Die wahre Lehre - nach Mickymaus
gleich.
Als er vor den strengen Großkomtur trat und das abgeschlagene Drachenhaupt diesem zu Füßen legte, geriet der alte Herr nicht in Staunen, sondern, ob der Mißachtung seines Gebots, in flammenden Zorn und befahl, daß sie den Ritter ergriffen und in den Kerker würfen.
Aber die Nachricht vom Ende des großen Drachens verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die ganze Insel Rhodos, und das Volk, in der Erwartung, daß der Abglanz des Ruhmes dieses Helden auf es fiele, ersuchte den Großmeister eindringlich, sein Urteil zu revidieren.
Ellion de Villanova, die Tat des jungen Ritters noch einmal überdenkend, ließ ihn aus dem übelriechenden Kerkerloch herausheben, waschen und in die höchsten Ehren des Ordens kleiden.
Und so steht dann später an des Recken Grabmal diese Inschrift:
F. Deodatus de Gozon. Dieser sehr tapfere Held schlug die außerordentlich schreckliche und arme rhodisische Bauern fressende Schlange von unheimlicher Größe und ward nachher im Jahre des Herrn 1349 zum Großmeister des Ordens zum Heiligen Johannes dem Almosenspender – erkoren.
AD MAIOREM DEI GLORIAM.
Damit endet unsere Geschichte, wenn auch die schöne Prinzessin fehlt. Aber die findet sich nur im Märchen …
Originaltitel: ›Drak‹
Copyright © 1973 by Václav Kajdoš
Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Tschechischen übersetzt von Karl von Wetzky
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Carter Scholz
Amadeus
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M eine Mutter erzählte mir schon früh, als ich noch ein kleiner Junge war und gerade anfing, Klavier zu spielen, daß ich mit Mozart verwandt sei. Unser Hausname war Schwartz, und mein voller Name wirkte durch den Anspruch, der in ihm steckte, noch lächerlicher: Gregor Corso Amadeus Schwartz. Erst später erfuhr ich, daß ›Amadeus‹ gar nicht auf der Geburtsurkunde stand, sondern eine der typischen Ausschmückungen meiner Mutter war, mit denen sie die Vergangenheit zu verschönen suchte. Sie bestand jedoch darauf, daß die Großmutter ihrer Mutter ein uneheliches Kind von Franz Xaver Mozart, dem Sohn des großen Wolfgang, gewesen sei. Ich fand diese Geschichte ziemlich unangenehm, da ich das traurige Schicksal von Franz Xaver kannte. Außerdem pflegte meine Mutter mir, wenn ich mit einer besonders schwierigen Sonate kämpfte, vorzuwerfen, daß ich meines großen Erbes nicht würdig sei.
Während meiner Studienzeit entdeckte ich, daß meine Mutter mit ihrer ganzen Sprechweise Filmstars nachahmte. Wenn ich in einem uralten Film mit Katharine Hepburn oder Jean Arthur oder Rosalind Russell saß, der schon für die Generation meiner Mutter (kurz vor der Jahrtausendwende) ein Oldie gewesen sein mußte, hörte ich durch das Rauschen und Knistern der abgeleierten Kopie den Tonfall meiner Mutter oder sah eine ihrer charakteristischen Handbewegungen. Mit Haß im Herzen lachte ich bei der Erinnerung an sie; sie wußte nie, wann eine Szene zu Ende war. Sie hatte nie verstanden, daß das Leben weniger zuvorkommend war als Drehbuchautoren, und geriet in Verlegenheit, wenn nicht alle Szenen so nahtlos aufeinanderfolgten wie im Film.
Dachte sie, das könnte sie retten? Charme könnte erkauft werden? Nein. Im nachhinein verstand ich ihre Ausflüchte, ihr Besitzstreben, ihre Betrügereien und fand meine eigene Methode, klarzukommen und dem unsagbaren Grauen im Kern meines Wesens standzuhalten. Ich schaffte nie, es wirklich zu meistern, aber ich lernte die nötigen Kunstgriffe, um es in Schach zu halten.
Im Jahre 2007 schloß ich die Musikhochschule mit dem Konzertexamen ab und ergriff den einzigen Beruf, der sich bot: ich hielt den Studenten Vorlesungen über Mozart. Ich spielte hervorragend Klavier und konnte in allen Stilrichtungen der westlichen Tradition fachkundig komponieren, außer in der zeitgenössischen: Es gab keinen zeitgenössischen Musikstil, nur die öden, neurotischen Refrains der populären Schlager, die aus ständig wiederholten Tonfolgen in verschiedenen Metren bestanden und exakt 4 Minuten dauerten, so daß sie sich ideal zum Tanzen eigneten. Außerdem gab es liturgische Musik, die genauso aufgebaut war, nur daß statt der amerikanischen Schlagerlyrik armseliges Latein gesungen wurde – als ob ein Baß-Refrain dadurch Würde erhalten könnte, daß man ihn ›Cantus firmus‹ nannte! Ein Freund von mir schrieb diese neue Kirchenmusik und hatte ein schlechtes Gewissen dabei.
Aber in den Kompositionsklassen ging es nur um Analyse. Kunst
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