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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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eine oder andere schäbig gekleidete Gestalt. Dann blitzte es in seinen Augen, und er nickte unmerklich.
    Die Schlange zog an dem einfachen Holzsarg vorbei. Der alte Mann blieb kurz stehen und betrachtete den Toten. William MacAlpin, Stolz seiner Eltern und Großeltern, gestorben im Alter von fünfzehn Jahren.
    Zu beiden Seiten des Sarges standen William, der Vater, die Mutter Margaret, die Großeltern und die drei Schwestern, die herzzerreißend weinten.
    Dem alten Mann fielen noch zwei andere Gesichter auf. Zwei Mädchen standen ernst und gefasst hinter Duncan und seiner Frau. Regungslos wie Säulen, die eine dunkel, die andere sonnenblond, verschieden wie Tag und Nacht. Und doch hatten sie irgendetwas Gemeinsames, etwas, das dem alten Mann seltsam vertraut war. War es dieser eindringliche, klare und mutige Blick, mit dem die Mädchen über die hereinströmende Schar hinwegsahen?
    Es mussten Schwestern sein. Merediths Schwestern.
    Der alte Mann kniff die Augen zusammen, als er die Männer hinter den MacAlpin-Schwestern gewahrte. Gareth MacKenzie und seine Getreuen. Und alle in Waffen.
    Wie schon einmal ließ Gareth auch bei dieser Totenwache niemanden darüber im Zweifel, wie bedeutsam seine Person war. Wieder sprach er so laut, dass jeder ihn hören konnte und alle Einzelheiten des Mordes erfuhr. „Es war Brice Campbell! Und mindestens zwei Dutzend aus seiner feigen Horde. Ich habe alles gesehen und mit angehört. Sie haben den Jungen nach seinem Namen gefragt und dann mit den Fäusten auf ihn eingeschlagen.“
    „Um Himmels willen, hört auf!“ Duncan legte seiner weinenden Frau tröstend den Arm um die Schultern. ,;Seht Ihr nicht, dass wir um unseren Jungen trauern?“
    „Wann ist es geschehen?“, fragte der alte Mann mit seiner zitternden Stimme.
    „Vor zwei Tagen“, verkündete Gareth lautstark. „Ich kam drüber zu und wollte dem Jungen zu Hilfe eilen, aber einer dieser Schurken hieb mir seinen Dolch in den Arm, während ein anderer mich festhielt und mir mein Messer entwand.“ „Und mit Gareths Messer haben sie meinen William umgebracht“, sagte Duncan mit bebender Stimme. „Der Dolch lag blutverkrustet neben dem Leichnam.“
    Gareth spann die Geschichte weiter und befriedigte die gierige Klatschlust der Umstehenden. „Als der Junge zusammengeschlagen in seinem Blut lag, ließen die Kerle mich gehen.“
    „Merkwürdig, dass Ihr davongekommen seid“, wunderte sich der Alte. „Wie kommt’s, dass sie Euch am Leben gelassen haben?“
    Gareth starrte den Alten einen Moment lang eisig an, dann bedeutete er mit einem Achselzucken, dass eine so dumme Bemerkung und erst recht ein schwachsinniger Greis aus dem MacAlpin-Clan keine Beachtung verdienten.
    MacKenzie erhob die Stimme. „Ich rufe alle tapferen Männer auf, welchem Clan sie auch angehören, sammelt Euch unter meiner Führung. Lasst uns den Barbaren der Highlands jagen, bis wir ihn in seinen Wäldern aufgestöbert und seiner Strafe zugeführt haben. Das Morden muss aufhören. Die Überfälle müssen ein Ende haben. Brice Campbell hat Euer Oberhaupt Lady Meredith MacAlpin in seiner Gewalt. Wer weiß, welche unaussprechlichen Qualen sie ertragen muss?“ Aus dem Augenwinkel bemerkte der Alte, wie die beiden MacAlpin-Schwestern aneinanderrückten und sich bei den Händen fassten. Doch ihre Mienen zeigten keine Gefühlsregung.
    In einer Ecke des Raums begann eine Frau zu weinen. Andere Frauen schluchzten auf, bevor sie sich leise weinend
    in die Arme ihrer Männer schmiegten.
    Gareth wartete. Er wartete und stellte zufrieden fest, wie aufgewühlt die Stimmung der Leute war. „Und seht, er hat noch einen MacAlpin getötet“, rief er dann in die Stille. Seine Stimme nahm einen beschwörenden Ton an. „Wer schließt sich mir an, um Campbells Schreckensherrschaft ein Ende zu bereiten?“
    Minutenlang herrschte Schweigen. Jeder der Männer fürchtete den Barbaren aus den Bergen, jeder kannte seinen Ruf. Und niemand legte Wert darauf, durch Brice Campbells Schwert zu sterben.
    Dennoch - der Sarg mit dem jungen Duncan war Mahnung genug. Die Trauer der Familie, das Weinen der verzweifelten Frauen, die starren, bleichen Gesichter der jungen MacAlpin-Töchter - all das rechtfertigte das Wagnis und forderte zum Handeln auf.
    „Mit einer starken Armee können wir Campbells Festung stürmen und Meredith retten“, fuhr Gareth fort. „Zusammen mit der Frau, die mit meinem Bruder vor dem Traualtar stand, werde ich die Lowland-Clans vereinen. Und ich

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