Die Waffenhändler von Hamor
abgetrennt wird.
»In meiner Eigenschaft als Richter habe ich gehört, wie dieser Mann seine Schuld zugegeben hat. Er hat nicht nur seine Schuld zugegeben, sondern auch einen Offizier der Spiegellanzenkämpfer angegriffen. Mehr als vierzig Zeugen haben dies gesehen und gehört.« Lorn lässt den Säbel sinken, doch er steckt ihn nicht zurück in die Scheide, als seine Augen Sybyn ausfindig machen. »Ich spreche weder dich noch deine Brüder für die Verbrechen eures Vaters schuldig. Noch wird euch oder eurem Land Schaden zugefügt werden – es sei denn, das Unrecht geht nach diesem Vorfall weiter und ihr seid dafür verantwortlich. Habt ihr das gehört und verstanden?«
»Ja … Ser …«, stammelt Sybyn, aus seinem Gesicht ist jeglicher Ausdruck gewichen.
Lorn säubert den Säbel mit dem Tuch, das er aus seinem Gürtel zieht, dann steckt er die Waffe zurück in die Scheide. Er steigt aufs Pferd und nickt Tashqyt zu.
Eine Zeit lang reitet die Kolonne schweigend dahin. Sie haben fast den Hafen erreicht, als Tashqyt zu Lorn aufholt und sich räuspert.
»Ja, Tashqyt.«
»Ihr hättet ihn auch hinrichten können, wenn er Euch nicht angegriffen hätte, oder?«, fragt der Truppenführer.
»Das hätte ich tun können«, gibt Lorn zu. »Aber ich wollte, dass so viele Lanzenkämpfer wie möglich hören, was er sagt.«
»Das dachte ich mir, Ser.«
Lorn hofft nur, dass die Kunde sich verbreiten wird, wie gerecht, aber auch streng er ist. Trotzdem kommt er solchen Zeitgenossen lieber zuvor, als auf sie reagieren zu müssen. Er hat zwar Flutaks verschwundene Bücher niemals gesehen und bezweifelt auch, dass dies je einer tun wird, aber er hegt keinen Zweifel an Baryats Schuld – nicht mehr.
Und er fragt sich, wie lange er wohl noch von dessen Tochter träumen wird.
XXIV
A ls es an der Tür zum Arbeitszimmer klopft, blickt Lorn von den Papieren auf, auf denen er die Berechnungen für das Riemenzeug niedergeschrieben hat, das für einen längeren Ritt von zwei vollen Kompanien gebraucht wird. Liebend gern würde er noch eine weitere Einheit dazunehmen, aber er sieht keine Möglichkeit, diese auszustatten. Viele der Sättel, auf denen seine Rekruten reiten, erfüllen ohnehin kaum noch ihren Zweck. Vor zwei Achttagen hat er einen Brief vom Major-Kommandanten erhalten, unterzeichnet von Kommandant Inylt, dass seine Zuteilung für Ausrüstung und Lebensmittel um fünf Goldstücke pro Achttag angehoben wird. Damit hofft er, die Sättel und Zaumzeuge bis zum Ende des Sommers ausbessern lassen und einige neue Sättel dazukaufen zu können. »Ja?«
»Ein Schiff mit der Flagge von Cyad läuft im Hafen ein«, kündigt Helkyt an, der den Kopf durch die Tür zum Arbeitszimmer steckt.
»Und du bist hier, um mir das zu sagen, damit ich an der Pier sein kann, bevor es festmacht und der Kapitän sich mit dem Oberbuchhalter beraten kann?« Lorn grinst.
»Ihr habt gesagt, dass Ihr unnötige Unannehmlichkeiten vermeiden möchtet, Ser.«
»Das habe ich in der Tat.« Lorn erhebt sich. »Und ich mache mich am besten gleich auf den Weg.«
»Chulhyr sattelt bereits die Stute.«
»Danke.« Lorn verneigt den Kopf, als er das vordere Arbeitszimmer verlässt. Er läuft den Flur entlang und hinaus über den Hof, über dem hohe sommerliche Schleierwolken schweben. Ihm steht der Schweiß auf der Stirn, als er den Stall erreicht, wo – wie von Helkyt versprochen – die Stute bereits auf ihn wartet. Auch eine Einheit, zusammengemischt aus Lanzenkämpfern und Rekruten, steht bereit, angeführt von Tashqyt.
Das cyadorische Schiff hat die Pier noch nicht erreicht, kreuzt noch vorsichtig Richtung Süden in den Hafen hinein, als Lorn am Ende der Pier das Pferd zügelt, wo Neabyl und Comyr in ihren Buchhalteruniformen zusammen mit zwei Zollbeamten in Braun stehen.
Neabyl wirft einen Blick zu Lorn und den Lanzenkämpfern, spricht aber nicht gleich.
»Seid gegrüßt, Oberbuchhalter«, beginnt Lorn das Gespräch.
»Seid gegrüßt, Oberst.«
Lorn steigt ab und blickt zu Tashqyt. »Die Männer bleiben hier, bis auf die, die den Oberbuchhalter begleiten.« Er wendet sich an Neabyl. »Ich dachte mir, ich kündige dem Kapitän gleich an, dass wir beide hier sind – um Missverständnisse von vornherein zu vermeiden, wie sie in der Vergangenheit mit den Zöllen und deren Eintreibung aufgetreten sind. Ist dies auch zu Eurer Zufriedenheit?«
Neabyl lächelt erfreut. »Das ist es. Ich schätze Eure Wohlüberlegtheit sehr.«
»Und ich möchte mich
Weitere Kostenlose Bücher