Die wahre Koenigin
schwöre Euch, dass wir jedem Angriff trotzen werden.“
Stimmen und Rufe wurden laut. Männer stürmten nach vom und versicherten Gareth ihre Kampfbereitschaft.
„Ich werde eine Armee aufstellen!“, überschrie Gareth den Lärm, „und wir werden in die Highlands reiten und diesen Schädling vernichten.“
„Jawohl. Tod dem Feind!“ Fäuste reckten sich. Der Hass war geschürt, das Blut der Männer kochte. Unter lauten Zurufen umdrängten sie ihren Anführer.
„Und um Euch noch einen Anreiz zu geben“, rief Gareth, „setze ich einen Preis von hundert Pfund Sterling auf den Kopf von Brice Campbell. “
Während die lautstarke Wut der angeheizten Männer den Ort der Trauer erfüllte, nickte der alte Mann wieder den im Raum verstreuten schäbigen Gestalten zu und schlurfte dann langsam hinaus.
Auf seinen Stock gestützt, humpelte der Alte über das Feld, bis er eine Baumgruppe erreichte. Aus dem dichten Buschwerk
tauchten Männer auf, die Pferde am Zügel führten. „Nun, Brice“, sagte einer von ihnen, „was für Neuigkeiten bringt Ihr mit?“
Der Alte warf den Stock beiseite, legte hastig seine Verkleidung ab und schwang sich auf sein Pferd. Er nickte den armseligen Gestalten zu, die aus dem Trauerhaus über das Feld kamen und nun ebenfalls aus ihren Verkleidungen schlüpften. „Ich muss schon sagen. Nach allem, was man so hört, macht der Barbar aus den Highlands seinem Namen alle Ehre.“ Brice lachte bitter auf. „Gerade habe ich erfahren, dass ich zur selben Zeit mit der Königin getanzt und einen jungen MacAlpin getötet habe.“
„Das ist sogar für einen Highlander eine erstaunliche Leistung“, meinte einer der Männer vergnügt.
„Ja, allerdings.“ Brice kniff die Augen zusammen, und die Muskeln an seinem Kiefer spannten sich. „Ein so bemerkenswerter Mann hat natürlich seinen Wert. Hundert Pfund Sterling. Das ist die Belohnung, die MacKenzies Clansleute sich verdienen können. Gareth will mich, tot oder lebendig.“
„MacKenzie!“ Angus spuckte den Namen verächtlich aus. „Komm schon, Brice. Wir töten ihn. Jetzt gleich.“
„Nein, mein Freund.“ Brice wendete sein Pferd und winkte den anderen, ihm zu folgen. „Er hat schon zu viele Anhänger, die ihm blindlings folgen. Wenn wir ihm ein Härchen krümmen, wird es bald bei uns in den Highlands von Kriegern wimmeln, die alles, was sich bewegt, niedermachen werden.“
„Und was werden wir nun tun?“
Brice zügelte sein Pferd, bis er mit Angus Seite an Seite ritt. „Wir werden das tun, was unsere Vorfahren jahrhundertelang getan haben, alter Freund. Jeder Fremde, der sich in unsere Wälder vorwagt, wird bis aufs Blut bekämpft werden.“
„Und unsere Familien? Was wird mit den Frauen und Kindern?“
„Innerhalb der Festungsmauern von Kinloch House sind sie sicher. Dort werden sie bis zum Ende des Kriegszustands wohnen.“
„Und das Mädchen? Meredith Mac Alpin?“
Brice trieb nervös sein Pferd voran. Er presste die Lippen aufeinander. Ja, dachte er, was mache ich mit Meredith?
Es gab noch immer die Möglichkeit, sie freizulassen. Natürlich würde sie die Lügen, die Gareth MacKenzie über den Hochland-Barbaren verbreitete, bereitwillig bestätigen, und der Name Campbell wäre für alle Zeiten besudelt. Andererseits wäre Meredith MacKenzies Willkür ausgeliefert, und früher oder später wäre sie sein nächstes Opfer.
Brice überlegte. Konnte er Meredith das schwere und entbehrungsreiche Leben einer Belagerung zumuten? Er durfte sie nicht ewig bei sich festhalten. Aber im Moment erschien es ihm als die einzige Lösung.
„Die Frau bleibt in Kinloch House“, rief er Angus über die Schulter zu.
„Oh, Mylady. Das ist viel zu schön für mich!“ Mistress Snow drehte und wendete sich vor dem einzigen Spiegel des Hauses, einer Erinnerung an Brice Campbells Aufenthalt in Frankreich. „Ich sehe ja aus wie eine Schlossherrin.“
„Ja, warum denn nicht?“, meinte Meredith lächelnd. Sie stand vor der hübschen jungen Frau und betrachtete stolz ihr Werk.
Eigentlich war immer Brenna die Nähkünstlerin gewesen. Schon als kleines Mädchen hatte sie Säume gestichelt, Kragen gefältelt und Gürtel bestickt. Mit wenigen Bändchen, Rüschen und Spitzen hatte sie das einfachste Kleid in einen Traum verwandelt.
Ungeübt, wie sie war, hatte Meredith sich die größte Mühe gegeben. Und die Mühe hatte sich gelohnt. Die vielen einsamen Stunden und Tage in dem stillen Haus waren schnell verflogen. Wenn sie nicht
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