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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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gerade nähte, hatte Meredith sich mit den Mägden unterhalten. Jede einzelne hatte sie kennengelernt und ihre Lebensgeschichte erfahren.
    Und Jamie. Wie ein Schatten war er Meredith gefolgt, war nicht von ihrer Seite gewichen, hatte ihr beim Nähen zugesehen und andächtig ihren Erzählungen gelauscht.
    Jamie schämte sich ein wenig, dass er seinem Vorbild Brice untreu wurde. Aber der Zauber der schönen Gefangenen hielt ihn völlig im Bann. Seine Zuneigung für Meredith war etwas ganz anderes als die rückhaltlose Bewunderung für Brice. Nein. Er war nicht treulos. Er liebte sie beide, Meredith und Brice.
    „Ich denke, wir sollten unsere Kleider tauschen“, schlug Mistress Snow vor. „Ihr tragt dieses, und ich nehme meins zurück. “
    „Und ich denke“, erwiderte Meredith lächelnd, „dass Angus Gordons Appetit sich noch verstärken wird, sobald er Euch in diesem Kleid gesehen hat. Ihr wollt ihn doch nicht verhungern lassen?“
    Die junge Witwe wurde rot. „Oh, Mylady! “ Sie kicherte und hielt sich verlegen die Hände vors Gesicht.
    Jamie grinste. Er hatte Meredith gründlich mit Klatschgeschichten versorgt und freute sich über ihr gutes Gedächtnis.
    Lautes Hufgeklapper im Hof zog alle drei zum Fenster. „Sie sind zurück! “, rief Mistress Snow und lief zur Tür. Dann schien sie sich auf ihre Stellung zu besinnen. Mit einem angedeuteten Knicks hielt sie die Tür auf und folgte Meredith und dem Jungen die Treppe nach unten.
    Vom Tor aus beobachtete Meredith das hektische Durcheinander. Kaum waren sie von den Pferden gestiegen, wurden die Ankömmlinge von den Zurückgebliebenen mit Fragen bestürmt. Bald bildete sich ein Kreis um Brice, der ruhig und klar zu den Männern sprach.
    Seine Miene war ungewöhnlich ernst. Irgendetwas lag in der Luft. Leise Befehle wurden erteilt. Diener liefen herbei und schleppten die mitgebrachten Waren durch das Haupttor in den Vorratstrakt.
    Inzwischen waren die meisten Reiter wieder aufgestiegen und ritten nach Haus zu ihren Familien. Brice unterhielt sich mit Angus und einem anderen Mann. Dann wandte er den Blick und sah Meredith. Ihre Hand ruhte auf Jamies Schulter.
    Ihre Blicke tauchten ineinander. Lange, eine Ewigkeit lang sahen sie sich an.
    Dann lächelte Brice. Es war sonderbar, diese Frau, seine Gefangene, in beschützerischer Pose neben dem Jungen zu sehen, den er mehr liebte als sein eigenes Leben. Es war sonderbar, aber es gefiel ihm.
    Meredith konnte ihre Wiedersehensfreude kaum verbergen. Sonderbar, dachte sie. Wie ist es möglich, dass der Mann, dem ich entfliehen wollte, mit einem einzigen tiefen Blick die verwirrendsten Gefühle in mir weckt?
    Als Brice auf sie zuging, rieselten ihr heiße Schauer über den Rücken. Ihre Knie waren plötzlich weich, und ihr Herz hämmerte so heftig, dass sie glaubte, der Junge neben ihr müsste es hören. In freudiger Erwartung lächelte sie, wartete, dass Brice sie begrüßte. Aber er schien sie nicht wahrzunehmen. Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen, drehte sich zu den Knechten im Hof um und rief ihnen einen Befehl zu.
    Es kränkte Meredith, auf so gröbliche Art und Weise unbeachtet zu bleiben. „Nun?“, fragte sie spitz, „war der Rachefeldzug erfolgreich?“
    Brice schüttelte den Kopf und besprach sich leise mit dem Mann, den er herangewinkt hatte.
    „Was gibt es dann für Neuigkeiten? Hat der Herr beschlossen, mich nach Haus zu entlassen?“
    Brice ging einen Schritt auf den Eingang zu, ohne jedoch den Blick von den Leuten zu wenden, die unablässig Vorräte und Waffen in die Burg schafften. „Jamie, mein Junge, geh und hilf den Männern tragen. Es muss schnell gehen.“
    „Jaaa“, sagte der Junge lang gezogen und sah Brice fragend an. Aber er wartete umsonst auf eine Erklärung und trollte sich.
    „Und nun zu Euch, Mylady.“ Ohne Meredith auch nur einmal anzusehen, beobachtete er weiterhin die Männer bei der Arbeit. „Ich fürchte, es wird noch lange dauern, bis Ihr Eure Familie und Euer Zuhause wiederseht. “
    Meredith blickte Brice fassungslos an. Hatte sie sich so in ihm getäuscht? Hatte sie sich in ihrer Einsamkeit ein Wunschbild geschaffen und diesen rücksichtslosen Wilden in ihrer Fantasie in einen sanftmütigen und ritterlichen Edelmann verwandelt?
    „Was ... was sagt Ihr da?“
    „Ihr habt richtig gehört, Mylady. Bald wird niemand mehr diese Burg verlassen können. Wir werden belagert werden. In den Wäldern wird es von Männern wimmeln, die mich vernichten wollen.“
    Meredith

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