Die Waffenhändler von Hamor
sich mit der Zunge über die Lippen. »Obwohl es in den letzten Jahren nur selten notwendig war, so gehört es doch zum Aufgabenbereich des kommandierenden Spiegellanzenkämpfers einer Garnison, die Kaiserlichen Gesetze durchzusetzen. Ich habe Grund anzunehmen, dass Baryat gegen einige Gesetze verstoßen hat.« Er lächelt. »Aber wir werden erst mit ihm sprechen und dann urteilen.«
Tashqyt wirft einen Blick über die Schulter auf die volle Kompanie. »Er hat eine große Familie, aber … sie verhalten sich meist gesetzestreu.«
»Ich würde es lieber sehen, wenn seine Familie weise genug wäre, die Handlungsweisen des Oberhaupts nicht weiterzuführen.« In Lorns Tonfall schwingt leichte Ironie mit. »Sie sollten auch wissen, dass die Streitmacht Seiner Majestät hinter den Handelsregeln des Kaiserlichen Gesetzbuches steht.«
»Äh … ja, Ser.« Tashqyt schweigt, als sie sich dem Hügel nähern, auf dem Baryats Haus steht.
Auf den Hängen der niedrigen Hügel ringsum stehen Bäume – Olivenbäume mit dem Hellgrün der neuen Blätter und dem Graugrün des Winterlaubs, das inzwischen seine Sommerfärbung angenommen hat. Zwei Steinpfosten markieren die Zufahrt zur Villa und zu den Häusern entlang des Hügelkamms darüber. Eine Allee windet sich vom Tor in vielen Biegungen den Hügel hinauf.
Lorn wendet sich an Tashqyt. »Wenn wir die Villa erreichen, sorg dafür, dass die Männer auf den Pferden sitzen bleiben und ihre Lanzen und Säbel bereithalten.«
»Feuerlanzen bereithalten«, kündigt Tashqyt an.
Ein junger Mann, der vor dem äußeren Wandschirm der Villa steht, starrt auf die Lanzenkämpferkompanie hinunter, als diese den Schatten der letzten Olivenbäume hinter sich lässt.
Lorn hält die braune Stute kurz vor dem Jungen und dem grünen Keramikwandschirm an. »Ich bin Oberst Lorn, Kommandant der Spiegellanzenkämpfer in Biehl und der Richter des Kaisers in diesem Bezirk. Ich suche den Bauern Baryat. Er ist hier. Sag ihm, dass ich ihn gern sprechen möchte.«
Der Junge schluckt.
»Sag ihm, er soll herauskommen.«
»Ja, Ser.« Nach einem zweiten Schlucken dreht sich der Junge um und läuft davon, nicht ins Haus, sondern den Hügel hinunter in Richtung Süden.
»Bereit machen zum Feuern«, befiehlt Lorn mit ruhiger Stimme.
»Fertig machen zum Feuern!«, gibt Tashqyt den Befehl weiter.
Die Lanzenkämpfer warten. Lorn bleibt auf dem Pferd sitzen und beobachtet Bäume und Vorderseite der Villa gleichzeitig.
Ein halbes Dutzend Männer taucht aus dem Gartenbereich auf, angeführt von dem Jungen. Hinter ihnen, am Rande der Olivenbaumreihe, bleiben einige Gestalten in grauer Kleidung stehen, einschließlich eines größeren Mannes, der eine schwarze Weste trägt. Dieser bleibt hinter den anderen zwischen den Olivenbäumen stehen. Ein breitschultriger Mann, grauhaarig und -bärtig, muskulös und einen halben Kopf größer als Lorn, tritt vor den Jungen.
»Du meine Güte … eine ganze Kompanie, um einem Olivenbauern einen Besuch abzustatten. Ich fühle mich geschmeichelt, Unteroffizier.« Baryat verbeugt sich übertrieben tief. Er hält ein langes Gartenmesser in der Hand, fast so lang wie ein Kurzschwert, und die Schneide glänzt, als wäre sie kürzlich erst geschliffen worden.
Lorn steigt ab. »Wie ich dem Burschen bereits gesagt habe, bin ich Oberst Lorn, Kommandant der Spiegellanzenkämpfer-Garnison in Biehl und Richter des Kaisers.«
»Für jemanden, der Gerechtigkeit verbreiten soll, habt Ihr viele Lanzenkämpfer bei Euch.«
»Gerechtigkeit erreicht man am ehesten, wenn man ihr Nachdruck verleiht«, antwortet Lorn und wirft einen Blick auf das Gartenmesser.
»Ihr würdet mir niemals allein gegenübertreten, Oberst. Ihr seid nichts ohne die Lanzenkämpfer und Eure Uniform.«
Lorn tritt vor, bis er auf dem gestampften Lehm des Weges steht, weniger als drei Ellen von Baryat entfernt. Er sieht dem Bauern geradewegs ins Gesicht. »Nichts würde ich lieber tun, als Euch allein gegenüberzutreten, Baryat. Ihr würdet sterben. Das wisst Ihr. Aber Ihr seid ein Betrüger und ein Feigling. Ihr habt den vormaligen Buchhalter mit Goldstücken und Eurer Tochter bestochen und gebt nun mir die Schuld an deren und Eurem Versagen. Ich bin nicht darauf aus, mit den Pfeilen versteckter Bogenschützen gespickt zu werden.« Lorn bleibt stehen, sein Lächeln ist kalt.
Baryat lacht höhnisch. »Worte, Oberst.«
»Die Vergangenheit interessiert mich nicht. Ich habe auch kein Interesse daran, im Dunkeln ermordet zu
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