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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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direkt Unangenehmes.
    Ich rief am nächsten Tag bei Heitekkuck an und machte einen Liefertermin aus. Dann ging ich zu meinem Hausmeister und sagte ihm, ich hätte eine Küche zu verschenken. Das interessierte ihn lebhaft, denn er kannte eine arme Familie, die sie gerne übernehmen würde. Ich wußte, daß er sie ihnen nicht schenken, sondern verkaufen würde – so gut kannte ich ihn schon lange –, aber das war nicht mein Problem, Hauptsache, ich wurde die alte Küche los.
    »Ich muß eine Woche lang verreisen. Hier sind die Schlüssel für meine Wohnung. Sie sollten die alte Küche bis Donnerstag ausgebaut haben, denn dann kommt die neue. Ich wär Ihnen dankbar, wenn Sie den Einbau der neuen ein wenig überwachen könnten, wenn ich schon nicht selber da sein kann.«
    Der Hausmeister war ganz begeistert von diesem Vorschlag. Wahrscheinlich verwendete er meine Wohnung in meiner Abwesenheit als Liebesnest mit seiner Freundin, vermietete sie an Pokerrunden und was es sonst noch für Möglichkeiten gab, aber solange ich davon nicht direkt tangiert war, nahm ich das gleichmütig hin. In meiner Wohnung gibt es so gut wie nichts Persönliches, so daß es gleichgültig ist, ob sich Fremde darin aufhalten oder nicht.
    Ich verreiste also eine Woche lang. Meinem Beruf des Übersetzers kann ich dank meines sehr guten Laptops überall nachgehen, in Hotelzimmern ebenso wie im Freien, sofern es warm genug für die Batterien des Geräts ist. Ich fuhr nach Luzern und verbrachte eine nette Woche in gemütlichen Beizen, mit Bergwanderungen, Fahrten mit der Pilatusbahn und mit Dampfern auf dem See. Als ich nächsten Montag wieder nach Hause kam, läutete ich beim Hausmeister.
    »Und, habe ich jetzt eine neue Küche?« fragte ich ihn. Er nickte und meinte: »Ihre alte war ganz schön verdreckt, kann ich Ihnen sagen. Eine Zeitlang haben wir uns gefragt, ob wir nicht einen Herrn vom Naturwissenschaftlichen Museum kommen lassen sollten, ich glaub nämlich nicht, daß alle Insektenarten, die hinter Ihrem Mistkübel herauskamen, der Wissenschaft schon bekannt sind.«
    Ich gab dem Hausmeister für seine Bemühungen um die Reinigung und den Aus- und Einbau der alten beziehungsweise neuen Küche ein erkleckliches Trinkgeld und ging in meine Wohnung, die intelligente Küche anzustaunen.
    Man sah ihr die Intelligenz nicht an, sie sah aus wie jede andere Küche, kam mir zumindest bei der ersten Inaugenscheinnahme vor. Die Farbe gefiel mir nicht unbedingt, aber ich würde mich daran gewöhnen. Da der Kühlschrank leer war, ging ich in den Supermarkt, dem ich die leere Küche verdankte, und kaufte zwei Sechserpack Altbier, ein bißchen Wurst, Brot und Käse sowie Gewürzgurken, Mixed pickles, Dosenspargel und einige Fischkonserven.
    Es dauerte ein paar Tage, bis zum erstenmal etwas passierte, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich war wenig zu Hause gewesen, hatte ein paarmal im Gasthaus oder bei Freunden gegessen und stellte gegen Ende der Woche fest, daß die Wurst immer noch im Kühlschrank lag, mittlerweile aber ein bißchen grün aussah.
    Ich suchte also den Abfallkübel und fand ihn auf der Innenseite der Tür unter der Spüle. Nachdem ich die Wurst hineingeworfen und die Tür geschlossen hatte, was automatisch auch den Deckel des Kübels verschloß, sagte eine sonore, wenn auch etwas ausdrucksarme Stimme: »Jeden Tag verhungern 40.000 Kinder; das sollte man bedenken, wenn man Lebensmittel wegwirft.«
    Ich blickte um mich, wie es wohl jedermann in meiner Situation getan hätte. Es war niemand da. Litt ich an Gehörshalluzinationen? Es gab keinen Grund dafür. Ich trank zwar viel Bier, aber so viel nun auch wieder nicht. Ich nahm auch keine anderen Drogen, zumindest nicht regelmäßig. Im übrigen sind Gehörshalluzinationen typisch für tierische Drogen, und fast alles, was man zu kaufen kriegt, ist pflanzlicher Natur und drückt eher auf die optischen Tasten. Also, was war das gewesen? Ich öffnete noch mal die Tür zum Abfallkübel und schloß sie wieder. Diesmal hörte ich nichts außer den üblichen Geräuschen. Schön, hatte ich mich eben geirrt.
    Am nächsten Morgen frühstückte ich zum erstenmal seit Tagen zu Hause. In der letzten Zeit war ich immer nach dem Aufstehen gleich weggegangen und hatte irgendwo in einem Restaurant einen Kaffee gekippt. Aber am Vorabend hatte ich Eier, Speck, Butter und noch ein paar Dinge gekauft, die zu einem ordentlichen amerikanischen Frühstück gehören. Die nahm ich jetzt aus dem Kühlschrank und

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