und Dettaur hätte dreimal so viele Lanzenkämpfer zum Tode verdammt – und für was?
    Damit im ersteren Fall ein korrupter Buchhalter und ein ebensolcher Bauer noch mehr Goldstücke zusammenraffen können, und im zweiten alle hohen Lanzenkämpferoffiziere sich sicher sein können, dass althergebrachte Traditionen nicht angetastet werden, auch wenn die Welt sich verändert? Oder damit die Händler in Sommerhafen und Swartheld noch mehr Gold durch

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