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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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verlangen.“
    „Gott segne Euch.“ In einem plötzlichen Gefühlsüberschwang schloss die Königin Meredith in die Arme. Dann wandte sie sich rasch ab.
    „Kommt, Majestät, Eure Berater warten.“ Mary Fleming nahm Meredith beim Arm und führte sie in den Audienzsaal.
    Der Wächter am Haupttor ging auf die wartende Menge zu und entrollte das Pergament. Mit lauter Stimme verlas er die Namen derer, die zur Audienz zugelassen waren.
    Von einem Balkon aus beobachteten Brenna und Megan aufgeregt das Geschehen. Noch wenige Minuten, und sie würden den Thronsaal betreten und die Königin in Ausübung ihres Amtes bewundern können. Als Meredith ihnen bestellt hatte, dass sie der Audienz beiwohnen dürften, waren sie fast in Ohnmacht gefallen.
    Eine Stimme rief sie von ihrem Aussichtsposten. Mit zitternden Beinen folgten sie dem alten verhutzelten Diener durch die langen Gänge des Schlosses. Das ferne Stimmenge-murmel wurde lauter, und dann war der Moment gekommen.
    Brenna und Megan betraten den prunkvollen Thronsaal und sahen sich in fassungslosem Staunen um. Die Wände waren mit riesigen Bildteppichen bedeckt, die die Geschichte des schottischen Königtums erzählten. Entlang der Wände standen schwere, mit königsrotem Samt bezogene Stühle. Der Thron befand sich auf einem erhöhten Podest am oberen Ende des Saals. Er war mit scharlachrotem Brokat ausgeschlagen. Zu beiden Seiten des Throns, ein wenig nach hinten versetzt, standen Stühle für die Ratgeber der Königin.
    Seitlich zum Thron befanden sich Galerien mit Sitzplätzen für die Besucher. Megan und Brenna stellten enttäuscht fest, dass die Stühle in den vorderen Reihen bereits besetzt waren. Sie mussten sich mit Plätzen im hinteren Teil der Galerie zufriedengeben. Mehrere Reihen von Zuschauern versperrten ihnen den Blick. Brice und Angus stellten sich hinter sie an die Wand.
    Trompetenfanfaren kündigten die Ankunft der Königin an. Brenna und Megan reckten die Köpfe, erspähten aber nur etwas leuchtend Rotes und eine glitzernde Krone.
    Was Brice betraf, so interessierte ihn der Pomp des königlichen Hofs nicht sonderlich. Er kannte all dies aus seiner Jugend. Und er hatte weder Blicke für die Königin noch beeindruckte ihn der Aufmarsch der Bittsteller und Ratsuchenden. Denn seine Gedanken kreisten nur um eine Person, um Meredith.
    Ihr kurzes Zusammensein nach dem Morgenmahl war unbefriedigend gewesen. So liebenswert Brice Merediths Schwestern fand, vorhin hatte er sie zurück in die Lowlands und sich und Meredith ans Ende der Welt gewünscht, wo keine neugierigen jungen Damen sie stören konnten.
    Heute Nacht, dachte Brice. Heute Nacht würde er sich in Merediths Zimmer schleichen, und endlich wären sie wieder vereint. Seine geliebte, tapfere Meredith. Noch nie war er einem Menschen begegnet, der so mutig und selbstlos für Gerechtigkeit und das Wohl anderer kämpfte.
    Als Mary Stuart würdevoll über den wappengezierten Teppich zum Thron schritt, nahm Brice sich vor, ihr bei der nächsten Gelegenheit seine Angst um Merediths Sicherheit anzuvertrauen. Und er würde sie offiziell bitten, sich um die nicht abreißenden Verbrechen im Grenzland zu kümmern.
    Es ging um Merediths Wohl und um den Namen Campbell. Er musste von allen Makeln befreit sein, bevor Meredith ihn tragen würde.
    Merediths Herz schlug höher, als sie den Gang hinauf zum Thron schritt und grüßend die Hand hob. Die Ehrfurchtsbezeugungen ihrer Untertanen ließen sie zum ersten Mal den Geschmack von Macht spüren. Noch stärker wühlte sie das Gefühl auf, von so vielen geliebt und verehrt zu werden. Zugleich aber quälte sie die bange Frage, ob niemand den Betrug bemerkte.
    Aber ihre Königsrobe und das Diadem schienen Beweis genug zu sein, dass sie Königin Mary war. Nicht einmal Lord Aston hatte ihr beim Vortrag der Tagesordnung direkt ins Gesicht geschaut. Meredith schöpfte Hoffnung, die Prozedur zu überstehen, ohne als Schwindlerin entlarvt zu werden.
    Während Lord Aston die erste Eingabe verlas, ließ Meredith den Blick über die Menge schweifen. Die Leute starrten sie an wie eine Heilige, die Wunder wirken konnte.
    Lieber Gott im Himmel, dies war kein neckisches Spiel, bei dem die Königin ihre romantischen Sehnsüchte stillen konnte. Dies war bitterer Emst. Für viele der Ratsuchenden, die hier saßen, ging es um alles oder nichts. Lord Astons monotoner Singsang steigerte Merediths Panik. Sie trug eine Verantwortung, die sie zu erdrücken drohte.
    Lord Aston verstummte. Eine

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